Schneller Magazin 03/13 (PDF, 2MB) - EMS

Hierzulande verstehen viele nicht,
warum so viele Ägypter nach wie vor
auf die vom Militär unterstützte Übergangsregierung
setzen.
Im Westen gibt es ein großes Missverständnis.
Nicht wir stehen hinter dem
Militär, sondern das Militär steht hinter
uns. Das ägyptische Volk hat das Militär
um Hilfe gebeten. Und wir gehen davon
aus, dass das Militär nicht dauerhaft regieren
wird, sondern die Macht bald an eine
demokratisch legitimierte Regierung
abgibt.
Was können Christen in Europa für
ihre Geschwister am Nil tun?
Ich wünsche mir, dass die Menschen in
Deutschland sich über die Situation in
Ägypten informieren, dass sie versuchen,
uns zu verstehen und nicht gleich über
uns in ihren Kategorien urteilen. Wie hätten
denn die Deutschen gehandelt, wenn
ein demokratisch gewählter Präsident sich
von Anfang an vollkommen undemokratisch
verhält? In Ägypten sind Menschen
aus allen Schichten auf die Straße gegangen
und haben dagegen demonstriert und
gewaltfrei Mursis Rücktritt gefordert.
Neben dem Verständnis der Europäer
brauchen wir aber auch finanzielle Unterstützung
für den Wiederaufbau der jetzt
zerstörten Kirchen. Das können wir alleine
nicht stemmen.
Die Fragen stellte Katja Dorothea Buck.
ZUR PERSON:
Der Theologe Tharwat Kades stammt aus
Ägypten und kam 1967 nach Deutschland,
wo er in Islamwissenschaft promovierte.
Bis zu seiner Pensionierung 2001 war er
Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen
und Nassau. Seither arbeitet er ehrenamtlich
für seine Heimatkirche, die Presbyterianische
Kirche von Ägypten, in der er für
Dialog und Ökumene zuständig ist. Der
71-Jährige ist außerdem Gemeindepfarrer
im mittelägyptischen Mallawi.
Die Presbyterianische Kirche von Ägypten
ist Partnerkirche des Berliner Missionswerks,
das deren Arbeit kontinuierlich
unterstützt.
Foto: Katja Buck
Verständnis für die Haltung der Christen in
Ägypten wünscht sich Pfarrer Dr. Tharwat
Kades von den Schwestern und Brüdern in
Europa.
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