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Schneller Magazin 03/13 (PDF, 2MB) - EMS

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MEDIEN<br />

KEIN RESPEKTVOLLER DISKURS<br />

Zur Kritik an Ulrich Kadelbachs Buch „Bethlehem“<br />

Im Rundbrief des Denkendorfer Kreises<br />

vom Juni 20<strong>13</strong> hat Birgit Schintlholzer-Barrows<br />

eine überaus scharfe<br />

Kritik zu Ulrich Kadelbachs Buch<br />

„Bethlehem. Zwischen Weihrauch und<br />

Tränengas“ veröffentlicht. An verschiedenen<br />

Stellen wurde dieser Text<br />

nachgedruckt und hat für Diskussionsstoff<br />

gesorgt, was Anlass für folgenden<br />

Artikel ist.<br />

Interessanterweise haben beide, Rezensentin<br />

und Autor, Erfahrungen in<br />

einem Freiwilligendienst gemacht. Der<br />

emeritierte Pfarrer Ulrich Kadelbach war<br />

2010 im Rahmen des „Ökumenischen<br />

Begleitprogramms in Palästina und Israel“<br />

in Bethlehem und hat vor allem Palästinenserinnen<br />

und Palästinenser begleitet.<br />

Davon handelt sein Buch, das jetzt massiv<br />

in die Kritik geraten ist. Doch auch Birgit<br />

Schintlholzer-Barrows war bereits als Freiwillige<br />

für mehrere Wochen in Israel und<br />

zwar über die Organisation „Sar El“. Für<br />

die israelische Armee hat sie medizinisches<br />

Material vorbereitetet sowie Jeep-Antennen<br />

und Kopfhörer für Helme repariert.<br />

Man kann sich leicht ausrechnen, dass<br />

beide den Nahostkonflikt unterschiedlich<br />

beurteilen. Eine harte und faire Kritik von<br />

Schintlholzer-Barrows am Kadelbach-<br />

Buch wäre daher gewiss spannend zu lesen<br />

gewesen – denn es ist durchaus ein einseitiges<br />

Buch; ein Buch, das sehr genau vor<br />

allem eine Seite des Konfliktes zeigt. Und<br />

genau das ist seine Stärke. Ebenso spannend<br />

wäre ein genauso einseitiges Buch<br />

der Kritikerin zu lesen gewesen, in welchem<br />

sie aus ihrer Erfahrung das Erleben<br />

der jungen israelischen Soldaten<br />

beschreibt. Beide Perspektiven zusammengenommen<br />

hätten den Leserinnen und<br />

Lesern vielleicht die Möglichkeit einer<br />

echten Empathie eröffnet mit Menschen<br />

auf ganz unterschiedlichen Seiten, die oft<br />

eines gemein haben: Sie sind des Nahostkonfliktes<br />

müde.<br />

Leider wurde diese Chance verpasst.<br />

Schintlholzer-Barrows Kritik lässt jegliche<br />

Fairness vermissen: Kadelbach sei „besessen“<br />

davon, „Juden als Täter zu sehen“. Er<br />

verschweige „Informationen über die systematische<br />

Hetze in palästinensischen<br />

Schulen und Medien (…), die schon Kinder<br />

zum Judenhass erziehen“. Schließlich<br />

„dämonisiere“ und „delegitimiere“ er den<br />

jüdischen Staat.<br />

Es ist ja wahr: Der Antisemitismus, der<br />

oft in der Verpackung einer gepflegten<br />

Israelkritik daherkommt, stellt heute weltweit<br />

ein massives Problem dar. Und die<br />

antijüdischen Stereotype, die in manchen<br />

Teilen der arabischen Gesellschaften kultiviert<br />

werden, tun weh. Ulrich Kadelbach<br />

ist aber gerade kein Anwalt dieser unappetitlichen<br />

Erscheinungen. Das Hören und<br />

Ernstnehmen jener Stimmen, die er in seinem<br />

Buch zu Wort kommen lässt, ist vielmehr<br />

wichtiger Bestandteil eines<br />

demokratischen Diskurses, der auch in<br />

Israel seinen Platz hat. Den Luxus, eine<br />

Auseinandersetzung allein um des Rechthabens<br />

willen zu führen, können sich<br />

nämlich weder Israelis noch Palästinenser<br />

leisten.<br />

Doch Schintlholzer-Barrows schreibt<br />

vielmehr bezugnehmend auf den Untertitel<br />

des Buches von ihrem Erschrecken<br />

„wenn Christen, die wie keine andere Reli-<br />

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