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Schneller Magazin 03/13 (PDF, 2MB) - EMS

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CHRISTEN UND DER NAHE OSTEN<br />

DIE HOFFNUNG IST NICHT ZERSTÖRT<br />

Ein ägyptischer Pfarrer berichtet von Ausschreitungen gegen Christen<br />

Mitte August ist es zu schweren Ausschreitungen<br />

gegen Christen in Ägypten<br />

gekommen. Überall im Land<br />

wurden Kirchen, christliche Einrichtungen<br />

und Privathäuser in Brand<br />

gesetzt. Der ägyptische Pfarrer Dr.<br />

Tharwat Kades ist selbst betroffen.<br />

Sein Haus und die Kirche in seinem<br />

Heimatort Mallawi wurden zerstört.<br />

Trotzdem sieht er mehr denn je Hoffnung<br />

für die Christen in Ägypten.<br />

Wie konnte es zu solchen Exzessen<br />

kommen?<br />

Gewalt gegen Christen ist in Ägypten kein<br />

neues Phänomen. In den letzten Jahren<br />

sind immer wieder christliche Einrichtungen<br />

zerstört worden. Die Ausschreitungen<br />

Mitte August müssen aber auch auf dem<br />

Hintergrund der Absetzung von Präsident<br />

Mohammed Mursi gesehen werden. Islamistische<br />

Extremisten machen die Christen<br />

dafür verantwortlich.<br />

Sie sind selbst von den Ausschreitungen<br />

betroffen.<br />

Ja, meine Kirche in Mallawi gehört zu den<br />

63 Kirchen, die jetzt zerstört wurden. Es<br />

ist die Kirche, in der ich getauft und konfirmiert<br />

wurde. Seit 2006 bin ich auch<br />

Pfarrer in Mallawi. Mein Haus dort wurde<br />

ebenfalls zerstört. Sie haben die ganze Einrichtung<br />

auf die Straße geworfen, vom<br />

Schlafzimmer bis zur Klimaanlage, und<br />

haben dann alles angezündet. Die Kirche<br />

muss komplett neu aufgebaut werden.<br />

Zwölf Stunden haben sie in Mallawi gewütet.<br />

Weiß man, wer das gemacht hat?<br />

Es waren extremistische Gruppen, nicht<br />

nur Ägypter. Viele sollen aus dem Ausland,<br />

aus Pakistan oder Afghanistan, stammen.<br />

Die schwarze Al-Qaida-Fahne wurde bei<br />

ihnen gesehen. Diese Leute sind für solche<br />

Aktionen trainiert. In Mallawi wurden<br />

sämtliche Kirchen und Klöster zerstört.<br />

Wie geht es für Ihre Gemeinde weiter?<br />

Meine Gemeinde, zu der etwa 300 Familien<br />

gehören, feiert jetzt Gottesdienst in<br />

einem Nebenraum, der nicht vollständig<br />

zerstört wurde. Trotz allem müssen wir uns<br />

immer wieder sagen: Die wahre Kirche ist<br />

in unseren Herzen. Die kann keiner zerstören.<br />

Werden Christen in Ägypten systematisch<br />

verfolgt?<br />

Das kommt auf die Definition an. Wenn<br />

man sich nur darauf beschränkt, wie die<br />

Extremisten mit uns umgehen, dann ist<br />

das schon Verfolgung. Für sie sind wir<br />

Christen Sündenböcke. Es gibt aber so viele<br />

besonnene Muslime in Ägypten, die<br />

sich für den Schutz der Christen einsetzen.<br />

In Ägypten leben seit mehr als 1400 Jahren<br />

Christen und Muslime zusammen. Das<br />

nachbarschaftliche Miteinander funktioniert<br />

im Allgemeinen gut.<br />

Ist die Situation für Christen in Ägypten<br />

schlechter oder besser als unter<br />

Mubarak bzw. unter dem jetzt abgesetzten<br />

Präsidenten Mohammad<br />

Mursi?<br />

Die Ereignisse von Mitte August haben<br />

uns Angst gemacht. Das steckt man nicht<br />

so leicht weg. Insgesamt ist die Situation<br />

für uns Christen aber besser, weil wir wieder<br />

Hoffnung haben. Wir bauen auf die<br />

Übergangsregierung, dass sie es schafft, die<br />

Verhältnisse grundlegend zu verbessern.<br />

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