CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
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<strong>CHRONIQUES</strong> <strong>ET</strong> <strong>COMPTES</strong> <strong>RENDUS</strong> 279<br />
chronik. Zwei weitere hierher gehörende Texte sind angeschlossen. Unter den Papstchronik-Fortsetzungen<br />
lassen sich zwei Gruppen unterscheiden : solchen, die auf bestehenden<br />
Fortsetzungen aufbauen oder sonstwo anknüpfen, stehen andere Texte<br />
gegenüber, für die eine vermittelnde Schrift zumindest nicht nachweisbar ist. Für die<br />
erste Gruppe lassen sich die Abhängigkeiten durch eine stemma-artige Figur veranschaulichen;<br />
an deren Spitze stehen aus Italien gekommene Fortsetzungen. Manche<br />
englische Papstchronik-Fortsetzungen knüpfen bei anderen kontinentalen oder englischen<br />
Chroniken an. In dem umfangreichen Editionsteil werden sechzehn Texte (oder<br />
Auszüge aus solchen) kritisch ediert. — Es ist darauf zu achten, daß diese Edition<br />
wirklich nur in der 2., verbesserten Auflage verwendet wird.<br />
Engelbert von Admont (um 1250-1331), ein Denker, der durch seine Studien in Prag<br />
und in Padua mit den aristotelischen Schriften zur praktischen Philosophie in Berührung<br />
gekommen war, und der später als Abt zunächst von St. Peter in Salzburg, dann des<br />
Klosters Admont in der Steiermark wirkte, verfaßte drei Traktate ethisch-politischen<br />
Charakters, darunter den Fürstenspiegel ‘De regimine principum’ und ein Werk über<br />
Tugend und Glückseligkeit, gerichtet an adelige Laien, ‘Speculum virtutum’. Unter der<br />
Leitung von Jürgen Miethke hat Karl U b l — welcher bereits in seiner Dissertation über<br />
Engelbert gehandelt hatte (s. ALMA 62,2004, S. 253) — die kritische Erstedition des Laienspiegels<br />
an die Hand genommen : Engelbert von Admont, Speculum virtutum. Herausgegeben<br />
von Karl U b l . In : Die Schriften des Alexander von Roes und des Engelbert von<br />
Admont, Teil 2. (Monumenta Germaniae Histórica : Staatsschriften des späteren Mittelalters<br />
I 2). Hannover : Hahn, 2004. VIII, 522 Seiten. ISBN 3-7752-0300-1. — Diese sich<br />
in 12 partes oder (kleine) Bücher gliedernde Schrift ist geprägt durch ein auf naturrechtlichen<br />
Vorstellungen beruhendes Gottesverständnis, in welchem christlich-theologische<br />
Gedankengänge weitgehend gemieden sind ; dementsprechend sind Zitate aus der<br />
Bibel oder Anklänge an sie für mittelalterliche Verhältnisse höchst selten. Das Werk<br />
beruht weitestgehend auf den Schriften des Aristoteles, vor allem auf der Nikomachischen<br />
Ethik und der Rhetorik. Weitere Quellen sind Texte Ciceros, Senecas und des Boethius,<br />
die Engelbert jedoch, im Gegensatz zu den Schriften des Aristoteles, vielfach nicht wörtlich,<br />
sondern nur sinngemäß zitiert. Neben vielen weiteren antiken und mittelalterlichen<br />
Schriftstellern — unter ihnen etwa Thomas von Aquin und Aegidius Romanus, ‘De regimine<br />
principum’ — zieht Engelbert auch zahlreiche Florilegien sowie Sprichwortgut<br />
heran. Großes Gewicht haben bei ihm exempla. Was den Inhalt betrifft, geht es nicht<br />
nur um gute und schlechte Lebensführung im moralischen Sinne, sondern auch — so<br />
in Buch 10 — um das, was den Umgang mit den Mitmenschen angenehm macht,<br />
um Urbanität. Zu den feinen Manieren, die man sich zulegen soll, gehört die Meisterung<br />
gepflegter Konversation und dergleichen mehr. Engelbert hat seinen Tugendspiegel<br />
wohl im Zeitraum 1306/13, somit während seines langen Admonter Abbatiats (1297-<br />
1327), abgefaßt und er widmet es zwei habsburgischen Herzögen. Er wird erstmals<br />
im Geschichtswerk des Johannes von Viktring (vor 1343) erwähnt, war dann auf den<br />
Konzilien von Konstanz und von Basel in Umlauf, sodann an der Universität Köln<br />
und weiteren deutschen Universitäten, ferner in Cambridge. Das ‘Speculum virtutum’<br />
hat sich in 28 Handschriften erhalten ; diese gliedern sich in zwei Klassen, von denen die<br />
eine (a) mehr und ältere Textzeugen umfaßt, welche im Einzelfall oft gute Lesarten aufweisen.<br />
Die andere Klasse (b) bietet jedoch insgesamt den besseren Text und wird daher<br />
im allgemeinen zur Editionsgrundlage genommen. In einem Werk wie dem vorliegenden<br />
läßt sich verhältnismäßig leicht zwischen sinnvollen und unsinnigen Varianten unterscheiden,<br />
und durch Weglassung der letzteren konnte der textkritische Apparat knapp<br />
gehalten werden. Als kleine Gegenprobe wird der Widmungsprolog mit allen Varianten<br />
abgedruckt.