CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
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288 P<strong>ET</strong>ER STOTZ<br />
onsgeschichte 4). Berlin : Akademie Verlag, 2003. 595 Seiten. ISBN 3-05-003666-4. —<br />
Das Hauptziel dieser Trierer Habilitationsschrift ist, die Rezeption und den Wirkungserfolg<br />
der einzelnen Werke Hildegards über einen längeren Zeitraum hin zu erkunden. In<br />
einem ersten Hauptteil werden die Basishandschriften und die Editionen von Hildegards<br />
Werken erforscht. Ausgangspunkt ist dabei die Handschrift, die für Jahrhunderte die<br />
Grundlage für die Kenntnis von Hildegards Schriften war: der Wiesbadener Riesencodex,<br />
und ist der Prozeß von dessen Herstellung im Skriptorium des Klosters Rupertsberg.<br />
Nacheinander werden dann die großen Werke bzw. Werkkomplexe untersucht nach<br />
Rezeptionsspuren im Mittelalter, nach der handschriftlichen Überlieferung im<br />
Einzelnen, nach der jeweiligen Editio princeps u. a. m. An der Spitze stehen die drei<br />
großen Visionsbücher : ‘Scivias’, ‘Liber vitae meritorum’ und ‘Liber divinorum<br />
operum’. Dann folgt das Epistolarium, einschließlich der ursprünglich darin überlieferten<br />
beiden Viten, ‘Vita Ruperti’ und ‘Vita Disibodi’, sowie der umfangreicheren<br />
Brieftraktate, die zum Teil ausgegliedert und als Werke eigener Geltung behandelt<br />
wurden. Die beiden Sprachtraktate ‘Lingua ignota’ und ‘Litterae ignotae’ haben eine nur<br />
ganz schmale Wirkungsgeschichte. Besondere Probleme werfen die beiden naturkundlich-medizinischen<br />
Schriften auf : der ‘Liber simplicis medicinae’ (auch ‘Physica’<br />
genannt, bereits 1533 gedruckt) und der ‘Liber compositae medicinae’ (auch ‘Causae et<br />
curae’ genannt, 1903 erstmals ediert). Der zweite, weit weniger umfangreiche Teil der<br />
Arbeit betrifft einzelne Rezeptionsweisen und -Zusammenhänge : die Erwähnung Hildegards<br />
in chronistisch-annalistischen Texten, sodann in der Mystik, in Ars moriendi-<br />
Texten, in Reformschriften und in der Predigtliteratur. Auch pseudepigraphische und<br />
polemische Überlieferungen werden erörtert. Schließlich wird Johannes Trithemius<br />
(1462-1516) als großer Propagator Hildegards gewürdigt. Zu den Ergebnissen dieser<br />
vielschichtigen Studie zählen die folgenden : Der Anteil Hildegards als Autorin an den<br />
einzelnen Werkgruppen ist unterschiedlich und die Erarbeitung der Werke gliedert sich<br />
in drei Phasen; der Verlust ihres Sekretärs Volmar 1173 bedeutet einen wichtigen<br />
Einschnitt. (Der Anteil der verschiedenen Sekretäre an Hildegards Schriften ist noch<br />
nicht genügend geklärt.) Die dritte Phase liegt in den Jahrzehnten nach ihrem Tode, als<br />
sich eine « produktive Fortschreibung » von Hildegards Werk ereignete. Im 12./13. Jahrhundert<br />
waren vor allem ihre visionären Werke beliebt. Erwähnt sei die Zusammenstellung<br />
von Auszügen aus ihrem Werk unter apokalyptischem Blickwinkel durch Gebeno<br />
von Eberbach SOCist in seinem ‘Pentachronon’ (um 1220). Teile ihrer visionären<br />
Schriften wirkten vielfach in Überlieferungssymbiose mit vergleichbaren Texten anderer<br />
Autoren fort. Wichtig war die Überlieferung im monastischen Milieu, namentlich auch<br />
bei den Zisterziensern. Die naturkundlichen Werke gelangten erst spät zu nennenswerter<br />
Wirkung. Interessant ist der Entstehungsprozeß des ‘Liber compositae medicinae’, in<br />
welchen spätere Redaktoren eingegriffen haben. Im 13. und vollends im 14. Jahrhundert<br />
kommt es in der Produktion von Hildegard-Handschriften zu einem Einbruch, im<br />
15. Jahrhundert wieder zu einem Aufschwung, der sich damals allerdings noch nicht in<br />
gedruckten Ausgaben äußerte.<br />
Kurz sei hier von einer Monographie die Rede, welche einem kirchen- und theologiegeschichtlich<br />
wichtigen Legendenkomplex gewidmet ist, nämlich Erzählungen<br />
davon, daß eine (Kloster-)Kirche von Christus und den Engeln selber gçweiht worden<br />
sei : Matthias M. Tischler. Die Christus- und Engelweihe im Mittelalter. Texte, Bilder<br />
und Studien zu einem ekklesiologischen Erzählmotiv. (Erudiri sapientia. Studien zum<br />
Mittelalter und zu seiner Rezeptionsgeschichte 5). Berlin: Akademie Verlag, 2005.<br />
244 Seiten, Abb. ISBN 3-05-004075-0. — Ausgehend von der Feststellung, daß die<br />
mittelalterlichen Kirchweihlegenden ganz allgemein in der Kirchen- und Theologiegeschichte<br />
bisher nicht die nötige Aufmerksamkeit gefunden haben, kommt der Verfasser