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CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

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<strong>CHRONIQUES</strong> <strong>ET</strong> <strong>COMPTES</strong> <strong>RENDUS</strong> 273<br />

vier Textelemente, in genau entsprechender Druckanordnung, ins Deutsche übersetzt<br />

gegenüberstehen. In der 3., dem althochdeutschen Text vorbehaltenen Spalte ist nicht<br />

nur in der Edition, sondern auch in der Übersetzung, durch die Verteilung von Antiqua<br />

und Kursive, zwischen Deutsch und Latein genau unterschieden. Der modernen deutschen<br />

Wiedergabe ist große Sorgfalt gewidmet; in der Einleitung wird über die<br />

befolgten Grundsätze eingehend Rechenschaft abgelegt. Eine mit viel Überlegung erarbeitete,<br />

höchst benutzerfreundliche Edition !<br />

An der mittelalterlichen Weltchronistik fesselt uns vor allem die in ihr zutage<br />

tretende geistige Gesamtschau, interessiert die Art der historischen Darstellung und die<br />

Bewertung der Ereignisse. Hervorgegangen ist sie jedoch — das vergißt man vielleicht<br />

bisweilen — aus komputistisch-chronologischen Bemühungen. Zunächst, aber auch<br />

immer wieder neu, stellte sich das Problem, die verschiedenen Zyklen (Mondjahr,<br />

Sonnenjahr, 7-Tage-Woche) und Ären, die chronologischen Fixpunkte in der historia<br />

sacra und der Profangeschichte, miteinander in Einklang zu bringen. Ganz im Banne<br />

dieser Bemühungen steht das Werk ‘De decursu temporum’ Heimos von Bamberg (etwa<br />

1080/90 bis 1139), eines Schülers des Chronisten Frutolf von Michelsberg. Heimo fühlt<br />

sich veranlaßt, die Zeitrechnung zu verbessern, nämlich die Weltschöpfungsära um<br />

73 Jahre im Sinne einer Verlängerung zu korrigieren. Er tut dies in einer ausladenden,<br />

aus sieben Büchern bestehenden Untersuchung, welche eine Weltchronik eigener Art<br />

darstellt. Die ersten drei Bücher gelten der Zeit bis zur Passion Christi, das vierte und<br />

fünfte Buch der Zeit seither, somit der sexta aetas nach der hergebrachten Weltalterlehre<br />

; in den Büchern VI und VII wird das zuvor Ausgeführte in tabellarischer Form<br />

nochmals dargestellt. Näherhin enthält Buch I eine grundlegende Untersuchung des zeitlichen<br />

Ablaufs zwischen Weltschöpfung und Passion, in Buch II werden die Ergebnisse<br />

aus Nachrichten der profanen Geschichtsschreiber bestätigt, während Buch III der<br />

Erklärung der Prophetie von den siebzig (Jahr-)Wochen (Dan. 9, 24-27) gewidmet ist. In<br />

Buch IV werden die anni Domini mit den Regierungsjahren der Herrscher verrechnet —<br />

eine Eigenheit Heimos ist, daß er die sexta aetas nicht mit der Geburt, sondern mit der<br />

Passion Christi beginnen läßt —, in Buch V werden die Pontifikatsjahre der Päpste damit<br />

koordiniert. Von Heimos Arbeit gibt es zwei Fassungen, die sich je in einer Münchener<br />

Handschrift erhalten haben : Die erste datiert vom Jahre 1135 und ist in einer aus Augsburg,<br />

aus der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts stammenden Handschrift (clm 2, Sigle A)<br />

enthalten. Eine zweite, überarbeitete und vermehrte Fassung, entstanden im Zeitraum<br />

1135/38, ist in einer Tegemseer Handschrift aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts (clm<br />

18769, T) überliefert. Soeben ist die kritische Erstedition dieses Werks erschienen,<br />

hervorgegangen aus einer Würzburger Dissertation von 1983/84 : Heimo von Bamberg.<br />

De decursu temporum. Herausgegeben von Hans Martin W e i k m a n n . (Monumenta<br />

Germaniae Histórica: Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 19). Hannover :<br />

Hahn, 2004. VIII, 610 Seiten, 12 Abb. ISBN 3-7752-1019-9. Ediert sind darin die<br />

Bücher I bis V, während von den — großenteils aus Tabellen bestehenden — Büchern<br />

VI und VII nur die rahmenden Textpartien berücksichtigt sind. Der Hauptsache nach<br />

geht es, wie sich versteht, um die Endfassung, doch wird die kürzere Erstfassung auf der<br />

unteren Seitenhälfte mit ediert. Beigegeben ist eine in beiden Handschriften mit Heimos<br />

Chronik verbundene, verhältnismäßig kurze komputistische Schrift, die Heimo redigiert<br />

hat, für die er jedoch als Verfasser nicht feststeht.<br />

Vor kurzem ist, hervorgegangen aus einer Kölner Dissertation von 2000, eine auf<br />

breiter handschriftlicher Grundlage erarbeitete kritische Edition der metrischen ‘Vita<br />

beate Marie Egiptiace’ Hildeberts von Lavardin (BHL 5419) vorgelegt worden : Hildeberti<br />

Cenomanensis episcopi Vita beate Marie Egiptiace. Cura et studio Norbert Klaus<br />

L a r s e n . (Corpus christianorum, Continuado mediaevalis 209). Tumhout : Brepols, 2004.

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