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TITELTHEMA LESELUST<br />
„Unser Fokus ist weiblich“<br />
Bei der Edition Fünf dreht sich alles um Frauen –Schreiben, Erzählen, Erinnern.<br />
Jedes Jahr erscheinen fünf Bücher. L-MAG stellte der Herausgeberin fünf Fragen<br />
<strong>Das</strong> Konzept ist einleuchtend: Jedes Jahr<br />
erscheint in dem Verlag Edition Fünf ein<br />
Programm von fünf Büchern – Lieblingsbücher,<br />
vergessene Bücher, wiederentdeckte<br />
Bücher ausschließlich von Schriftstellerinnen.<br />
Schriftstellerinnen, deren Werke nun mal noch immer<br />
schneller vom Buchmarkt verschwinden als<br />
die ihrer männlichen Kollegen –was es Leserinnen<br />
erschwert, auf Vorbilder, Vordenkerinnen und<br />
Traditionen zuzugreifen.<br />
L-MAG-Autorin Dorothea Martin ist begeistert<br />
von Konzept, Ausstattung der Bücher und Auswahl<br />
der Texte und stellte Karen Nölle – Herausgeberin<br />
und neben Silke Weniger eine der zwei<br />
Gründerinnen – fünf neugierige Fragen.<br />
L-MAG: Mit welchen fünf Wörtern würden Sie<br />
Edition Fünf umschreiben?<br />
Karen Nölle: Eigensinn, Entdeckungslust, Leseglück,<br />
Lieblingsbücher, langlebig (im Sinn von<br />
Slow Books – wie Slow Food).<br />
Jährlich fünf verlegte Bücher – wie kam es zu<br />
dieser Zahl?<br />
Fünf ist eine Handvoll. Ein kleiner Fächer, den wir<br />
aus einer kleinen Vielfalt zusammenbauen. Es ist<br />
immer ein Schmöker dabei, eine Klassikerin, ein<br />
Debüt oder ganz junger Roman, ein Band mit Erzählungen<br />
(weil so viele Frauen die kurze Form <strong>für</strong><br />
ihr Schreiben wählen) und ein Buch mit biografischem<br />
Charakter, in dem es häufig auch ums<br />
Schreiben geht. Die fünf Bücher sind jedes <strong>für</strong> sich<br />
interessant, aber zusammen gelesen ergeben sie<br />
eine kleine Bibliothek rund um eine Idee weiblichen<br />
Schreibens, jedes Jahr wieder.<br />
„Uns interessiert,<br />
wie und<br />
was Frauen zu<br />
erzählen haben“<br />
Ihre Publikationen stehen jedes Jahr unter<br />
einem anderen Thema. Woher kommen diese<br />
Klammern und wohin geht der Weg?<br />
Die thematische Klammer ist inhaltlich gemeint, bezieht<br />
sich aber auch auf die Form. <strong>Das</strong> erste Thema<br />
„Aufbruch“ setzte den Ton. Es war unser Aufbruch<br />
ins Neuland des Büchermachens und wir haben lauter<br />
Bücher gewählt, die auf ganz eigene Weise Ideen<br />
vom Aufbruch zu weiblichem Glück verwirklichen.<br />
Im zweiten Jahr beschlossen wir nach dem Aufbruch,<br />
den Weg einer Heldin weiter zu gehen. Wer<br />
aufbricht, muss etwas wagen, um die kommenden<br />
Illsutration: Kathleen Bernsdorf, edition fünf<br />
Abenteuer zu bestehen. Nach dem Wagnis kommt<br />
die Reflexion: „Spiegel“. <strong>Das</strong> Umgehen mit und die<br />
Überwindung von Fremdbildern und Selbstbildern.<br />
Und jetzt das Thema „Verstrickungen“. Auf ihrem<br />
Weg geht die Heldin Beziehungen ein. Die Liebe<br />
tritt in ihr Leben und mit der Liebe –oder der Suche<br />
nach ihr – kommen die Komplikationen.<br />
Ein Verlag mit Konzentration auf Frauen, da<br />
stellt sich uns natürlich die Frage: Wie sieht es<br />
mit lesbischen Inhalten aus?<br />
Wir hätten in diesem Jahr sehr sehr gern eine lesbische<br />
Klassikerin aus Frankreich gebracht. Aber<br />
die Übersetzerinnen stießen auf unerwartete<br />
Schwierigkeiten mit dem Stil und die Rechte sind<br />
schwer zu klären. Wir werden dranbleiben. Vielleicht<br />
kann das Buch in ein, zwei Jahren kommen.<br />
Im nächsten Jahr, auch das verrate ich nicht komplett,<br />
kommt die Autobiografie einer lesbischen<br />
Autorin. Gendernormen werden in fast allen Büchern<br />
infrage gestellt. <strong>Das</strong> geht doch kaum anders,<br />
wenn Frauen auch nur nachzudenken beginnen.<br />
Und welche fünf Bücher nähmen Sie selbst mit<br />
auf eine einsame Insel?<br />
Auf jeden Fall die schönste Liebesgeschichte der<br />
Welt, Zora Neale Hurston, „Vor ihren Augen<br />
sahen sie Gott“ (siehe hierzu auch Seite 67), und<br />
Eudora Welty, „Vom Wagnis, die Welt in Worte zu<br />
fassen“; am liebsten alles von Inger Christensen.<br />
Lauter Bücher, die helfen, den eigenen Blick zu<br />
stärken und zu klären –und ein leeres Notizbuch.<br />
Die eigenen Gedanken ungestört aufschreiben, das<br />
ist <strong>für</strong> mich ein sehr verführerischer Gedanke.<br />
www.editionfuenf.de<br />
L-MAG<br />
TRIFF L-MAG AUF DER FRANKFURTER<br />
BUCHMESSE VOM 9. BIS 13. OKTOBER<br />
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2013<br />
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Querverlag (4.1 D77) –Halle 4, 1. Stock, Gang D, Stand 77<br />
www.l-mag.de<br />
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