Das Magazin für Lesben - L-Mag

MUSIK
Für immer Rockstar
Kate Pierson ist die weibliche Stimme der
Band B-52s. Mit L-MAG-Chefredakteurin
Manuela Kay sprach sie über ihr spätes
Coming-out und ihre kleine Hotelkette
Kate Pierson ist seit 38 Jahren Sängerin der US-Band B-52s. Mit Fred Schneider
und Keith Strickland waren die männlichen Bandmitglieder und damit die
Hälfte des Quartetts schon immer schwul. Im erwachsenen Alter von 55 Jahren
verschlug es schließlich auch Kate Pierson ans andere Ufer. Heute mit 65
ist die Frontfrau der Band mit ihrer unverkennbaren Stimme noch immer von
ihrer eigenen Musik und den Hits wie „Rock Lobster“ oder „Love Shack“ so
begeistert, dass sie selbst gern zur eigenen Musik tanzt und feiert.
L-MAG: Für eure Tour im Sommer wurden die B-52s als die beste Partyband
der Welt angekündigt. Wie kannst du nach fast 40 Jahren mit
der Band noch so partytauglich sein?
Kate Pierson: Das Geheimnis ist, nach dem Konzert nicht mehr auf Partys
zu gehen, das Konzert selbst ist die Party und all die Energie beziehen wir
vom Publikum. Wir waren ja nie die ehrgeizigste Band, die jedes Jahr ein
Album rausbringen musste. Es liegen16 Jahren zwischen den letzten zwei
Alben. Aber wir touren sehr viel und die Band ist wie eine Familie, wir bringen
uns noch immer zum Lachen … und auch zum Weinen.
Wie könnt ihr noch immer so Rock’n’ Roll sein?
Wir sind politisch sehr engagiert und verfolgen stets die
Nachrichten. Für mich persönlich ist es so: Ich tanze
während unseres Auftritts und habe so viel Spaß an
unserer Musik. Die ist überhaupt nicht alt, ich
könnte immer zu „Rock Lobster“ oder „Love
Shack“ tanzen. So wie manche Leute sich den
gleichen Film hundertmal anschauen, so ist es
mit unserer Musik.
Wie ist das mit dem politischen Engagement
der Band?
Wir hatten schon immer politische Botschaften
in unseren Songtexten versteckt. Als Ricky
(Wilson, ehemaliges Bandmitglied) 1985 starb,
wollte seine Familie zunächst nicht preisgeben,
dass er an Aids gestorben war. Doch dann wurde die
Familie sehr aufgeschlossen und unterstützte uns,
sodass wir uns viel im Aids-Aktivismus engagiert haben.
Wir machen auch viel für peta (Tierschutz-Organisation), ich
wurde sogar bei einer Protestaktion beim Vogue-Magazin
festgenommen.
Wofür wurdest du denn festgenommen?
Ich und zehn andere Frauen hatten die Büros von Vogue besetzt und haben
Sprechchöre über misshandelte Tiere gesungen. Die Polizei wurde gerufen,
und als wir nicht gehen wollten, haben sie uns eben verhaftet. Aber es wurde
keine Anklage erhoben. Unser Anliegen war, dass Vogue sich geweigert hatte,
eine Anzeige von peta abzudrucken, eine Anti-Pelz-Kampagne, aber im Gegenzug
Werbung für Pelzmode druckt.
Ich war schon an vielen Protesten beteiligt und die ganze Band hat sich schon
oft für peta engagiert, aber auch für andere Gruppen.
Unterstützt ihr auch schwullesbische Aktionen?
Ja, da sind wir auch sehr engagiert und wir spielen auch häufig auf CSDs.
Du hattest dein Coming-out ja ziemlich spät. Dabei warst du doch immer
mit schwulen Bandmitgliedern unterwegs, wieso kam das nicht früher?
Ich hatte immer sehr lange Beziehungen mit Männern. Dann traf ich Monica
und verliebte mich in sie. Das hatte gar nichts mit dem Geschlecht zu tun, ich
Die B-52s in aktueller
Tourbesetzung
habe mich einfach nur in Monica verknallt.
Vorher gab es keinen Grund für ein Comingout.
Ich hatte auch nicht das Gefühl, im
Schrank zu sein. Es passierte einfach so, ganz
natürlich, dann habe ich es aber auch nicht
versteckt.
Vorher kam es dir nie in den Sinn, dass du auf
Frauen stehen könntest? Du warst einfach zufrieden
und mit Männern zusammen?
Ich glaube, dass Menschen schon mit bestimmten
Eigenschaften auf die Welt kommen, manche sind bisexuell
oder ihr sexuelles Spektrum ist sehr breit. Manche Leute können
sich ihre sexuelle Präferenz aussuchen, andere nicht.
Und würdest du sagen, du konntest deine aussuchen?
Ja, das würde ich sagen. Der Auslöser bei mir war Liebe.
Und ihr seid noch immer zusammen?
Wir planen sogar zu heiraten, jetzt, wo das in New York legal ist. Wir streiten
aber noch um die Hochzeitsplanung.
Zu meiner Überraschung habe ich gelesen, dass du und Monica zwei
Hotels zusammen managt. War das schon immer ein Traum von dir oder
wie kam es dazu?
Das war eher zufällig. Ich habe erst das Stück Land gekauft, weil es sehr schön
war mit einem herrlichen Fluss und ganz in der Nähe von mir. Und es gab dieses
Haus mit den vielen Zimmern, von dem ich dachte, das ist doch sicher
ganz einfach und macht viel Spaß, ein bisschen zu renovieren. Die Inneneinrichterin
in mir hatte da ihr Coming-out. Aber es war alles andere als einfach
mit dem Renovieren. Monica war zu der Zeit nur eine Freundin von mir und
half mit bei allem, so sind wir eigentlich zusammengekommen. Wir haben das
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