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QUEER TRAVEL<br />
Der Konservative: ADAC plus<br />
Für: Autoreisende, die auf dem Weg zur Ostsee einen Abstecher nach<br />
Berlin machen.<br />
L-Inhalt: Der ADAC kennt kein Nachtleben, schon gar kein homosexuelles.<br />
Hier kriegt ihr nur die Adressen eines Frauenhotels, des lesbisch-schwulen<br />
Kinos und des Schwulen Museums – dort könnt ihr ja<br />
eine kennenlernen, die euch mehr Tipps gibt.<br />
Gut: Okay, das Kino haben nur wenige gelistet.<br />
Schade: Auch wenn das „Nachtleben“-Kapitel nur zwei Seiten hat: Für<br />
ein paar Homo-Läden wäre schon Platz gewesen.<br />
L-Faktor: X<br />
Infos: ADAC Reiseführer plus, 2013, 192 Seiten, 9,95 Euro<br />
Der Langweiler:<br />
Dumont Reise-Taschenbuch<br />
Für: Routinierte Städtereisende mit straffem Tagesprogramm,<br />
die nachts ihren gesunden Schlaf brauchen.<br />
L-Inhalt: Der Autor nennt brav den CSD (das tun alle!), das Schwule Museum,<br />
ein Schwulenhotel als „heterofreundliches Gay-Hotel“ und kärgliche<br />
vier Kneipen/Clubs, ein echter lesbischer Treffer ist nicht dabei<br />
(zudem ist eine Location inzwischen geschlossen, eine<br />
zweite heißt jetzt anders).<br />
Gut: Nix.<br />
Schade: Als hätte der Autor eine lästige Pflicht abgehakt,<br />
hohe Fehlerquote.<br />
L-Faktor: X<br />
Infos: Dumont Reise-Taschenbuch Berlin, 2012,<br />
288 Seiten, 16,99 Euro<br />
X<br />
X<br />
Der Spartanische:<br />
Damron Women’s<br />
Traveller 2013<br />
LLLL<br />
Für: Szenelesben, die in den Semesterferien<br />
zwei Monate durch Europa reisen.<br />
L-Inhalt: Eine reine Adressenliste, keine Bilder: Der Spartaner<br />
unter den Reiseführern nennt fast alle einschlägigen<br />
Kneipen, Partys, Events, Shops, Frauenhotels und Infoquellen<br />
(plus unnötig viele rein schwule Läden).<br />
Gut: Sehr umfangreich und nach<br />
lesbisch, schwul, gemischt, „gayfriendly“<br />
und „trans-friendly“ klassifiziert.<br />
Schade: Nicht hundertprozentig<br />
aktuell; übers restliche Berlin erfahrt<br />
ihr hier nichts.<br />
L-Faktor: LLLL<br />
Infos: Damron Women’s Traveller,<br />
2013, Berlin-Kapitel: gut<br />
5 Seiten (insgesamt 456 Seiten),<br />
nur auf Englisch, ca. 13,95 Euro<br />
Der Einheimische:<br />
Out in Berlin<br />
Für: Alle, die es wirklich wissen wollen.<br />
L-Inhalt: „Out in Berlin“ spielt den Heimvorteil<br />
gnadenlos aus: Der in Berlin konzipierte<br />
Guide (erscheint wie L-MAG bei der Special<br />
Media) stellt in eigenen Kapiteln Tanzvergnügen<br />
und Sexpartys <strong>für</strong> <strong>Lesben</strong><br />
vor und verzeichnet auf mehreren Karten<br />
Bars, Restaurants, Shopping-Tempel<br />
und vieles mehr.<br />
Gut: Informiert umfassend und<br />
passt trotzdem in die Hosentasche.<br />
Schade: Nicht genug Zeit, um alles<br />
selbst auszuprobieren.<br />
L-Faktor: LLLL<br />
Infos: Out in Berlin 2013, 80 Seiten,<br />
liegt in der Szene kostenlos<br />
aus; www.out-in-berlin.com<br />
LLLL<br />
DER<br />
BESONDERE<br />
TIPP<br />
Fürs Umland:<br />
Gebrauchsanweisung <strong>für</strong> Brandenburg<br />
Wer Berlin gesehen hat, sollte Brandenburg nicht verpassen. Die Vorbereitung<br />
erledigt humor- und liebevoll Schriftstellerin Antje Rávic Strubel. Offensiv<br />
nennt sie den wahren Kern der gängigen Brandenburg-Vorurteile, von<br />
der eher ruppigen Freundlichkeit zur sehr bodenständigen Küche. Da<strong>für</strong> aber<br />
warten auf Reisende hübsche Städtchen, berauschende Flüsse und fantasievolle<br />
Parks. Und wer weiß schon, dass das aufgeklärte Brandenburg auch<br />
über eine lange queer Geschichte verfügt? So trat die Landreformerin<br />
Henriette Charlotte von Itzenplitz gerne in Herrenkleidung auf, was ihre<br />
Gäste, darunter die Brüder Humboldt, nicht störte. Und über die lesbischen<br />
Liebschaften Christinas von Schweden, Königin mit<br />
brandenburgischen Wurzeln, wird zumindest laut gemunkelt.<br />
Ein Buch <strong>für</strong> alle, die Brandenburgs spannende<br />
Geschichten fern aller Baedeker-Weisheiten entdecken<br />
wollen.<br />
tos<br />
Antje Rávic Strubel:<br />
„Gebrauchsanweisung <strong>für</strong> Potsdam<br />
und Brandenburg“,<br />
Piper 2012, 256 Seiten, 14,99 Euro<br />
Zusammengestellt von Karin Schupp<br />
90 L-MAG