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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Impressionismus & Klassische Moderne<br />

Gabriele Münter, Fotografie Hafeneingang vor holländischem Dorf,<br />

1904. Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München.<br />

©2013, ProLitteris, Zürich..<br />

sche Stadt mit Windmühle und kleinen<br />

Backsteinhäusern mit weissen Begrenzungen.<br />

Davor ankern drei Segelschiffe.<br />

Die See hat leichten Wellengang. Dieses<br />

Werk ist noch vollkommen dem Jugendstil<br />

verpflichtet: „[...] das zeigt sich in der<br />

Stilisierung, dem weitgehenden Verzicht<br />

auf räumliche Tiefe, dem Hang zum Dekorativen<br />

und dem grossen Interesse am<br />

Kunsthandwerk und der Volkskunst“ (Endicott<br />

Barnett, Vivian. Kandinsky. Werkverzeichnis<br />

der Aquarelle. Bd. 1. 1900<br />

- 1921, München 1992, S. 14). Kandinsky<br />

kopiert aber nicht einfach Stilelemente<br />

des Jugendstils, sondern er nutzt sie, um<br />

seine eigenen Kompositionen zu schaffen,<br />

die dann in seinen „Improvisationen“<br />

und „Kompositionen“ nach 1911 gipfeln.<br />

Obwohl natürlich räumliche Tiefe durch<br />

das voreinander setzen der unterschiedlichen<br />

Bildebenen geschafft wird, wird der<br />

Blick des Betrachters nicht in die Tiefe<br />

gezogen. Farbe nutzt Kandinsky als kompositorisches<br />

Mittel, denn er greift auf<br />

eine überschaubare Farbpalette zurück,<br />

so dass ein harmonischer Zusammenhalt<br />

im Bild entsteht. Das Hellblau am linken<br />

Segelboot finden wir im Hintergrund und<br />

ebenso an der Schiffskajüte des rechten<br />

Schiffes wieder; das kräftige Blau der<br />

Wellen im Vordergrund greift er in den<br />

Bäumen im Dorf sowie im rechten Boot<br />

wieder auf. Verstärkt wird die Strahlkraft<br />

der Farben durch die effektvolle Verwendung<br />

des grauen Papiers, was gleichzeitig<br />

die Flächigkeit und den typischen dekorativen<br />

Charakter dieser frühen Arbeiten<br />

hervorhebt.<br />

„Schiffe“ gehört zu den „farbigen Zeichnungen“.<br />

Bis 1909 hat Kandinsky seine<br />

Werke in dem sogenannten Hauskatalog<br />

festgehalten und sie in vier Kategorien<br />

eingeteilt: Holzschnitte, Bilder, kleine<br />

Ölstudien und farbige Zeichnungen. Neben<br />

der Technik macht er darüber hinaus<br />

Angaben zum Entstehungsort und zu<br />

Verkäufen. Der Begriff „Farbige Zeichnung“<br />

ist allerdings aus unserem heutigen<br />

Verständnis heraus irreführend, da es<br />

sich um Gouachen und Temperaarbeiten<br />

handelt, die sich durch einen malerischen<br />

und keinen zeichnerischen Charakter<br />

auszeichnen. Typisch für diese Werke ist<br />

die Verwendung getönter Papiere oder<br />

Pappen, wobei Kandinsky dann die Farbigkeit<br />

der Malunterlage wie in unserem Fall<br />

effektvoll einsetzt. „Kandinsky dagegen<br />

benutzt den Begriff für eine Gruppe von<br />

Werken mit einem Gouache-ähnlichen<br />

Malmittel, das er selbst ‚Tempera‘ nannte<br />

und das er unmittelbar auf Papier oder<br />

getönte Malpappe auftrug, wobei er häufig<br />

grosse Flächen unbemalt liess. Diese<br />

Arbeiten wirken freier als Gemälde, sind<br />

aber keine Zeichnungen im herkömmlichen<br />

Sinn, da sie gemalt und nicht gezeichnet<br />

sind.“ (ebenda, S. 15).<br />

CHF 350 000.- / 450 000.-<br />

€ 291 670.- / 375 000.-<br />

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