PDF Katalog - Koller Auktionen
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Impressionismus & Klassische Moderne<br />
Pablo Picasso, Bouteille de Bass, verre,<br />
paquet de tabac, carte de visite. 1913.<br />
Zervos 2.2 Nr. 456. Privatbesitz.<br />
©2013, ProLitteris, Zürich.<br />
3241*<br />
PICASSO, PABLO<br />
(Málaga 1881 - 1973 Mougins)<br />
Verre et paquet de cigarettes. 1922.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert<br />
und datiert: Picasso 22.<br />
19 x 24 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Perls Galleries, New York (Inventar Nr.<br />
6892).<br />
- Sammlung Rosalie A. Levy und Dr. Robert<br />
C. Levy.<br />
- Sotheby’s New York, 10. Mai 1995, Los<br />
392.<br />
- Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
- Zervos, Christian. Pablo Picasso. Oeuvres<br />
de 1920 à 1922, Bd. 4, Paris, 1951, Nr.<br />
428, Pl. 178 (mit Abb.).<br />
- The Picasso Project, Picasso’s Paintings,<br />
Watercolors, Drawings and Sculptures.<br />
Neoclassicism II 1922-1924, San Francisco,<br />
1996, Nr. 22-016, S. 6 (Abb.).<br />
Pablo Picasso gehört mit Georges Braque<br />
zu den Begründern des Kubismus, der vor<br />
dem Ersten Weltkrieg in Blüte steht. Picasso<br />
kehrt jedoch auch in späteren Jahren<br />
oft und gerne zum kubistischen Stil<br />
zurück. Der spätere Kubismus wird auch<br />
„synthetisch“ genannt. Im Gegensatz<br />
zum frühen, „analytischen“ Kubismus,<br />
will der synthetische Kubismus nicht die<br />
Wirklichkeit analysieren oder zerlegen,<br />
sondern sie mit einem elementaren Farbund<br />
Formsatz neu erfahrbar machen.<br />
Dabei werden oft Collagetechniken verwendet,<br />
die das flächige Ineinandergreifen<br />
der zweidimensionalen Projektionen<br />
des visuellen Feldes betonen und einen<br />
Gegenstand in einem fast wörtlichen<br />
Sinne „synthetisieren“. Mit diesem Ansatz<br />
wird auch einer von Picasso kritisch<br />
gesehenen, abstrakten Theoriebildung,<br />
die sich auf den frühen Kubismus stützt,<br />
entgegengewirkt. Gefragt ist vielmehr<br />
die Entwicklung einer gestalterischen<br />
Intelligenz, die Farben und Formen neu<br />
begreift und dem Betrachter eine neue<br />
Erfahrung ermöglicht. Picasso meint in<br />
einem Interview dazu: „Die Idee der Untersuchung<br />
hat die Malerei oft auf Irrwege<br />
geführt, und der Künstler hat sich dabei<br />
nur in theoretischen Arbeiten verzettelt.<br />
Das ist wahrscheinlich der grösste Fehler<br />
der modernen Kunst.“ Und weiter: „Man<br />
hat mich verschiedener Sünden bezichtigt,<br />
doch keine dieser Beschuldigungen<br />
ist so unzutreffend wie die, das Hauptziel<br />
meiner Arbeit sei Untersuchung. Wenn<br />
ich male, habe ich nichts anderes im Sinn,<br />
als zu zeigen, was ich gefunden habe, und<br />
nicht, was ich suche. [...] Wir wissen alle,<br />
dass Kunst nicht Wahrheit ist. Kunst ist<br />
eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen<br />
lehrt, wenigstens die Wahrheit, die<br />
wir als Menschen begreifen können. Der<br />
Künstler muss wissen, auf welche Art er<br />
die anderen von der Wahrhaftigkeit seiner<br />
Lügen überzeugen kann. Wenn er in seinem<br />
Werk nur zeigt, dass er gesucht und<br />
untersucht hat, auf welche Art er uns seine<br />
Lügen vorsetzen könnte, dann brächte<br />
er nie irgendetwas zustande.“ (Pablo<br />
Picasso. Interview mit Marius de Zayas,<br />
1923. In: Edward Fry. Der Kubismus, Köln<br />
1966, S. 176.)<br />
Das Bild „Verre et paquet de cigarettes“<br />
zeigt, wie der Titel besagt, ein Glas mit<br />
einem Päckchen Zigaretten. Ein Wasserglas<br />
und Zigarettenpäckchen sind<br />
simple Gegenstände, wie sie etwa an<br />
einem sonnigen Nachmittag auf einem<br />
Bistro-Tischchen in Montparnasse zu<br />
finden sind. In sich steigernden Abstraktionsstufen<br />
wird das Motiv von Picasso in<br />
mehreren Stillleben variiert, bis es hier, in<br />
Picasso‘s spätkubistischer Ausführung,<br />
eine überraschende und vollendete Form<br />
findet. Durch die collageartige, flächige<br />
Komposition wird die Trivialität des Motivs<br />
poetisiert und das Werk zu einem<br />
eigentlichen, bedeutenden Beispiel einer<br />
Frühform der Pop Art. „Unsere Themen<br />
mögen anders sein, weil wir Gegenstände<br />
und Formen in die Malerei einführten, die<br />
früher nicht beachtet wurden. Wir blicken<br />
mit offenen Augen - und auch mit offenem<br />
Verstand - auf unsere Umwelt. [...]<br />
Doch wozu berichten, was wir tun, wenn<br />
jeder, der will, es sehen kann?“ (ebenda,<br />
S. 179)<br />
CHF 700 000.- / 900 000.-<br />
€ 583 330.- / 750 000.-<br />
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