Schlussbericht (PDF) - Nationales Forum Alter und Migration
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Eine weitere Besonderheit liegt darin, dass Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten, die als ges<strong>und</strong>e<br />
Arbeitskräfte gekommen waren, früher altern <strong>und</strong> dann mehr physische <strong>und</strong> psychische<br />
Beeinträchtigungen aufweisen. Die wissenschaftliche Literatur bezeichnet dieses Phänomen<br />
als „exhausted migrant effect“ (Bollini/Siem 1995). Naheliegende Gründe sind bei vielen die<br />
jahrzehntelange schwere körperliche Arbeit <strong>und</strong> – vor allem bei der Asylbevölkerung –<br />
Traumata wie Krieg <strong>und</strong> Verfolgung sowie belastende <strong>Migration</strong>serfahrungen <strong>und</strong> deren<br />
Folgen.<br />
Entgegen den Bef<strong>und</strong>en, die das <strong>Alter</strong> als ges<strong>und</strong>heitlich <strong>und</strong> sozioökonomisch prekäre<br />
Phase charakterisieren, konstatiert eine neue Studie für die erste Generation italienischer<br />
Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten eine höhere Lebenserwartung als für in der Schweiz geborene<br />
Schweizer Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen, was man mit einem besseren ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Ausgangszustand, dem mediterranen Ernährungsstil (häufiger Konsum von Gemüse, Obst,<br />
Olivenöl <strong>und</strong> Fisch) sowie dem in der Regel starken familiären Netz erklären kann<br />
(Tarnutzer/Bopp 2012; Wehrli 2013). Dieser Effekt hat sich auch in anderen Studien<br />
bestätigt <strong>und</strong> wird als „healthy migrant effect“ bezeichnet (vgl. Weiss 2003). Für die aus<br />
dem ehemaligen Jugoslawien <strong>und</strong> seinen Folgestaaten eingewanderten Personen liegen in<br />
GMM II nur Angaben für die Herkunftsländer Kosovo <strong>und</strong> Serbien vor, die vor allem bei den<br />
Frauen einen eher geringen Konsum von Früchten <strong>und</strong> Gemüsen zeigen (Guggisberg, Jürg et<br />
al. 2011: 39). Interessant wäre es, Daten zum Ernährungsverhalten <strong>und</strong> zur<br />
Ges<strong>und</strong>heitssituation weiterer Gruppen von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten zu erheben <strong>und</strong><br />
dabei auch die Variable <strong>Alter</strong> zu berücksichtigen.<br />
1.5.2 Ges<strong>und</strong>heitliche Risikofaktoren <strong>und</strong> spezifische Krankheiten<br />
Obwohl in der Fachwelt inzwischen weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass <strong>Migration</strong><br />
als solche nicht krank macht, sondern dass diverse biographische, dispositive, sozioökonomische<br />
<strong>und</strong> weitere Faktoren zusammenspielen, ist doch eine Häufung von<br />
Risikofaktoren sowie eine höhere Rate von Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Krankheiten bei der<br />
Population der Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten festzustellen. Ihre Ges<strong>und</strong>heit „charakterisiert<br />
sich unter anderem durch<br />
• Aus dem Herkunftsland mitgebrachte Krankheiten, hauptsächlich infektiöser Art;<br />
Pflegearrangements <strong>und</strong> Einstellung zur Spitex bei Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in der Schweiz<br />
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