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Schlussbericht (PDF) - Nationales Forum Alter und Migration

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nutzen, kann zudem auch im Zusammenhang mit den wiederholt in politischen Diskussionen<br />

geäusserten Vorwürfen stehen, Migranten würden das Schweizer Sozial- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitssystem ausnutzen. Bei Einzelnen führt das dazu, dass sie legitime Ansprüche<br />

nicht geltend machen, um nicht Vorwürfen des Sozialschmarotzertums ausgesetzt zu sein.<br />

Als weiterer Gr<strong>und</strong> für die Nicht-Beanspruchung der Spitex-Angebote wurde Angst vor<br />

Autonomieverlust angeführt.<br />

3.7.3 Finanzielle Hürden<br />

Viele der Expertinnen <strong>und</strong> Experten hielten die finanziellen Aspekte für ein<br />

„Riesenproblem“. Abgesehen davon, dass viele <strong>Migration</strong>sfamilien im Allgemeinen finanziell<br />

nicht sehr gut gestellt sind (s. 3.1.1), geht es dabei vorwiegend darum, dass Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten oft weniger bereit seien, Geld für die eigene Ges<strong>und</strong>heit auszugeben (s.<br />

3.2.2), <strong>und</strong> manchmal Unverständnis darüber äussern, dass sie für Hilfe zur Selbsthilfe<br />

bezahlen sollen, z.B. wenn ihnen das Spitex-Personal zeigt, wie sie Verbände anlegen oder<br />

Spritzen setzen können (s. 3.5.2).<br />

Ein besonderes finanzielles Problem betrifft die dringend benötigten professionellen<br />

interkulturellen Übersetzungen. Deren Bezahlung ist höchstens im Spital abgedeckt,<br />

während die befragten Spitex-Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Hausärzte Übersetzungsdienste zum<br />

Teil selbst bezahlen, weil die Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten dazu nicht in der Lage sind.<br />

3.7.4 Organisation <strong>und</strong> Arbeitsweise der Spitex<br />

Mehrere Experten <strong>und</strong> Expertinnen merkten an, dass die Zentralisierung der Spitex, die eine<br />

Kontaktaufnahme über eine Telefonzentrale oder über das Internet erfordert, die<br />

Zugangsschwelle für Personen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> erhöht.<br />

Immer wieder wurde erwähnt, dass die Spitex-Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> -Mitarbeiter, die in<br />

einer bestimmten Familie tätig sind, zu häufig wechseln, als dass ein Aufbau von<br />

Verständigung, Verständnis <strong>und</strong> Vertrauen möglich wäre. Dem steht ferner der<br />

Verrechnungsmodus entgegen, der die ganze Pflege auf einzelne praktisch-technische<br />

Pflegehandlungen reduziert <strong>und</strong> keine Zeit für Kommunikation <strong>und</strong> Beziehungsaufbau<br />

vorsieht (s. 3.5.2). Dadurch ist es auch nicht möglich, auf wichtige Fragen <strong>und</strong> Probleme<br />

einzugehen, die – wie einer der Experten erzählte – oft erst am Ende des Spitex-Besuchs<br />

angesprochen werden. Für manche Personen, die von dieser Arbeitsweise wissen, ist sie ein<br />

Pflegearrangements <strong>und</strong> Einstellung zur Spitex bei Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in der Schweiz<br />

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