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Schlussbericht (PDF) - Nationales Forum Alter und Migration

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(durchaus aber nicht allen) Gruppen von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten Teil eines<br />

ausdifferenzierten (trans-)nationalen Netzwerks, das auch in der Fremde über Jahre gepflegt<br />

wird. Dieses Netzwerk kommt gerade in Belastungs- <strong>und</strong> Problemsituationen zum Tragen, so<br />

auch im <strong>Alter</strong> (vgl. Losego 2012).<br />

Die Unterstützung durch Familie ist wohl jedoch oft nicht ausreichend. Teilweise sind die<br />

Angehörigen durchaus bereit, mit entsprechenden Fachdiensten (Bolzmann/Fibbi/‌Vial 2001)<br />

zusammen zu arbeiten, doch können Sprachschwierigkeiten <strong>und</strong> die wirtschaftliche<br />

Situation eine Barriere für die Nutzung externer Dienste darstellen. Manchmal ist auch eine<br />

Ablehnung von fremder Hilfe <strong>und</strong> insbesondere von stationärer Betreuung erkennbar (vgl.<br />

Kobi 2008: 209-213, 220-223; Bolzman 1999). So bestätigten beispielsweise Expertinnen<br />

<strong>und</strong> Experten, die am 21. Nov. 2012 am R<strong>und</strong>en Tisch zum Thema „<strong>Alter</strong> in der Fremde“ in<br />

Bern teilnahmen, übereinstimmend, dass es in der albanischen Gemeinschaft als unethisch<br />

<strong>und</strong> als Versagen gilt, die alten Eltern in fremde Hände zu geben; vielfach sind die hier<br />

existierenden Formen der <strong>Alter</strong>sbetreuung unbekannt <strong>und</strong> existieren in dieser Form im<br />

Heimatland nicht. Andererseits möchten die Eltern oft ihren Kindern im <strong>Alter</strong> nicht zur Last<br />

fallen. So gaben Migrantinnen aus der Türkei in Interviews an, dass das selbständige Leben<br />

im <strong>Alter</strong> ihr höchster Wunsch sei (Paß 2006).<br />

1.8.2 Auswirkungen häuslicher Pflege auf Pflegebedürftige <strong>und</strong> Angehörige<br />

Die durch <strong>Alter</strong> <strong>und</strong> Pflegebedürftigkeit nötig werdenden Umstellungen können je nach der<br />

Intensität der Veränderungen <strong>und</strong> je nach den zur Verfügung stehenden materiellen <strong>und</strong><br />

immateriellen Ressourcen für die Identität der Betroffenen bedrohlich sein. Sie müssen ihr<br />

Bild von sich selbst, ihre Pläne, Wünsche <strong>und</strong> Lebensziele vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

veränderten Realität neu definieren <strong>und</strong> einordnen, um wiederum zu einem stimmigen Bild<br />

eines „guten Lebens“ zu kommen (Kraus 1998). Das gilt in besonderem Mass für Personen<br />

mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. Für sie stellt sich oft die Frage, ob sie im <strong>Alter</strong> <strong>und</strong> in der<br />

Abhängigkeit in der Schweiz bleiben sollen, die für sie nie zu einer wirklichen Heimat<br />

geworden ist, oder ob sie im Herkunftsland besser aufgehoben sind – obwohl es sich in der<br />

Zwischenzeit verändert hat, obwohl die sozialen Netze von früher nicht mehr in gleichem<br />

Mass vorhanden sind <strong>und</strong> obwohl die Qualität von medizinischen Leistungen,<br />

Pflegediensten <strong>und</strong> Heimen dort in der Regel weit unter dem Niveau der Schweiz liegt (vgl.<br />

Soom Ammann 2011: 18). Wenn sich die Betroffenen entscheiden, in der Schweiz zu bleiben<br />

Pflegearrangements <strong>und</strong> Einstellung zur Spitex bei Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in der Schweiz<br />

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