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Schlussbericht (PDF) - Nationales Forum Alter und Migration

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Diabetes leiden, ein gutes Wissen über Ernährung, Lernfähigkeit <strong>und</strong> Therapietreue<br />

beobachten. Hier scheint es eine Abhängigkeit vom Bildungsgrad zu geben.<br />

Vor allem ArbeitsmigrantInnen <strong>und</strong> ihre Familien, deren Ziel es war, das schwerverdiente<br />

Geld für ein Haus im Heimatland oder für die Kinder zu sparen (vgl. Soom Ammann 2011),<br />

zeigten laut Aussagen der Befragten eine geringe Bereitschaft, Geld für die eigene<br />

Ges<strong>und</strong>heit (z.B. für Prävention) auszugeben.<br />

Wenn eine ärztliche Behandlung erforderlich ist, führt für Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten, wie<br />

die Fachpersonen in der Deutschschweiz mehrfach schilderten, der erste Weg häufig in die<br />

Notaufnahme eines Spitals. Die Entscheidung, ins Spital zu gehen, wurde mehrfach als<br />

Ausdruck einer mangelnden Vertrautheit mit den Schweizer Verhältnissen <strong>und</strong> einem<br />

grossen Vertrauen in die „Gerätemedizin“ gedeutet. Einige Fachpersonen führten folgende<br />

einsichtige Gründe an: So stehen im Spital Übersetzungsdienste zur Verfügung, oder es<br />

lassen sich dort oft Personen finden, die die eigene Sprache sprechen. Ferner bieten Spitäler<br />

in der Regel alle fachärztlichen Disziplinen unter einem Dach an <strong>und</strong> sind apparativ<br />

umfassend ausgestattet. Es ist ferner zu bedenken, dass nicht in allen Ländern das<br />

Ges<strong>und</strong>heitssystem den Hausarzt oder die Hausärztin als erste Anlaufstelle vorsieht. Wohin<br />

sich (alte) Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten bei Erkrankungen wenden <strong>und</strong> warum, ist eine noch<br />

offene Frage für weitere Untersuchungen. Im Gegensatz zur Deutschschweiz wird in der<br />

Romandie der Hausarzt oder die Hausärztin anscheinend nicht wesentlich seltener als das<br />

Spital zuerst aufgesucht. Dieser Unterschied zwischen den Landesteilen liess sich im Rahmen<br />

der Studie nicht erklären. Zu prüfen wäre die Hypothese, dass es Zusammenhänge mit<br />

Bildungsgrad, Sprachkompetenz <strong>und</strong>/oder Zugänglichkeit der Informationen geben könnte.<br />

3.2.3 Umgang mit <strong>Alter</strong> <strong>und</strong> Krankheit<br />

Insgesamt berichteten die Fachpersonen, dass die Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten dem <strong>Alter</strong><br />

<strong>und</strong> seinen Begleiterscheinungen <strong>und</strong> Herausforderungen unvorbereiteter <strong>und</strong> hilfloser<br />

gegenüber stehen als eingesessene Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizer. Auch der Umgang mit<br />

Krankheiten, so meinten verschiedene Expertinnen <strong>und</strong> Experten, sei anders. Eine Facette<br />

davon sei die „Tabuisierung“ von Tod <strong>und</strong> Sterben (s. 3.5.2), eine weitere eine stärkere<br />

„Therapiegläubigkeit“ (in konventionelle Medizin), selbst in Fällen, wo nach ärztlichem<br />

Ermessen der Tod schon bevorsteht.<br />

Pflegearrangements <strong>und</strong> Einstellung zur Spitex bei Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten in der Schweiz<br />

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