Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
AUF TOUR<br />
Skidurchquerung der Lechtaler Alpen<br />
Extrem<br />
einsam<br />
Sie führt weder über Gletscher noch über die 3000-Meter-<br />
Marke. Trotzdem sind die Etappen lang, die Hänge steil und die<br />
Einkehrmöglichkeiten rar. Für erfahrene Skibergsteiger ist<br />
die winterliche Durchquerung der »Lechtaler« gerade wegen<br />
dieser rauen Bedingungen ein Sahnehäubchen.<br />
Von Dieter Elsner (Text und Fotos)<br />
Allein, mitten in einer wilden, winterlichen<br />
Landschaft mit felsigen<br />
Gipfeln und steilen Karen. Sie<br />
gehören zu den Lechtaler Alpen,<br />
<strong>zum</strong> Verwall und zur Silvretta.<br />
Ich sitze auf dem Bergwerkskopf,<br />
genieße die Nachmittagssonne und blicke<br />
zurück auf die ersten beiden Etappen<br />
meiner sechstägigen Durchquerung der<br />
»Lechtaler«. Einen Großteil der Route von<br />
der Muttekopfhütte zur Steinseehütte, die<br />
für heute mein Pensum war, kann ich von<br />
hier oben einsehen.<br />
Wenige Tage zuvor: Es ist Ende Februar,<br />
endlich stellen sich die lang ersehnten<br />
Verhältnisse ein. Seit zwei Tagen haben<br />
die Lawinenwarndienste von Vorarlberg<br />
und Bayern die Warnstufe eins herausgegeben,<br />
und zwar für alle Höhenlagen und<br />
Expositionen. Da sich zudem eine stabile<br />
Hochdrucklage ankündigt, die für gute<br />
Sicht, kalte Nächte und nicht allzu warme<br />
Mittagstemperaturen sorgt, nehme ich eine<br />
Woche Urlaub. Da es während und seit der<br />
letzten Schneefallperiode nicht sehr windig<br />
war, kann ich in den schattseitigen Karen<br />
noch mit unverblasenem Pulver rechnen;<br />
vielleicht zeigen sich <strong>zum</strong>indest die steilen<br />
südseitigen Hänge bereits mit Firn.<br />
Nachmittagskaffee im Winterraum<br />
Nach den ersten beiden Etappen sieht es<br />
ganz so aus, als ob die Prognosen zutreffen<br />
würden. Um die Mittagszeit habe ich die<br />
Steinseehütte erreicht und es mir im Winterraum<br />
gemütlich gemacht, Holz gehackt<br />
und einen Kaffee gekocht.<br />
Da bis <strong>zum</strong> Abend noch genügend Zeit war,<br />
beschloss ich, meinem Lieblingsberg, dem<br />
nahen Bergwerkskopf, einen Besuch abzustatten.<br />
Der Anstieg erfolgt von der Steinseehütte<br />
über herrliche Nordwesthänge.<br />
Anfang März erreicht die Sonne diese Hänge<br />
<strong>zum</strong> Großteil schon am Nachmittag –<br />
aber die Schneequalität beeinträchtigt das<br />
noch nicht. Der Anstieg vom Skidepot führt<br />
über kurze Stufen und einige Querungen<br />
von der Westseite des Berges auf die Südseite<br />
in eine steile Rinne, die an einer kleinen<br />
Scharte endet. Von dort geht es in wenigen<br />
Schritten auf den Gipfel. Die Verhältnisse<br />
sind optimal; obwohl unten im Tal sehr wenig<br />
Schnee liegt, habe ich den Anstieg noch<br />
nie so gut zugeschneit erlebt.<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 01⁄14