26.02.2014 Aufrufe

Bergsteiger 12 Touren zum Träumen (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das große<br />

-Interview<br />

Christian Stangl<br />

»Ich habe riesigen<br />

Scheiß gebaut«<br />

Erst machte er durch Geschwindigkeitsrekorde in den Weltbergen auf sich aufmerksam.<br />

Dann kündigte er an, die jeweils drei höchsten Berge aller Kontinente zu besteigen.<br />

Im Jahr 2010 ruinierte Christian Stangl seinen Ruf als »Skyrunner« – sein angeblicher<br />

Gipfelerfolg am K2 war erlogen. Inzwischen hat er die »Triple Seven Summits« nachweislich<br />

erklommen. Der BERGSTEIGER sprach mit ihm über Lüge, Scham und Läuterung.<br />

Von Dominik Prantl und Michael Ruhland<br />

Foto: Meike Birck<br />

BERGSTEIGER: Wir haben uns sehr lange<br />

überlegt, ob wir dieses Interview führen<br />

sollen. Können Sie sich vorstellen, warum?<br />

Christian Stangl: Ja sicher.<br />

Und warum meinen Sie?<br />

Wegen der 2010er-Geschichte am K2. Ich<br />

komme aber nicht aus heiterem Himmel zu<br />

Ihnen. Gerade habe ich drei Urkunden bekommen:<br />

Beim Triple war es klar, doch das<br />

Guinessbuch-Gremium hat mir auch die Second<br />

Seven Summits zuerkannt. Ich dachte<br />

mir: Am Ende siegt doch die Gerechtigkeit!<br />

Eigentlich reklamiert ja Hans Kammerlander<br />

den Rekord für sich, als Erster auf den<br />

jeweils zweithöchsten Bergen der sieben<br />

Kontinente gewesen zu sein?<br />

Die recherchierten offensichtlich, und Hans<br />

konnte nicht nachweisen, dass er in Ozeanien<br />

auf dem zweithöchsten Berg stand. Ich<br />

habe mich jetzt natürlich gefreut.<br />

Die Freude dürfte aber recht überschaubar<br />

sein. Die K2-Lüge haftet an Ihnen.<br />

Ich habe sieben Jahre in mein Projekt gesteckt.<br />

Und machte trotz des Durchhängers<br />

2010 weiter, bestieg vorsorglich mehrere<br />

der höchsten Gipfel in Ozeanien, weil keiner<br />

genau wusste, welche Nummer 2 und<br />

3 sind. Das war superinteressant. Für mich<br />

war es wichtig, das Projekt zu Ende zu bringen.<br />

Jetzt brauche ich mich nicht mehr zu<br />

verstecken. Das war eine geile Geschichte.<br />

Die Szene sieht das anders. Ines Papert<br />

sagte im BERGSTEIGER-Interview:<br />

»Ehrlichkeit ist das absolute Non-Plus-Ultra.<br />

Wenn ich so etwas wie von Christian<br />

Stangl mitbekomme, dann bekomme ich<br />

Ausschläge, Schreikrämpfe. Wir Alpinisten<br />

leben doch von dem Vertrauen der<br />

Menschen in uns. So ein Trottel setzt das<br />

Vertrauen aller aufs Spiel. Der ist für mich<br />

absolut unten durch.«<br />

Ich habe das nicht selbst gelesen. Eine Frau<br />

schickte mir aber eine E-Mail, in der stand,<br />

dass Ines mich im BERGSTEIGER als Trottel<br />

bezeichnet. Das fand sie nicht okay, und ich<br />

auch nicht.<br />

Es geht um Werte wie Vertrauen, Ehrlichkeit<br />

– nicht um das Wort Trottel. Haben<br />

Sie seither mit Ines Papert gesprochen?<br />

Nein.<br />

Wie geht es Ihnen dabei, wenn Sie spüren,<br />

dass die Szene Sie schneidet?<br />

Ich bin komplett auf Ines’ Standpunkt. Es<br />

geht um den Bruch des Vertrauens. Das darf<br />

nicht sein. Ich glaubte früher auch einmal,<br />

alle <strong>Bergsteiger</strong> seien ehrlich. Es ist ein bisserl<br />

so wie bei dem Weinskandal damals<br />

in Österreich. Erst dachten alle, einer habe<br />

einen Scheiß gebaut. Dann aber stellte sich<br />

heraus, dass dort und dort gepanscht wurde.<br />

Aber Ines hat Recht: Ich werde niemals mehr<br />

behaupten, irgendeine Leistung vollbracht<br />

zu haben. Eines habe ich gelernt: Ich darf<br />

als <strong>Bergsteiger</strong> nie »nach meinen Angaben«<br />

sagen. Das sollen andere feststellen. Deshalb<br />

waren meine Triple Seven Summits so wichtig.<br />

Ich habe jegliche mögliche Beweisführung<br />

erbracht. Ich war auch in den Alpen<br />

auf den drei Höchsten, weil es Geografen<br />

gibt, die den Kaukasus zu Asien zählen.<br />

01⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!