3R Die beschlossene Wende (Vorschau)
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Fachbericht<br />
Gasversorgung & Pipelinebau<br />
Wärmeatlas für Hannover –<br />
Planungsinstrument für die<br />
zukünftige Wärmeversorgung<br />
Von Prof. Dr. Dirk Bohne und Benedikt Siepe<br />
Zusammenfassung: <strong>Die</strong> enercity Netzgesellschaft mbH (eNG), die Netzgesellschaft der Stadtwerke Hannover AG,<br />
hat 2007 eine Studie über die Entwicklung des Wärmebedarfs im Stadtgebiet von Hannover bis 2050 beim Institut<br />
für Entwerfen und Konstruieren an der Leibniz Universität Hannover in Auftrag gegeben. <strong>Die</strong> Studie begann mit einer<br />
repräsentativen Stichprobenerhebung der Dämmstandards der Gebäude. Danach wurde der derzeitige und zukünftig<br />
zu erwartende Wärmebedarf zusammen mit weiteren wichtigen Strukturdaten in einer umfassenden Datenbank auf<br />
einzelne Gebäude bezogen dokumentiert. In Verknüpfung mit einer Gebäudetypologie für Wohn- und Nichtwohngebäude<br />
wurde die zukünftige Entwicklung des Wärmebedarfs in zwei Szenarien abgeschätzt, das Ergebnis ist deutlich,<br />
der Wärmebedarf geht drastisch zurück: im konservativen TREND-Szenario, d.h. ohne zusätzliche Klimaschutzbemühungen<br />
in der Zukunft, sinkt der Wärmebedarf auf rund 72 % bezogen auf 2005, bei verstärkten Klimaschutzbemühungen<br />
(SPAR-Szenario) auf 45 %. Der heutige Wohngebäudebestand bietet das größte Einsparpotenzial, die gewerblichen<br />
Bauten sind deutlich untergeordnet. Der Wärmeatlas ist somit eine hervorragende Grundlage für strategische<br />
Planungen wie z. B. Optimierung von Gas- und Fernwärme-Parallelversorgung.<br />
Vergleich ARENA-GERTEC- mit IEK-Studie (Bestand bis 1977)<br />
Bild 1: Nachträgliche Dämmmaßnahmen im Vergleich ARENHA-GERTECzur<br />
IEK-Studie<br />
Aufgabenstellung<br />
Vor dem Hintergrund der Neutralstellung der Netze ist es zur<br />
langfristigen Sicherung der Wirtschaftlichkeit unerlässlich,<br />
den zukünftigen Wärmebedarf möglichst genau abzuschätzen.<br />
Hierbei reicht eine Trendverlängerung der Absatzentwicklung<br />
aus der Vergangenheit nicht aus, vielmehr muss die<br />
zukünftige Entwicklung unter den sich verschärfenden Anforderungen<br />
an den Klimaschutz betrachtet werden. Eine weitere<br />
Aufgabe wird sein, eine Doppelversorgung von Gas und<br />
Fernwärme, wie sie zurzeit öfter vorzufinden ist, zu vermeiden<br />
und die Versorgung zu optimieren.<br />
1989 haben die Stadtwerke Hannover eine Studie über<br />
die zukünftige Entwicklung des Raumwärmebedarfs in Hannover<br />
und Langenhagen in Auftrag gegeben [1] (sog. AREN-<br />
HA-GERTEC-Studie). Im Rahmen dieser Untersuchung war<br />
eine Gebäudetypologie für die Landeshauptstadt Hannover<br />
erstellt und eine repräsentative Stichprobenerhebung zu<br />
nachträglich durchgeführten Dämmmaßnahmen an Wohngebäuden<br />
durchgeführt worden – die erste repräsentative Untersuchung<br />
dieser Art bundesweit. 2007 hat die enercity<br />
Netzgesellschaft mbH (eNG) mit finanzieller Unterstützung<br />
des enercity-Fonds proKlima eine Aktualisierung der Studie<br />
(die sog. Wärmebedarfsstudie) mit dem Ziel der Erstellung<br />
eines Wärmeatlasses in Auftrag gegeben. Auftragnehmer war<br />
das Institut für Entwerfen und Konstruieren (IEK) von Prof.<br />
Dr.-Ing. Dirk Bohne an der Leibniz Universität Hannover. <strong>Die</strong><br />
Studie ist im Oktober 2009 abgeschlossen worden. Sie besteht<br />
i.W. aus zwei Teilen: einer Befragung zum Dämmstandard<br />
des Wohngebäudebestandes und der Erstellung eines<br />
Wärmeatlasses zur kleinräumigen Erfassung des derzeitigen<br />
und zukünftigen Wärmebedarfs im Stadtgebiet von Hannover.<br />
Gleichzeitig wollte die eNG dezidiert wissen, welche Gebäude<br />
von ihr direkt oder indirekt wärmeversorgt sind und<br />
welche nicht. <strong>Die</strong> Restmenge der nicht-wärmeversorgten Gebäude<br />
wurde dann als überwiegend ölbeheizt angesehen.<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse der Befragungen sind an anderer Stelle bereits<br />
ausführlich beschrieben und sollen hier nicht näher erläutert<br />
werden [2, 3, 4] . Zusammenfassend ist festzustellen, dass<br />
die Anteile der nachträglich gedämmten Bauteile sich seit Beginn<br />
der 1990er Jahre nahezu verdoppelt haben. <strong>Die</strong> energetische<br />
Gebäudesanierung hat also an Fahrt aufgenommen, vor allem<br />
seit der Energiepreissteigerung Anfang dieses Jahrhunderts.<br />
Der derzeitige Dämmstandard des Gebäudebestandes<br />
gibt wichtige Hinweise auf entsprechende Einsparpotenziale<br />
522 7 / 2011