3R Die beschlossene Wende (Vorschau)
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Fachbericht<br />
Fernwärme<br />
Abschließende Betrachtung der Muffendefekte<br />
Das Ereignis der Muffendefekte im Verlauf der FW-Baumaßnahme<br />
FUG hat eine Aufarbeitung verlangt, bei der speziell die<br />
Muffenwerkstoffe und die Muffenkonstruktion im Mittelpunkt<br />
stehen sollten. Im Zusammenhang mit den in diesem<br />
Fachaufsatz integrierten Betrachtungen zur Qualität von Lieferungen<br />
und Leistungen, finden deshalb auch die Muffendefekte<br />
ihre Wertung auf die Betriebssicherheit von KMR-Mantelrohrverbindungen.<br />
An dieser Stelle soll ein Fazit gezogen werden, welches mit<br />
der Frage beginnt, was Folien- und Muffenhersteller getan<br />
haben, um einer Wiederholung solcher Ereignisse wirkungsvoll<br />
zu entgegnen. Hierzu stehen unter dem Abschnitt „Reaktionen<br />
der Hersteller“ insgesamt fünf Punkte, davon betreffen<br />
vier Punkte den Muffenhersteller.<br />
In einem verbindlichen Schriftstück vom Okt. 2010 wird<br />
seitens des Muffenherstellers ausdrücklich bestätigt, dass alle<br />
Maßnahmen vereinbarungsgemäß umgesetzt wurden. Außerdem<br />
wird erwähnt, dass die Vorwärm- und Fügezeiten sowie<br />
die Temperaturführung bei den Fertigungsprozessen optimiert<br />
wurde, eine 100 %ige Sichtprüfung der Muffen am<br />
Ende des Fertigungsprozesses soll die qualitätssichernden<br />
Maßnahmen ergänzen.<br />
Einen wesentlichen Beitrag musste der Folienhersteller mit<br />
der Suche nach einem verbesserten Werkstoffverhalten leisten.<br />
Mit der Wahl eines vernetzten, bimodalen PE 80-HD wird<br />
die Erhöhung der Kerbschlagfestigkeit bei einer Materialtemperatur<br />
von T W<br />
= 0 °C um etwa den doppelten Wert erreicht,<br />
gleichzeitig wird die Rissempfindlichkeit von der bislang kritischen<br />
Temperatur T krit<br />
≤ 10 °C auf T krit<br />
≤ 2,6 °C herabgesetzt.<br />
Zusammen mit den konstruktiven Verbesserungen an der<br />
Muffe kann damit ein wertvoller Zugewinn an Sicherheit im<br />
Anwendungsspektrum und an Widerstandsfähigkeit beim<br />
Verlegen von KMR-Leitungen unter Baustellen- und Witterungseinflüssen<br />
verzeichnet werden.<br />
Zu kritisieren ist, dass die Werkstoffverbesserung erst vier<br />
Jahre nach den Muffendefekten realisiert wird, d. h. die doppelschalige<br />
Muffe zwischenzeitlich konstruktiv verändert wurde,<br />
jedoch noch immer mit dem Standard-PE-X gefertigt wird.<br />
Auch wenn sich der Folienhersteller auf die aus seiner Sicht guten<br />
Erfahrungen mit dem bisher verwendeten PE-X-Werkstoff<br />
stützen kann, die Ergebnisse aus den Untersuchungen zu den<br />
Muffendefekten zeigen, wo sich die Grenzen auftun.<br />
Fazit<br />
<strong>Die</strong> Autoren dieses Beitrags nehmen eine FW-Baumaßnahme<br />
zum Anlass, um ihre Erfahrungen über einen Zeitraum von<br />
zwei Jahren in einen Fachaufsatz münden zu lassen. Sie stellen<br />
gleichzeitig die Frage, wie betriebssicher die Mantelrohrverbindungen<br />
in KMR-Systemen sind und machen dies zum<br />
Hauptthema ihrer kritischen Betrachtungen.<br />
Um es vorweg zu nehmen, die Ausarbeitung dieses Beitrags<br />
beschränkt sich keinesfalls auf die FW-Baumaßnahme<br />
in Ulm, die inhaltliche Ausstattung ist geprägt durch wiederkehrende<br />
Ereignisse im Zusammenhang mit der Anwendung<br />
unterschiedlichster Muffentechniken bei der Errichtung von<br />
Fernwärmeleitungen mittels KMR-Systembauteilen in<br />
Deutschland und den Nachbarländern.<br />
Am Ende dieses Beitrags ist nun die Frage zu beantworten,<br />
wie es um die Betriebssicherheit von Mantelrohrverbindungen<br />
bestellt ist. Dazu sei ein Schwenk über die einzelnen Kapitel<br />
gestattet, in welchen sich die Autoren im Wesentlichen mit den<br />
in Regelwerken verankerten Anforderungen, mit dem Verhal-<br />
Literatur<br />
[1] EN 253 „Fernwärmerohre – Werkmäßig gedämmte<br />
Verbundmantelrohrsysteme für direkt erdverlegte<br />
Fernwärmenetze – Verbundrohrsystem bestehend aus<br />
Stahl-Mediumrohr, Polyurethan-Wärmedämmung und<br />
Außenmantel aus Polyethylen“<br />
[2] AGFW-Arbeitsblatt FW 401-6 „Verlegung und Statik von<br />
Kunststoffmantelrohren (KMR) für Fernwärmenetze. –<br />
Bauteile, Rohrverbindungen“<br />
[3] EN 489 „Fernwärmerohre – Werkmäßig gedämmte<br />
Verbundmantelrohrsysteme für direkt erdverlegte<br />
Fernwärmenetze – Rohrverbindungen für Stahl-Mediumrohre<br />
mit Polyurethan-Wärmedämmung und Außenmantel<br />
aus Polyethylen“<br />
[4] AGFW-Arbeitsblatt FW 605 „Muffenmontage an<br />
Kunststoffmantelrohren (KMR) und flexiblen Rohrsystemen.<br />
– Anforderungen an Unternehmen die Muffenmontagearbeiten<br />
ausführen“<br />
[5] AGFW-Arbeitsblatt FW 603 „Muffenmontage an<br />
Kunststoffmantelrohren (KMR) und flexiblen Rohrsystemen.<br />
– Prüfung von Muffenmonteuren“<br />
[6] AGFW-Arbeitsblatt FW 401-14 „Verlegung und Statik von<br />
Kunststoffmantelrohren (KMR) für Fernwärmenetze. –<br />
Bau und Montage, Muffenmontage“<br />
[7] DVS- Richtlinie 2207-1 „Schweißen von thermoplastischen<br />
Kunststoffen – Heizelementschweißen von Rohren, Rohrleitungsteilen<br />
und Tafeln aus PE-HD“<br />
[8] DVS-Richtlinie 2207-5 „Schweißen von thermoplastischen<br />
Kunststoffen Schweißen von PE-Mantelrohren – Rohre und<br />
Rohrleitungsteile“<br />
[9] DVS-Richtlinie 2212-4 „Prüfung von Kunststoffschweißern;<br />
Schweißen von PE-Mantelrohren. – Rohre und Rohrleitungsteile“<br />
[10] AGFW-Arbeitsblatt FW 401-17 „Verlegung und Statik von<br />
Kunststoffmantelrohren (KMR) für Fernwärmenetze. – Qualitätssicherung“<br />
Weitere Literatur<br />
Espig, F.: Schadensstatistik KMR 2009 des AGFW – Schäden an<br />
Kunststoffmantelrohren, Wärmeverteilung, Euroheat & Power<br />
39 (2010) Nr. 11, S. 38-41<br />
Grage, Th.; Tödter, J.: Prüfung von Rohrverbindungen in der<br />
Fernwärme. Qualitätssicherung für Mantelrohrverbindungen<br />
– Unterschiede zwischen Praxis und Prüfung, <strong>3R</strong> International<br />
49 (2010) Nr. 12, S. 762-765<br />
578 7 / 2011