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OSMC ’12<br />
Notizen von der siebenten Open Source Monitoring Konferenz<br />
Parallelentwicklung<br />
Die Open Source Monitoring Konferenz führte auch in diesem Jahr wieder<br />
Spezialisten für die Systemüberwachung nach Nürnberg. Jens-Christoph Brendel<br />
Abbildung 1: Nagios-Entwickler Andreas Ericsson während seines Vortrags über Nagios 4.0.<br />
Wenn Wale ähnliche Flossen haben wie<br />
Fische, obwohl sie bei ihnen auf ganz andere<br />
Weise, nämlich aus den Gliedmaßen<br />
ehemaliger Landsäugetiere entstanden,<br />
dann nennt man das in der Biologie eine<br />
Parallelevolution. Derselbe Selektionsdruck<br />
führt bei verschiedenen Spezies<br />
zur Ausbildung ähnlicher Merkmale.<br />
Verteilt voran<br />
Etwas Ähnliches lässt sich im Moment<br />
bei freier Monitoringsoftware beobachten.<br />
Den Selektionsdruck erzeugt hier die<br />
Sackgasse, in die das klassische Nagios<br />
speziell bei größeren Installationen geraten<br />
war: Bei einer hohen Anzahl Hosts<br />
skalierten die Checks nicht mehr <strong>und</strong><br />
verursachten horrende Verzögerungen.<br />
Der Ausweg, auf den verschiedene, entfernt<br />
verwandte Abkömmlinge gleichzeitig<br />
verfallen sind, heißt Modularisierung<br />
<strong>und</strong> Funktionsteilung. Das macht die Nagios-Neufassung<br />
Shinken so, das ist das<br />
Credo von »mod_gearman«, das versucht<br />
der Klassiker selbst <strong>mit</strong> der Einführung<br />
von Worker-Prozessen – um nur einige<br />
zu nennen. Und nun bricht auch der<br />
Nagios-Fork Icinga in diese Richtung auf<br />
– <strong>mit</strong> Icinga2 soll eine gr<strong>und</strong>legend neue,<br />
in C++ geschriebene Version vorerst parallel<br />
zur bestehenden entwickelt werden,<br />
die die klassischen Nagios-Prozesse<br />
wie Service-Checks oder Notifications<br />
in unterschiedlichen Kombinationen auf<br />
verschiedene Hosts verteilen kann.<br />
Neuigkeiten<br />
Diese Neuigkeit war eines der Highlights<br />
der nunmehr siebenten Open Source<br />
Monitoring Conference, wie immer hervorragend<br />
ausgerichtet vom Nürnberger<br />
IT-Dienstleister Netways GmbH. An selber<br />
Stelle gab es übrigens auch gleich<br />
Neuigkeiten zum bestehenden Icinga 1,<br />
dessen letzte Version 1.8 <strong>mit</strong> mehr als 75<br />
neuen Features <strong>und</strong> Bugfixes während<br />
der Konferenz erschien. Neu sind hier<br />
unter anderem ein weiter ausgebautes<br />
Reporting, vordefinierte Zeitperioden zur<br />
Erleichterung der Konfiguration oder eine<br />
neue Berechtigungsprüfung in der Web-<br />
GUI, die deutlich performanter ist.<br />
Neues war auf der Konferenz auch von<br />
anderen Projekten aus erster Hand zu<br />
erfahren. So stellte der Shinken-Chefentwickler<br />
Jean Gabes die Fortschritte<br />
seines Projekts vor, der Schöpfer des NS-<br />
Client++, Michael Medin, sprach über<br />
das bisher umfangreichste Update auf die<br />
Version 0.4.0 in diesem Jahr, <strong>und</strong> auch<br />
Konkurrenzprojekte wie Zabbix hatten<br />
Gelegenheit, jüngste Entwicklungen zu<br />
präsentieren.<br />
Nicht zu kurz kamen daneben zahlreiche<br />
Vorträge, die Best Practices diskutierten.<br />
So stellte etwa Martin Loschwitz die Monitoringfähigkeiten<br />
des Clustermanagers<br />
Pacemaker vor. Simon Meggle demonstrierte<br />
das End-to-End-Monitoring von<br />
Webapplikationen <strong>mit</strong>hilfe der Testautomatisierungssoftware<br />
SAHI. Christoph<br />
Mitasch erörterte verschiedene Möglichkeiten<br />
des MySQL-Datenbankmonitoring,<br />
<strong>und</strong> Mike Adolphs sprach über einen<br />
neuen Ansatz des Behavior Driven Monitoring<br />
<strong>mit</strong> Cucumber-Nagios, bei dem<br />
sich komplexe Tests in einer an natürliche<br />
Sprache angelehnten Syntax formulieren<br />
lassen.<br />
Eine dritte Gruppe von Referaten lieferte<br />
instruktive Case Studies. Darunter fanden<br />
sich so beeindruckende Vorträge wie der<br />
von Christophe Haen über das Monitoring<br />
beim Kernforschungszentrum CERN,<br />
wo in verschiedenen Projekten jeweils<br />
Tausende Server zu überwachen sind, die<br />
während der Experimente unglaubliche<br />
Datenmengen verarbeiten. So kann man<br />
die Menge, die alleine der CMS-Detektor<br />
des Large Hadron Collider erzeugt, <strong>mit</strong><br />
einer Digitalkamera vergleichen, die bei<br />
der enormen Auflösung von 70 Megapixeln<br />
pro Sek<strong>und</strong>e 40 Millionen Bilder<br />
schießt.<br />
Wie schon in den Vorjahren verdienen<br />
die Konferenzorganisation, die Unterbrinung<br />
der Teilnehmer, das Catering <strong>und</strong><br />
auch der Social Event am Abend des ersten<br />
Tages ein großes Lob für perfekte<br />
Organisation. (jcb)<br />
n<br />
26 Ausgabe 06-2012 Admin www.admin-magazin.de