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HDTV Energiesparend fernsehen (Vorschau)

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Unter CI Plus versteht man den Nachfolger<br />

der in sämtlichen Fernsehern<br />

und Receivern integrierten Common-<br />

Interface-Schnittstelle. Letztere ermöglicht bereits<br />

heute, verschlüsselte Programme mittels<br />

eines Moduls (z. B. Omegacrypt) und der passenden<br />

Smartcard abzuspielen. Obwohl sich die<br />

CI-Schnittstelle unter Insidern großer Beliebtheit<br />

erfreut, mangelt es dem jetzigen Standard<br />

an effektiven Kopier- und Jugendschutzsicherheiten,<br />

die CI Plus durch eine zusätzliche Rückverschlüsselung<br />

der Daten bietet. In diesem<br />

Zusammenhang wichtig: CI Plus erzwingt nicht<br />

automatisch einen Kopierschutz, unverschlüsselte<br />

Inhalte sind ebenso denkbar wie kopiergeschützte.<br />

Da insbesondere die Filmindustrie nach<br />

strengeren Richtlinien bei der HD-Ausstrahlung<br />

verlangt, bietet CI Plus den Rechteinhabern eine<br />

erweiterte Kontrolle. Zudem soll CI Plus nicht<br />

nur im Satellitenbereich, sondern auch im Kabel<br />

einen einheitlichen Standard definieren. Die<br />

Vorteile einer legalen, standardisierten Lösung<br />

liegen auf der Hand: Statt Zwangsreceivern<br />

reicht in Zukunft die entsprechende Smartcard<br />

des Anbieters aus, falls dieser eine CI-Plus-kompatible<br />

Lösung unterstützt. Flachbildfernsehern<br />

mit integrierten DVB-T-, DVB-C- oder DVB-S-<br />

Empfängern samt CI-Plus-Schnittstelle steht<br />

ebenfalls eine rosige Zukunft bevor, denn Pay-<br />

TV-Inhalte in HD-Qualität könnten zukünftig<br />

ohne externen Zwangsreceiver empfangen werden.<br />

Vorraussetzung ist allerdings, dass sich CI<br />

Plus in den Endgeräten durchsetzt.<br />

Astra HD Plus<br />

Neben Pro Sieben Sat 1, die den <strong>HDTV</strong>-Sendebetrieb<br />

2010 aufnehmen, gilt die RTL-Gruppe<br />

als treibender Motor hinter Astras HD-Plus-<br />

Plattform. Das Zünglein an der Waage stellt<br />

der Pay-TV-Anbieter Sky dar, der im Satellitenbereich<br />

einer HD-Plus-konformen Ausstrahlung<br />

nicht abgeneigt ist und das Programmangebot<br />

um attraktive Inhalte erweitern könnte. Eine<br />

Entscheidung über die Zusage Skys fiel bis zum<br />

Redaktionsschluss allerdings noch nicht. Hinter<br />

HD Plus verbirgt sich ein bekanntes Verschlüsselungsverfahren<br />

auf Nagravision-Basis. Mittels<br />

zertifizierter Receiver ist der Empfang des<br />

<strong>HDTV</strong>-Angebots ebenso möglich wie durch den<br />

Einsatz von Legacy-Modulen, die den Empfang<br />

über CI-Geräte sicherstellen. Loewe und Metz<br />

werden die Legacy-Lösungen für bereits ausgelieferte<br />

Fernseher nachrüsten. Um die Plattform<br />

auf möglichst vielen Kanälen zu verbreiten, unterstützt<br />

Astra auch den zukünftigen Standard<br />

CI Plus, d. h., das Angebot wird mit allen CI-Plus-<br />

Geräten kompatibel sein. Der Zugang zur Plattform<br />

soll durch Smartcards vorangetrieben werden.<br />

Dieser Dienst ist allerdings nicht kostenlos:<br />

Im ersten Jahr soll die Nutzung kostenfrei sein,<br />

anschließend steht eine monatliche Gebühr von<br />

circa vier bis fünf Euro zur Diskussion. Kontrovers<br />

ist die Darstellung der Gebühr, denn laut<br />

SES-Astra-Chef Ferdinand Kayser ist HD Plus<br />

„Free-TV“, schließlich würde keine Gebühr für<br />

einen „speziellen Inhalt“, sondern vielmehr eine<br />

Jahresgebühr für den technischen Zugang anfallen.<br />

Offen ist derzeit, ob die HD-Plus-Gebühr mit<br />

jedem installierten Empfangsgerät infolge einer<br />

neuen Smartcard steigt. Zudem ist unklar, wie<br />

die Privatsender finanziell am Projekt HD Plus beteiligt<br />

sind, möglich erscheint hier die kostenlose<br />

Nutzung der angemieteten Transponder. Kritiker<br />

sehen dagegen zusätzliche Kosten auf den Verbraucher<br />

zukommen, falls die jeweiligen Sender<br />

eigene Zusatzbeiträge erheben. Knebelverträge<br />

wird es allerdings nicht geben; wenn Ihnen das<br />

<strong>HDTV</strong>-Angebot der Privatsender nicht zusagt,<br />

können Sie den Kauf der Smartcards verweigern<br />

und den Dienst beenden. Auch beim Thema Aufzeichnung<br />

bedeutet HD Plus nicht automatisch<br />

einen Rückschritt, denn nicht Astra entscheidet<br />

über ein Aufzeichnungsverbot, sondern der Content-Anbieter.<br />

Die Rolle der Privaten<br />

Da die GEZ-Gebühr nicht den Privatsendern<br />

zugutekommt und diese durch eine <strong>HDTV</strong>-Ausstrahlung<br />

nicht automatisch neue Einnahmen<br />

generieren, versprechen sich die Privaten derzeit<br />

viel von Astras HD-Plus-Plattform. Ähnlich wie<br />

im Kabel sind die HD-Privatsender über Astra HD<br />

Plus nicht frei empfangbar, sondern strahlen verschlüsselt<br />

aus. Durch entsprechende Smartcards<br />

werden die Inhalte nur jenen bereitgestellt, die<br />

den Service durch Gebühren unterstützen. Die<br />

Aufzeichnung von Programminhalten wollen die<br />

Privatsender nicht generell verbieten, wohl aber<br />

das Überspringen von Werbung. Zeichnen Sie<br />

das HD-Programm eines Privatsenders auf, werden<br />

Werbeblöcke zukünftig ein fester Bestandteil<br />

Ihres Fernsehkonsums. Da die Astra-Plattform<br />

zu CI-Plus-Geräten kompatibel ist, gibt es<br />

bislang eine große Ausnahme: CI Plus ermöglicht<br />

derzeit nur die Aufnahme eines Programms oder<br />

die komplette Sperrung, eine gezielte Verhinderung<br />

des Überspringens von Werbung bietet CI<br />

Plus noch nicht. Deshalb will beispielsweise RTL<br />

die Aufnahme auf CI-Plus-Geräten zum Sendestart<br />

Anfang November komplett unterbinden,<br />

bis der entsprechende Standard nachträglich implementiert<br />

wurde. Nach den uns vorliegenden<br />

Informationen sollen betreffende CI-Plus-Geräte<br />

mit Festplattenaufzeichnung Ende des Jahres ein<br />

kostenloses Software-Update erhalten, wodurch<br />

Aufnahmen nachträglich möglich wären. Bei aktuellen<br />

Kinofilmen sehen wir die Aufzeichnung<br />

allerdings in Gefahr, da die Filmindustrie ihre<br />

HD-Inhalte auch über Blu-ray und das Internet<br />

vermarkten bzw. die Privatsender möglichst<br />

günstige Konditionen erzielen wollen.<br />

Ob das Geschäftsmodell der Privatsender letztendlich<br />

aufgeht und die gestärkten Rechte der<br />

Content-Inhaber von den Verbrauchern angenommen<br />

werden, zeigen bereits die nächsten<br />

Wochen, denn der Start der Astra-HD-Plus-<br />

Plattform steht aller Kritik zum Trotz unmittelbar<br />

bevor.<br />

unverschlüsseltes Signal<br />

Empfang ohne externen Receiver<br />

Standard-<strong>HDTV</strong>-Receiver<br />

Die Öffentlich-Rechtlichen strahlen ihre <strong>HDTV</strong>-Inhalte<br />

unverschlüsselt aus. Der Empfang ist mit allen Standard-<br />

<strong>HDTV</strong>-Empfängern gewährleistet<br />

verschlüsseltes Signal<br />

Empfang ohne externen Receiver<br />

HD-Plus-<strong>HDTV</strong>-Receiver<br />

TV mit Tuner ohne CI Plus<br />

TV mit Tuner und CI Plus<br />

Kompatibel zum <strong>HDTV</strong>-Angebot der Privatsender sind CI-<br />

Plus-Fernseher und -Receiver, zertifizierte externe Receiver<br />

ohne CI Plus oder eine Legacy-Modullösung für CI-Modelle<br />

Verbraucherschützer Rolf Dahlmann lehnt die Kopierschutzmöglichkeiten<br />

von CI Plus ab. Die ZDF-Sendung<br />

„WISO“ kritisierte die <strong>HDTV</strong>-Pläne der Privatsender<br />

Loewe-Vorstandsmitglied Gerhard Schaas sieht in CI Plus<br />

die Chance für einen einheitlichen Standard und bemängelt<br />

die einseitige Argumentation der Verbraucherschützer<br />

Wissen 49

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