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LOK Magazin Die Allgäubahn (Vorschau)

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US-<strong>LOK</strong>S IN ESTLAND<br />

Ein Kesselwagenzug passiert Tarpa in Richtung Narva, es führt eine C36-7, einst für UP aktiv<br />

Jan Böttcher<br />

US-<strong>LOK</strong>S IN ESTLAND<br />

Nach Tallin<br />

C36-7 (UP) UND C30-7S 77 Loks aus<br />

Amerika, gebaut in den 1980er-Jahren,<br />

fanden ihren Weg ins nördliche<br />

Baltikum und sind dort täglich aktiv<br />

W<br />

er hätte sich 1 990 beim Zerfall der Sow -<br />

jetunion vorstellen können, dass Maschinen<br />

vom ehemaligen Klassenfeind im Güterverkehr<br />

Estlands eingesetzt werden?<br />

2001 , schon zehn Jahre nach der Gründung der<br />

Republik Estland am 20. August 1 991 , war die<br />

staatliche Eisenbahngesellschaft Eesti Raudtee in<br />

Personen- und Frachtverkehr-Teilgesellschaften<br />

aufgeteilt und an private Investoren veräußert. Ein<br />

Konsortium aus US-amerikanischen, britischen<br />

und Estnischen Eignern (Baltic Rail Services; BRS)<br />

besitzt seitdem 66 Prozent der Kapitalanteile von<br />

Eesti Raudtee.<br />

<strong>Die</strong>ser Betreiberwechsel führte zur Stornierung<br />

eines geplanten Kaufs von neuen Lokomotiven aus<br />

Russland. Stattdessen wurden in den USA 77 gebrauchte<br />

Loks des Typs C36-7 (ex Union Pacific,<br />

Baujahr 1 985) und C30-7s (ex Conrail, Baujahr<br />

1983) gekauft und für den Einsatz auf 1.520 Millimeter<br />

Spurweite umgebaut. <strong>Die</strong>se Einscheidung<br />

brachte jedoch einige Probleme mit sich: Es wurde<br />

lok-magazin.de 12 | 2012<br />

den US-Lokomotiven untersagt, mangels Zulassung<br />

nach Russland zu fahren. So war man gezwungen,<br />

auch gebrauchte Loks des Typs 2TE1 1 6<br />

aus Russland und der Ukraine zu erwerben, um<br />

grenz überschreitende Züge fahren zu können. Ein<br />

weiteres nicht zu verachtendes Problem ist die<br />

schwierige Ersatzteilversorgung der US-Loks. Dennoch<br />

tragen sie die Hauptlast des täglichen Güterverkehrs<br />

in Estland.<br />

Der Staat greift ein<br />

<strong>Die</strong> Privatisierung der Bahn brachte auch für die<br />

Bevölkerung entscheidende Nachteile durch Ein -<br />

sparungen und Streichungen von Personenzügen,<br />

welche einen Stellenabbau mit sich zogen. Es wurde<br />

nur in lukrative Strecken investiert und der Gewinn<br />

optimiert, so dass im Jahr 2006 sich die Republik<br />

Estland aufgrund der vielen negativen<br />

Ereignisse entschloss, die Kapitalanteile von Eesti<br />

Raudtee zurück zu kaufen. Trotzdem bleiben die<br />

US-Loks weiterhin im Einsatz.<br />

Für jeden Interessierten sind die Strecken zum<br />

großen Hafen in Tallinn Maardu empfohlen. Dort<br />

herrscht die höchste Güterzugdichte im Raum Tallinn.<br />

Auch die Fahrzeugvielfalt lässt das Herz eines<br />

jeden <strong>Die</strong>sellokfans höher schlagen! Neben den<br />

US-Loks sind verschiedenste russische Bauarten<br />

diverser Privatbahnen im schweren Einsatz zu erleben.<br />

Als zentrale Übernachtungsmöglichkeit ist<br />

das Go Hotel „Shnelli“ am Personenbahnhof Balti<br />

Jaam Tallinn sehr zu empfehlen. Aus dem Hotelfenster<br />

lässt sich in aller Ruhe das Treiben auf dem<br />

Personenbahnhof beobachten. Jan Böttcher<br />

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