Theoretische Physik 3, Quantenmechanik - TUM
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<strong>Theoretische</strong> <strong>Physik</strong> 3, <strong>Quantenmechanik</strong><br />
Harald Friedrich<br />
Technische Universität München<br />
Sommersemester 2011
0. Einleitung<br />
1. Materiewellen<br />
Freies Teilchen, Ort und Impuls<br />
Fourier-Transformation, Deltafunktion<br />
Heisenbergsche Unschärferelation<br />
2. Schrödingergleichung<br />
Zeitabhängige und zeitunabhängige (stationäre) Schrödingergleichung<br />
Schrödingergleichung im Impulsraum<br />
Erwartungswerte<br />
3. Algebraische Struktur der <strong>Quantenmechanik</strong><br />
Hilbertraum<br />
Lineare Operatoren<br />
Hermitesche Operatoren<br />
Kommutatoren<br />
Zeitentwicklung und Ehrenfest-Theorem<br />
4. Drei Raumdimensionen, Drehimpuls<br />
Eigenwerte und Eigenzustände der Drehimpulsoperatoren<br />
Ortsdarstellung der Drehimpulseigenzustände, Kugelflächenfunktionen<br />
Radiale Schrödingergleichung<br />
Radialsymmetrischer harmonischer Oszillator
Literatur:<br />
◮ • Quantenphysik (9. Aufl.), S. Gasiorowicz, Oldenbourg,<br />
München, 2005<br />
◮ • <strong>Quantenmechanik</strong> (2. Aufl.), T. Fließbach, Spektrum,<br />
Heidelberg, 1995<br />
◮ • <strong>Quantenmechanik</strong> (5. Aufl.), F. Schwabl, Springer-Verlag,<br />
Berlin, 1998.<br />
◮ • Grundkurs Theor. <strong>Physik</strong>, Bd. 5 <strong>Quantenmechanik</strong>,<br />
W. Nolting, Zimmermann-Neufang, Ulmen, 1992.<br />
◮ • Quantum Physics, F. Scheck, Springer-Verlag, N.Y. 2007.
0. Einleitung<br />
Grenzen der Newtonschen Mechanik<br />
Photoeffekt<br />
Beugung am Doppelspalt
1. Materiewellen<br />
Lichtwellen<br />
Materiewellen<br />
monochromatische Welle: ⃗ E ∝ e<br />
i(kx−ωt)<br />
ψ ∝ e i(kx−ωt)<br />
Intenstität: |R( ⃗ E)| 2 |ψ| 2<br />
Energie: E = hν = ω E = p2<br />
2m = 2 k 2<br />
2m = ω<br />
Impuls:<br />
mv = p = k<br />
E<br />
c = ω c<br />
Dispersionsrelation: ω = ck = E <br />
ω = k2<br />
2m = E <br />
Gruppengeschwindigkeit: v g = dω<br />
dk = c<br />
v g = dω<br />
dk = k m = p m
Fourier-Transformation, Deltafunktion<br />
FT : φ(k) = √ 1 ∫ ∞<br />
e −ikx f(x)dx , f(x) = 1 ∫ ∞<br />
√ e ikx φ(k)dk .<br />
2π 2π<br />
δ(x) :<br />
∫<br />
I<br />
−∞<br />
−∞<br />
δ(x)τ(x)dx = τ(0) für jede ”<br />
Testfunktion“ τ , wenn0 ∈ I .<br />
f(x)<br />
φ(k)<br />
1 √<br />
2π<br />
e ik 0x<br />
δ(k −k 0 )<br />
δ(x −x 0 )<br />
1 √<br />
2π<br />
e −ikx 0<br />
(b √ π) −1/2 e −x2 /(2b 2 )<br />
f(x)<br />
f ′ (x)<br />
f (n) (x)<br />
(<br />
b √π<br />
) 1/2e<br />
−b 2 k 2 /2<br />
φ(k)<br />
ikφ(k)<br />
(ik) n φ(k)
Symmetrie-Eigenschaft der Fourier-Transformation:<br />
f(−x) = [f(x)] ∗ ⇐⇒ φ(k) reell<br />
f(x) reell ⇐⇒ φ(−k) = [φ(k)] ∗<br />
f(x)reell und f(−x) = f(x) ⇐⇒ φ(k)reell und φ(−k) = φ(k)<br />
Faltungstheorem:<br />
h(x) =<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
f(x ′ )g(x −x ′ )dx ′ ⇐⇒ φ h (k) = √ 2πφ f (k)φ g (k)
Heisenbergsche Unschärferelation<br />
Die Zahlen y ∈ (−∞,∞) mögen mit der Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
w(y) verteilt sein, ∫ ∞<br />
−∞w(y)dy = 1.<br />
Mittelwert: 〈y〉 =<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
y w(y)dy<br />
Fluktuation: (∆y) 2 = 〈(y −〈y〉) 2 〉 = 〈y 2 〉−〈y〉 2<br />
Für ψ(x) = 1 √<br />
2π<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
=<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
φ(k)e ikx dk mit<br />
w(x) = |ψ(x)| 2 und w(p) = |φ(p/)| 2 /.<br />
y 2 w(y)dy −〈y〉 2<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
|φ(k)| 2 dk = 1 ist<br />
Unschärferelation: ∆x ∆p ≥ 2
Grundlagen der <strong>Quantenmechanik</strong><br />
◮ Der Zustand eines Systems wird beschrieben durch eine<br />
komplexwertige Wellenfunktion ψ, Beispiel: ψ(x,t)<br />
◮ <strong>Physik</strong>alische Observable werden beschrieben durch lineare<br />
Operatoren im Vektorraum aller möglchen Wellenfuntionen.<br />
Beispiele: Ort ˆx : ψ(x) ↦→ x ψ(x)<br />
Impuls ˆp : ψ(x) ↦→ ∂ψ<br />
i ∂x<br />
<br />
kinetische Energie ˆT 2 ∂ 2 ψ<br />
: ψ(x) ↦→ −<br />
2m ∂x 2<br />
◮ Mögliche Messwerte einer Observablen sind die Eigenwerte<br />
des zugehörigen Operators.<br />
◮ Ist die Wellenfunktion ψ eine Eigenfunktion des OperatorsÔ,<br />
Ôψ = ωψ, so ergibt die Messung der Observablen mit<br />
Sicherheit den zugehörigen Eigenwert ω.
DREI GESICHTER DER KLASSISCHEN MECHANIK<br />
T = mv2<br />
2<br />
= p2<br />
2m , ⃗p = m⃗v = m˙⃗r ,<br />
V = V(⃗r)<br />
Masse×Beschleunigung = Kraft<br />
Newton:<br />
Lagrange: L(q i , ˙q i ;t) = T −V<br />
Hamilton: H(q i ,p i ;t) = T +V<br />
m¨⃗r = d dt ⃗p = −⃗ ∇V(⃗r)<br />
( )<br />
d ∂L<br />
= ∂L<br />
dt ∂˙q i ∂q i<br />
dp i<br />
dt = − ∂H<br />
∂q<br />
( i<br />
dqi<br />
= ∂H )<br />
dt ∂p i
2. Schrödingergleichung<br />
Hamiltonoperator: Ĥ = Ĥ(ˆp,x) , ˆp = ∂<br />
i ∂x<br />
(zeitabhängige) Schrödingergleichung: Ĥψ = i ∂ψ<br />
∂t<br />
Wenn Ĥ nicht explizit von der Zeit abhängt, lohnt sich ein<br />
Separationsansatz: ψ(x,t) = ψ Raum (x)ψ Zeit (t).<br />
Erfüllt ψ Raum die zeitunabhängige, die stationäre Schrödingergleichung,<br />
Ĥψ = Eψ ,<br />
dann gibt es dazu eine Lösung der vollen, zeitabhängigen<br />
Schrödingergleichung,<br />
ψ = ψ Raum e − i Et
Ein Beispiel, der harmonische Oszillator:<br />
Ĥ = − 2 d 2 mω2<br />
2mdx2+V(x) , V(x) =<br />
2 x2 = ω 2<br />
( x<br />
β<br />
) 2<br />
, β =<br />
√<br />
<br />
mω<br />
Schrödingergleichung:<br />
d 2 ψ<br />
dx 2 − m2 ω 2<br />
2 x 2 ψ(x) = − 2m<br />
2 Eψ(x)<br />
mit y = x β , ε = E<br />
ω/2 :<br />
Eigenwerte: ε n = 2n +1 , E n =<br />
Eigenfunktionen (normiert): ψ n (x) = (β√ π) −1/2<br />
√<br />
2 n n!<br />
H n (y) sind die “Hermite-Polynome” (s. Anhang)<br />
d 2 ψ<br />
dy 2−y2 ψ(y) = −εψ(y)<br />
(<br />
n+ 1 )<br />
ω<br />
2<br />
H n<br />
( x<br />
β<br />
)<br />
e −x2 /(2β 2 )<br />
Orthonormalität:<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
ψ m (x)ψ n (x)dx = δ m,n
Eigenfunktionen des harmonischen Oszillators<br />
4<br />
E/hω<br />
3<br />
2<br />
n=1<br />
n=3<br />
n=2<br />
ψ(x)<br />
1<br />
n=0<br />
0<br />
-2 0 2<br />
x/β
Schrödingergleichung im Impulsraum<br />
Ortsraumwellenfunktion: ψ(x) ,<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
|ψ(x)| 2 dx = 1<br />
Zerlegung in monochromatische Wellen: ψ(x) = 1 √<br />
2π<br />
∫ ∞<br />
Wahrscheinlichkeitsamplitude für Impuls p = k:<br />
φ(p) = 1 √<br />
<br />
¯ψ(k) =<br />
1<br />
√<br />
2π<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
e − i px ψ(x)dx<br />
Wahrscheinlichkeitsdichte im Impulsraum:|φ(p)| 2 ,<br />
Operatoren im Impulsraum:<br />
ˆpφ(p) = pφ(p) , ˆxφ(p) = − i<br />
Schrödingergleichung:<br />
p 2 φ<br />
2m +V (− i<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
−∞<br />
∂φ<br />
∂p , Ĥ = p2<br />
2m +V(ˆx)<br />
∂<br />
∂p<br />
)<br />
φ = i ∂φ<br />
∂t<br />
e ikx ¯ψ(k)dk<br />
|φ(p)| 2 dp = 1
Erwartungswerte<br />
Im Orstraum, ∫ ∞<br />
−∞ |ψ(x)|2 dx = 1,<br />
〈x〉 =<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
x|ψ(x)| 2 dx =<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
ψ ∗ (x)xψ(x)dx , 〈x 2 〉 =<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
ψ ∗ (x)x 2 ψ(x)dx .<br />
Im Impulsraum, ∫ ∞<br />
∫ −∞ |φ(p)|2 dp = 1,<br />
∞ ∫ ∞<br />
〈p〉 = φ ∗ (p)pφ(p)dp =<br />
−∞<br />
−∞ψ ∗ (x) ∫<br />
∂ψ ∞<br />
i ∂x dx = ψ ∗ (x)ˆpψ(x)dx<br />
∫ −∞<br />
∞ ∫ ∞<br />
)<br />
〈p 2 〉 = φ ∗ (p)p 2 φ(p)dp = ψ ∗ (x)<br />
(− 2 ∂2<br />
∂x 2ψ(x) dx<br />
=<br />
−∞<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
〈 (ˆp)<br />
2〉<br />
〈ˆT〉 = =<br />
2m<br />
ψ ∗ (x) (ˆp 2 ψ(x) ) dx<br />
∫ ∞<br />
〈Ĥ〉 = 〈ˆT +V(x)〉 =<br />
ψ ∗ (x)<br />
(− 2<br />
2m<br />
−∞<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
∫ ∞<br />
allgemein: 〈Ô〉 = ψ ∗ (x)<br />
−∞<br />
−∞<br />
∂ 2 )<br />
∂x 2ψ(x)<br />
dx<br />
ψ ∗ (x)<br />
([− 2 ∂ 2 ]<br />
2m∂x 2 +V(x)<br />
) ∫ ∞ (Ôψ(x) dx =<br />
−∞<br />
)<br />
ψ(x) dx<br />
)<br />
φ ∗ (p)<br />
(Ôφ(p) dp
3. Algebraische Struktur der <strong>Quantenmechanik</strong><br />
Hilbertraum<br />
ξ stehe für einen (vollständigen) Satz von Variablen, die ein<br />
physikalisches System quantenmechanisch beschreiben.<br />
Beispiel: drei wechselwirkende Massenpunkte,<br />
ξ ≡ (⃗r 1 ,⃗r 2 ,⃗r 3 ) oder ξ ≡ (⃗p 1 ,⃗p 2 ,⃗p 3 ) oder ξ ≡ (⃗r 1 ,⃗p 2 ,⃗r 3 ), etc.<br />
Die Menge der stetigen, fast überall mindestens zweimal<br />
differenzierbaren, quadratintegrablen komplexwertigen<br />
(Wellen-)Funktionen mit geeigneten Randbedingungen,<br />
{ ∫<br />
}<br />
H = ψ(ξ) : |ψ(ξ)| 2 dξ < ∞ , Randbedingungen<br />
,<br />
ist ein Vektorraum über C mit höchstens abzählbar vielen linear<br />
unabhängingen Vektoren.
Die Verknüpfung<br />
∫<br />
ψ 1 ,ψ 2 ↦→<br />
ψ 1 (ξ) ∗ ψ 2 (ξ)dξ def = 〈ψ 1 |ψ 2 〉<br />
definiert ein unitäres Skalarprodukt mit den Eigenschaften<br />
Linearität: 〈ψ 1 |ψ 2 +cψ 3 〉 = 〈ψ 1 |ψ 2 〉+c〈ψ 1 |ψ 3 〉<br />
unitäre Symmetrie:<br />
〈ψ 2 |ψ 1 〉 = 〈ψ 1 |ψ 2 〉 ∗<br />
Positivität: 〈ψ|ψ〉 ≥ 0 , 〈ψ|ψ〉 = 0 ⇐⇒ ψ(ξ) ≡ 0<br />
Die Norm ‖ψ‖ eines Elements ψ von H ist: ‖ψ‖ = √ 〈ψ|ψ〉,<br />
und der Abstand zweier Elemente ψ 1 , ψ 2 ist ‖ψ 1 −ψ 2 ‖.<br />
H ist vollständig in dem Sinne, dass eine Cauchy-Folge von<br />
Elementen in H einen Limes in H besitzt. Einen Vektorraum H<br />
mit den obigen Eigenschaften nennt man einen Hilbertraum.
In der sogenannten “bra-ket-Schreibweise” wird die Wellenfuntion<br />
ψ ohne Bezug auf die Wahl der Variablen als Zustandsvektor |ψ〉<br />
geschrieben — als “ket”. Den hierzu “konjugierten”<br />
Zustandsvektor 〈ψ| nennt man “bra”. Im gegenwärtigen Fall steht<br />
〈ψ| für ψ(ξ) ∗ .<br />
Das Skalarprodukt der Zustandsvektoren |ψ 1 〉 und |ψ 2 〉 ist das<br />
Produkt des bra 〈ψ 1 | mit dem ket |ψ 2 〉, das bracket 〈ψ 1 |ψ 2 〉.<br />
Sei |φ 1 〉, |φ 2 〉, |φ 3 〉,... eine Basis von H. D.h. ein beliebiger<br />
Zustandsvektor |ψ〉 lässt sich eindeutig als Linearkombination<br />
darstellen,<br />
∞∑<br />
|ψ〉 = c n |φ n 〉 .<br />
n=1<br />
Basis orthonormal, d.h. 〈φ m |φ n 〉 = δ m,n , =⇒ c n = 〈φ n |ψ〉.<br />
Normierung: 〈ψ|ψ〉 =<br />
∞∑<br />
|c n | 2 ; ‖ψ‖ = 1 =⇒ |c n | 2 ist die<br />
n=1<br />
Wahrscheinlichkeit dafür, das durch |ψ〉 beschriebenes System im<br />
Zustand |φ n 〉 ist.
Lineare Operatoren<br />
Ô : H → H , |ψ〉 ↦→ Ô|ψ〉 ; Ô(|ψ 1 〉+c|ψ 2 〉) = Ô|ψ 1〉+c|ψ 2 〉<br />
Orthonormale Basis: |φ 1 〉, |φ 2 〉 ,..., Bild der |φ i 〉 unter Ô:<br />
Ô|φ n 〉 =<br />
∞∑<br />
O m,n |φ m 〉 , O m,n = 〈φ m |Ô|φ n〉<br />
m=1<br />
Jeder Zustandsvektor |ψ〉 = ∑ ∞<br />
n=1 c n|φ n 〉 eindeutig durch die<br />
Entwicklungskoeffizienten c n charakterisiert,<br />
(<br />
∞∑ ∞∑ ∞<br />
)<br />
∑<br />
∞∑<br />
Ô|ψ〉 = c n Ô|φ n 〉 = O m,n |φ m 〉 c n = c m ′ |φ m〉<br />
n=1<br />
∞<br />
c m ′ = ∑<br />
O m,n c n bzw.<br />
n=1<br />
n=1<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
c 1<br />
′<br />
c 2<br />
′<br />
c ′ 3<br />
···<br />
m=1<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎠ = ⎜<br />
m=1<br />
⎞⎛<br />
O 1,1 O 1,2 O 1,3 ···<br />
O 2,1 O 2,2 O 2,3 ···<br />
⎟⎜<br />
⎝O 3,1 O 3,2 O 3,3 ··· ⎠⎝<br />
··· ··· ··· ···<br />
c 1<br />
c 2<br />
c 3<br />
···<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠
Hermitesche Operatoren:<br />
Sei O ≡ O m,n die Matrix des linearen Operators Ô in Bezug auf<br />
die Orthonormalbasis |φ 1 〉, |φ 2 〉,.... Die hermitesh konjugierte<br />
Matrix O † ist definiert durch:<br />
O † def<br />
= (O T ) ∗ , (O † ) m,n<br />
def<br />
= (O n,m ) ∗ .<br />
Sie definiert einen neuen Operator Ô† , den adjungierten oder<br />
hermitesch konjugierten Operator zu Ô. Offenbar gilt für die<br />
Basisvektoren |φ n 〉 — und für beliebige Vektoren |ψ 1 〉, |ψ 2 〉 im<br />
Hilbertraum,<br />
〈φ m |Ô † |φ n 〉 = 〈φ n |Ô|φ m 〉 ∗ , 〈ψ 1 |Ô † |ψ 2 〉 = 〈ψ 2 |Ô|ψ 1 〉 ∗<br />
Einige Rechenregeln:<br />
(Ô† ) † = Ô , (ˆB) † = ˆB †  † , |u〉 = Ô|ψ〉 ⇐⇒ 〈u| = 〈ψ|Ô† .<br />
Ein hermitescher Operator ist definiert durch: Ô† = Ô.
Die Aussage, dass ein linearer Operator Ô hermitesch ist, hängt<br />
nicht von der Basiswahl ab und ist gleichbedeutend mit:<br />
〈ψ 2 |Ô|ψ 1 〉 ∗ = 〈ψ 1 |Ô|ψ 2 〉 für alle |ψ 1 〉, |ψ 2 〉 ∈ H.<br />
<strong>Physik</strong>alische Observable werden durch hermitesche Operatoren im<br />
Hilbertraum dargestellt. Dazu sind drei Eigenschaften wichtig:<br />
1. Eigenwerte eines hermiteschen Operators sind stets reell.<br />
Messwerte sind immer reelle Zahlen.<br />
2. Eigenzustände zu verschiedenen Eigenwerten eines<br />
hermiteschen Operators sind orthogonal.<br />
Ein Eigenzustand zu einem Messwert enthält keine<br />
Komponente zu einem anderen Messwert.<br />
3. DieEigenzuständeeineshermiteschenOperatorssindeineBasis.<br />
Jeder Zustand kann vollständig in Komponenten zerlegt<br />
werden, von denen jede einem festen Messwert entspricht.
Ein Eigenwert (eines eines hermiteschen Operators) heißt entartet,<br />
wenn es dazu mehr als einen (lin.unabh.) Eigenvektor gibt. Im<br />
Unterraum der Eigenzustände zu einem entarteten Eigenwert lässt<br />
sich eine Orthonormalbasis konstruieren, z.B. mit dem<br />
Schmidtschen Verfahren. So hat jeder hermitescher Operator eine<br />
Orthnormalbasis von Eigenzuständen.<br />
Beispiele für hermitesche Operatoren:<br />
◮ Ort<br />
ˆx : ψ(x) ↦→ xψ(x)<br />
◮ Impuls ˆp : ψ(x) ↦→ (/i)∂ψ/∂x<br />
◮ Energie Ĥ : ψ(x) ↦→ (− 2 /2m)∂ 2 ψ/∂x 2 +V(x)ψ(x)<br />
◮ Projektionsoperator |φ〉〈φ| : |ψ〉 ↦→ |φ〉〈φ|ψ〉<br />
Vollständigkeitsrelation für Orthonormalbasis {|φ n 〉} : ∑ n<br />
|φ n 〉〈φ n | = 1
Sei |φ 1 〉, |φ 2 〉,... eine Orthonormalbasis von Eigenzuständen der<br />
Observablen (des hermiteschen Operators) Ô: Ô|φ n 〉 = ω n |φ n 〉. Ein<br />
(normierter) Zustand |ψ〉 im Hilbertraum ist eindeutig darstellbar<br />
als:<br />
∞∑<br />
∞∑<br />
|ψ〉 = c n |φ n 〉 und 〈ψ|ψ〉 = |c n | 2 = 1 .<br />
n=1<br />
|c n | 2 ist die Wahrscheinlichkeit, dass das durch |ψ〉 beschriebene<br />
System sich in dem Eigenzustand |φ n 〉 der Observablen Ô befindet.<br />
Der Erwartungswert von Ô im Zustand |ψ〉 ist:<br />
n=1<br />
∞<br />
〈Ô〉 = 〈ψ|Ô|ψ〉 =<br />
∑<br />
|c n | 2 ω n ,<br />
n=1<br />
also der gewichtete Mittelwert der Messwerte (Eigenwerte) ω n .
Kommutatoren<br />
Die Matrix eines hermiteschen Operators Ô in der (orthonormalen)<br />
Basis seiner Eigenzustände ist diagonal: 〈φ m |Ô|φ n〉 = ω n δ m,n .<br />
Zwei hermitesche Operatoren (Observable) Â und ˆB heißen<br />
gleichzeitig messbar, wenn sie eine gemeinsame Basis von<br />
Eigenvektoren haben. In dieser gemeinsamen (orthonormalen)<br />
Basis von Eigenvektoren sind beide Matrizen diagonal,<br />
〈φ m |Â|φ n〉 = α n δ m,n , 〈φ m |ˆB|φ n 〉 = β n δ m,n , und folglich ist<br />
〈φ m |ˆB|φ n 〉 = α n β n δ m,n = 〈φ m |ˆBÂ|φ n〉, d.h. ˆB = ˆBÂ.<br />
Zwei Observable  und ˆB sind genau dann gleichzeitig messbar<br />
(die Matrizen simultan diagonalisierbar) wenn ˆB = ˆBÂ, d.h.<br />
wenn der Kommutator [Â, ˆB] verschwindet.<br />
Kommutator:<br />
[Â, ˆB] def = ˆB − ˆBÂ<br />
Rechenregeln: [ˆB,Â] = −[Â, ˆB] , [Â, ˆBĈ] = ˆB[Â,Ĉ]+[Â, ˆB]Ĉ<br />
Ort und Impuls:<br />
[ˆp,ˆx] = i
Zeitentwicklung und Ehrenfest-Theorem<br />
d|ψ〉<br />
= − i dt Ĥ|ψ〉 , d〈ψ|<br />
= + i dt 〈ψ|Ĥ .<br />
Für eine beliebige Observable Ô gilt (Produktregel für Diff.)<br />
d d〈ψ|<br />
〈ψ|Ô|ψ〉 = Ô|ψ〉+〈ψ| ∂Ô<br />
dt dt ∂t |ψ〉+〈ψ|Ôd|ψ〉 dt<br />
= i 〈ψ|ĤÔ|ψ〉+〈ψ|∂Ô ∂t |ψ〉− i 〈ψ|ÔĤ|ψ〉<br />
= i 〈ψ|[Ĥ,Ô]|ψ〉+〈ψ|∂Ô ∂t |ψ〉 .<br />
Für eine nicht explizit von der Zeit abhängenden Observable,<br />
∂Ô/∂t = 0, bedeutet [Ĥ,Ô] = 0 dass der Erwartungswert von Ô<br />
in einem Zustand, der sich gemäß der zeitabhängigen<br />
Schrödingergleichung entwickelt, konstant ist. Eine solche<br />
Observable, ∂Ô/∂t = 0, [Ĥ,Ô] = 0, ist eine Erhaltungsgröße.<br />
Für Ô = ˆp folgt: d dt 〈ˆp〉 = −〈 d dxV(ˆx)〉 (“Ehrenfest-Theorem”)
Algebraische Lösung für den harmonischen Oszillator<br />
Ĥ = ˆp2<br />
2m + mω2<br />
2 ˆx2 = ω ( β2ˆp 2 ) √<br />
2 2 + ˆx2 <br />
β 2 , β =<br />
mω<br />
ˆb = √ 1 (ˆx +iβˆp )<br />
,<br />
2 β <br />
ˆb† = √ 1 (ˆx −iβˆp ) (<br />
⇒<br />
2 β Ĥ = ω ˆb †ˆb )<br />
1 + .<br />
2<br />
Kommutatoren:[ˆb,ˆb † ] = −[ˆb † ,ˆb] = 1 , [Ĥ,ˆb] = −ωˆb , [Ĥ,ˆb † ] = ωˆb †<br />
Für die Eigenzustände |ψ n 〉 ≡ |n〉 des Hamiltonoperators gilt,<br />
ˆb|n〉 = √ n|n−1〉 , ˆb† |n〉 = √ n+1|n+1〉 , ˆb†ˆb|n〉 = n|n〉<br />
Für die Energien folgt E n = ω(n+1/2). Der Grundzustand ist<br />
durch ˆb|0〉 = 0 definiert woraus in Ortsdarstellung folgt:<br />
ψ 0 (x) = ( √ πβ) −1/2 exp[−x 2 /(2β 2 )].<br />
Die angeregten Zustände folgen gemäß |n〉 = (n!) −1/2 (ˆb † ) n |0〉, was<br />
in Ortsdarstellung genau wieder die Wellenfunktionen ψ n (x) von<br />
Kapitel 2 ergibt.
Dreidimensionaler harmonischer Oszillator<br />
Ĥ = ˆ⃗p 2<br />
2m + mω2<br />
2<br />
(ˆx 2 +ŷ 2 +ẑ 2) = Ĥx +Ĥy +Ĥz<br />
Separabilität von Ĥ ermöglicht Lösung der zeitunabhängigen<br />
Schrödingergleichung mit Produktansatz, denn:<br />
Ĥ x |χ〉 = E x |χ〉 , Ĥ y |η〉 = E y |η〉 , Ĥ z |ζ〉 = E z |ζ〉 =⇒<br />
(Ĥx +Ĥy +Ĥz)|χ〉|η〉|ζ〉 = (E x +E y +E z )|χ〉|η〉|ζ〉<br />
Die Eigenzustände des 3-dim. harmonischen Oszillators sind also:<br />
|n x ,n y ,n z 〉 ≡ ψ nx (x)ψ ny (y)ψ nz (z)<br />
= (√ πβ) −3/2 e −r2 /(2β 2 )<br />
√<br />
2<br />
n x+n y+n z<br />
n x !n y !n z ! H n x<br />
( x<br />
β<br />
und die Energieeigenwerte sind:<br />
(<br />
E nx,n y,n z<br />
= ω n x +n y +n z + 3 )<br />
2<br />
)<br />
H ny<br />
( y<br />
β<br />
) ( ) z<br />
H nz<br />
β<br />
(<br />
= ω N+ 3 )<br />
.<br />
2<br />
,
(<br />
E nx,n y,n z<br />
= ω n x +n y +n z + 3 ) (<br />
= ω N+ 3 )<br />
.<br />
2 2<br />
Die Energie hängt nur ab von der<br />
Hauptquantenzahl N = n x +n y +n z .<br />
Die “kartesischen Quantenzahlen” n x ,n y ,n z durchlaufen alle<br />
nicht-negativen ganzen Zahlen, 0,1,2,..., so dass auch für die<br />
Hauptquantenzahl gilt, N = 0,1,2,....<br />
Für gegebenes N gibt es 1 2<br />
(N +1)(N +2) verschiedene<br />
Kombinationen von n x , n y , n z und genauso viele linear<br />
unabhängige Eigenzustände von Ĥ. Alle angeregten (N > 0)<br />
Energieniveaus sind also entartet.
4. Drei Raumdimensionen, Drehimpuls<br />
Ein Teilchen der Masse µ unter Einfluss des Potenzials V(⃗r):<br />
⎛ ⎞<br />
Ĥ = ˆ⃗p 2<br />
2µ +V(ˆ⃗r) , ˆ⃗p<br />
ˆp x<br />
= ⎝ˆp y<br />
⎠; [ˆp x ,ˆx] = [ˆp y ,ŷ] = [ˆp z ,ẑ] = i , [ˆp x,ŷ] = 0<br />
ˆp z<br />
Annahme: V = V(r), d.h. V hängt nur ab von r 2 = x 2 +y 2 +z 2<br />
und nicht von der Richtung von⃗r.<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
ˆL x<br />
Drehimpuls:<br />
ˆ⃗L def = ˆ⃗r × ˆ⃗p<br />
ŷˆp z −ẑˆp y<br />
= ⎝ˆL y<br />
⎠ = ⎝ẑˆp x −ˆxˆp z<br />
⎠<br />
ˆL z ˆxˆp y −ŷˆp x<br />
Kommutatoren: [Ĥ,ˆL x ] = [Ĥ,ˆL y ] = [Ĥ,ˆL z ] = 0 , wg. V = V(r)<br />
ABER:<br />
[ˆL y ,ˆL z ] = ˆL yˆLz −ˆL zˆLy = iˆL x<br />
[ˆL z ,ˆL x ] = ˆL zˆLx −ˆL xˆLz = iˆL y<br />
[ˆL x ,ˆL y ] = ˆL xˆLy −ˆL yˆLx = iˆL z<br />
Eselsbrücke: ˆ⃗ L׈⃗L = iˆ⃗L
Für ˆ⃗ L<br />
2<br />
= ˆL2 x +ˆL 2 y+ˆL 2 z gilt: [Ĥ,ˆ⃗ L<br />
2<br />
] = 0, [ˆ⃗L<br />
2<br />
,ˆLx ] = [ˆ⃗ L<br />
2<br />
,ˆLy ] = [ˆ⃗ L<br />
2<br />
,ˆLz ] = 0 .<br />
ˆ⃗L 2 und alle Komponenten von ˆ⃗ L sind Erhaltungsgrößen<br />
[V = V(r)]; ˆ⃗ L<br />
2<br />
und eine Komponente — wähle ˆLz — sind<br />
gleichzeitig messbar.<br />
z<br />
θ<br />
r<br />
In Kugelkoordinaten: x = r sinθcosφ<br />
y = r sinθsinφ<br />
x = r cosθ<br />
ist die Ortsdarstellung von ˆL z :<br />
x<br />
φ<br />
y<br />
ˆL z = i<br />
∂<br />
∂φ<br />
Eigenfunktionen: ψ(...,φ) ∝ exp(imφ)<br />
Eigenwerte: ˆL z ψ = mψ , m = 0, ±1, ±2,...
Eigenwerte und Eigenzustände von ˆ⃗ L<br />
2<br />
und ˆL z<br />
Definiere: ˆL + = ˆL x +iˆL y , ˆL − = ˆL x −iˆL y .<br />
Vertauschungsrelationen: [ˆL + ,ˆL z ] = −ˆL + , [ˆL − ,ˆL z ] = +ˆL −<br />
Sei |ψ〉 ein (simultaner) Eigenzustand von ˆ⃗<br />
2<br />
L und ˆLz zu den<br />
Eigenwerten λ bzw. m:<br />
ˆ⃗L 2 |ψ〉 = λ|ψ〉, ˆLz |ψ〉 = m|ψ〉 =⇒<br />
ˆL z (ˆL + |ψ〉) = (m +1)(ˆL + |ψ〉) , ˆLz (ˆL − |ψ〉) = (m −1)(ˆL − |ψ〉) .<br />
D.h.: Durch fortgesetztes Anwenden der Operatoren ˆL + und ˆL −<br />
entstehen Eigenzustände von ˆL z zu den Eigenwerten (m ±1),<br />
(m±2),..., die weiterhin Eigenzustände von ˆ⃗<br />
2<br />
L zum Eigenwert λ<br />
sind: |ψ (±N) 〉 def = (ˆL ± ) N |ψ〉 =⇒<br />
ˆ⃗L 2 |ψ (±N) 〉 = λ|ψ (±N) 〉 , ˆLz |ψ (±N) 〉 = (m±N)|ψ (±N) 〉<br />
Da 〈ˆ⃗ L<br />
2<br />
−ˆL2 z 〉 = 〈ˆL 2 x +ˆL 2 y〉 nicht negativ sein kann, gilt für alle N<br />
〈ψ (±N) |ˆ⃗ L<br />
2<br />
−ˆL2 z |ψ (±N) 〉 = ( λ−(m ±N) 2 2) 〈ψ (±N) |ψ (±N) 〉 ≥ 0 .
Für 〈ψ (±N) |ψ (±N) 〉 ≠ 0 bedeutet dies λ ≥ (m ±N) 2 2 , was<br />
natürlich nicht für alle N erfüllt sein kann. Es muss also ein<br />
m max = m+N 1 geben, so dass für |ψ mmax 〉 def = (ˆL + ) N 1<br />
|ψ〉 gilt:<br />
ˆL z |ψ mmax 〉 = m max |ψ mmax 〉 und ˆL + |ψ mmax 〉 = 0 ;<br />
ebenso ein m min = m−N 2 , so dass für |ψ mmin 〉 def = (ˆL − ) N 2<br />
|ψ〉 :<br />
ˆL z |ψ mmin 〉 = m min |ψ mmin 〉 und ˆL − |ψ mmin 〉 = 0 .<br />
L z<br />
z<br />
m=l<br />
L<br />
y<br />
Für den Eigenwert λ von ˆ⃗ L<br />
2<br />
folgt aus den<br />
Identitäten ˆ⃗ L<br />
2<br />
= ˆL −ˆL + +ˆL z +ˆL 2 z ,<br />
ˆ⃗L 2 = ˆL +ˆL− −ˆL z +ˆL 2 z :<br />
x<br />
ˆ⃗L 2 |ψ mmax 〉 = m max (m max +1) 2 |ψ mmax 〉 ,<br />
ˆ⃗L 2 |ψ<br />
m=−l<br />
mmin 〉 = m min (m min −1) 2 |ψ mmin 〉 .<br />
=⇒ λ = m max (m max +1) 2 = m min (m min −1) 2 .<br />
mmin 2 −m min = mmax 2 +m max =⇒ m min = ±m max : m min = −m max<br />
m max ≡ l ist die (Bahn-)Drehimpulsquantenzahl, m die Azimutalquantenzahl
Zusammenfassung:<br />
Eigenzustände |l,m〉 ,<br />
ˆ⃗L 2 |l,m〉=l(l +1) 2 |l,m〉 , ˆL z |l,m〉=m|l,m〉 , m = −l,−l +1,...,l<br />
Zu jeder Drehimulsquantenzahl l gehören 2l +1 Azumutalquantenzahlen m.<br />
Diese Ergebnisse wurden allein aus den Vertauschungsregeln für die<br />
Komponenten des Drehimpulses — vgl. S. 28 — hergeleitet. Sie<br />
gelten für alle Vektoroperatoren, dessen Komponenten diese Vertauschungsrelationen<br />
erfüllen. Der Ausgangspunkt ˆL z |ψ〉=m|ψ〉<br />
ist keine Einschränkung, wenn man nicht fordert, dass m ganzzahlig<br />
sei. Allerdings ist 2l +1 immer eine ganze Zahl und mindestens<br />
Eins, also muss l ein nich-negatives Vielfaches von 1 2 sein.<br />
Für den speziellen Fall des Bahndrehimpulses mit<br />
ˆL z = i<br />
∂<br />
∂φ<br />
hatten wir gesehen, dass m ganzzahlig sein muss. Die zulässigen<br />
Bahndrehimpulsqzuantenzahlen sind also l = 0, 1, 2, ....
In Ortsdarstellung sind die Bahndrehimpulseigenzustände<br />
komplexwertige Funktionen des Polarwinkels θ und des<br />
Azimutalwinkels φ: |l,m〉 ≡ Y l,m (θ,φ). Sie heißen<br />
Kugelflächenfunktionen, auf Englisch: spherical harmonics.<br />
Sie waren schon lange vor der Erfindung der <strong>Quantenmechanik</strong><br />
bekannt, z.B. im Zusammenhang mit der Suche nach<br />
“harmonischen Funktionen” H(⃗r), welche die Gleichung ∆H = 0<br />
erfüllen.<br />
Der Winkelanteil des Laplace-Operators ∆ ist im wesentlichen das<br />
Quadrat des Bahndrehimpulsoperators:<br />
∆ = ∂2<br />
∂r 2 + 2 2<br />
∂<br />
ˆ⃗L<br />
r ∂r − 2 r 2 .<br />
Eine Funktion der Form H(⃗r) = r α Y(θ,φ) ist genau dann<br />
harmonisch, wenn ihr Winkelanteil Y die folgende Gleichung erfüllt:<br />
ˆ⃗L 2 Y(θ,φ) = α(α+1) 2 Y(θ,φ)
Allgemeine Struktur: Y l,m (θ,φ) = (sinθ) |m| Pol l−|m| (cosθ)e imφ<br />
l 0 1 1 2<br />
m 0<br />
√<br />
0<br />
√<br />
±1<br />
√<br />
0<br />
3<br />
4π cosθ ∓ 3<br />
8π sinθe±iφ<br />
Y l,m<br />
1 √<br />
4π<br />
5<br />
16π (3cos2 θ −1)<br />
l 2 2 3<br />
m<br />
√<br />
±1<br />
√<br />
±2<br />
√<br />
0<br />
15<br />
∓<br />
8π sinθcosθe±iφ 15<br />
32π sin2 θe ±2iφ 7<br />
16π (5cos3 θ −3cosθ)<br />
Y l,m<br />
l 3 3 3<br />
m<br />
√<br />
±1<br />
√<br />
±2<br />
√<br />
±3<br />
21<br />
Y l,m ∓<br />
64π sinθ(5cos2 θ−1)e ±iφ 105<br />
32π sin2 θcosθe ±2iφ 35<br />
∓<br />
64π sin3 θe ±3iφ<br />
Eine schöne Visualisierung der Kugelflächenfunktionen bietet ein<br />
java-applet von B.P. Reid, das unter der www-Adresse<br />
www.bpreid.com/poas.php aufgerufen werden kann.
Radiale Schrödingergleichung<br />
Für die Entwicklung ψ(⃗r) =<br />
ˆ⃗L 2 ψ(⃗r) =<br />
∞∑<br />
l∑<br />
l=0 m=−l<br />
∞∑<br />
l∑<br />
l=0 m=−l<br />
f l,m (r)Y l,m (θ,φ) gilt<br />
l(l +1) 2 f l,m (r)Y l,m (θ,φ).<br />
In die Schrödingergleichung (ˆT + ˆV)ψ = Eψ [mit<br />
radialsymmetrischen Potenzial V(r)] eingesetzt ergibt, wegen<br />
ˆT = ˆ⃗p 2 ( ∂<br />
2<br />
2µ = −2 2µ ∆ = −2 2µ ∂r 2 + 2 )<br />
∂<br />
ˆ⃗L 2<br />
+<br />
r ∂r 2µr 2 :<br />
∑<br />
( [− 2 ∂ 2 f l,m<br />
2µ ∂r 2 + 2 ) ( )<br />
∂f l,m l(l +1)<br />
2<br />
+<br />
r ∂r 2µr 2 +V(r) f l,m<br />
]Y l,m<br />
l,m<br />
= E ∑ l,m<br />
f l,m Y l,m
Die Entwicklung nach Y l,m ist eindeutig, also gilt für alle l,m:<br />
(<br />
− 2 d 2 f l,m<br />
2µ dr 2 + 2 ) (<br />
df l,m l(l +1)<br />
2<br />
)<br />
+<br />
r dr 2µr 2 +V(r) f l,m = E f l,m<br />
Dies ist die radiale Schrödingergleichung (RSG) für die radialanteile<br />
f l,m (r) der Wellenfunktion ψ(⃗r). Sie hängt ab von der Drehimpulsquantenzahl<br />
l, nicht aber von der Azimutalquntenzahl m. Eine<br />
etwas einfachere Form der RSG erhält man mit dem Ansatz<br />
ψ(⃗r) =<br />
∞∑<br />
l∑<br />
l=0 m=−l<br />
ϕ l,m (r)<br />
r<br />
Y l,m (θ,φ) , d.h. f l,m (r) = ϕ l,m(r)<br />
r<br />
nämlich: − 2 d 2 (<br />
ϕ l l(l +1)<br />
2<br />
2µ dr 2 + 2µr 2 +V(r)<br />
)<br />
ϕ l (r) = E ϕ l (r)<br />
Dies ist dieselbe Form wie die eindimensionale<br />
Schrödingergleichung für ein Teilchen der Masse µ in dem<br />
effektiven Potenzial:<br />
V eff (r) =<br />
l(l +1)2<br />
2µr 2 +V(r).<br />
,
Randbedingung für r → 0: Mit dem Ansatz ϕ l (r) = cr α sind die<br />
führenden Terme in der RSG, −cα(α−1)r α−2 +cl(l+1)r α−2 = 0<br />
=⇒ α = l +1 oder α = −l. Reguläre Lösung: ϕ l (r) r→0<br />
∝ r l+1 .<br />
Skalarprodukte : ψ 1 (⃗r) = ϕ 1(r)<br />
r<br />
Y l1 ,m 1<br />
(θ,φ), ψ 2 (⃗r) = ϕ 2(r)<br />
Y l2 ,m<br />
r 2<br />
(θ,φ)<br />
=⇒ 〈ψ 1 |ψ 2 〉 =<br />
∫ ∞<br />
0<br />
ϕ 1 (r) ∗ ϕ 2 (r)dr<br />
∫ 2π<br />
0<br />
dϕ<br />
∫ 1<br />
−1<br />
∫ ∞<br />
= δ l1 ,l 2<br />
δ m1 ,m 2<br />
ϕ 1 (r) ∗ ϕ 2 (r)dr<br />
0<br />
dcosθY l1 ,m 1<br />
(θ,φ) ∗ Y l2 ,m 2<br />
(θ,φ)<br />
Die quadratintegrablen Radialwellenfunktionen ϕ l (r) zu gegebener<br />
Drehimpulsquantenzahl l — mit der entsprechenden<br />
Randbedingung ϕ l (r) r→0<br />
∝ r l+1 — bilden für sich ein Hilbertraum,<br />
wie für ein Teilchen im eindimensionalen Potenzial: V eff (r) für<br />
r > 0 und +∞ für r < 0.
Der Term l(l +1) 2 /(2µr 2 ) wird Zentrifugalpotenzial genannt.<br />
Dieser repulsiver Beitrag behindert eine Annäherung des Teilchens<br />
an den Ursprung r = 0; das entspricht der Tatsache, dass z.B. ein<br />
klassisches freies Teilchen mit Energie E > 0 und Drehimpuls<br />
L > 0 dem Ursprung nie näher kommen kann als r min = L/ √ 2µE.<br />
V(r)<br />
l=0<br />
V (r)<br />
eff<br />
l klein<br />
V (r)<br />
eff<br />
l groß<br />
r r r<br />
0 0 0<br />
Jede Lösung ϕ l (r) der RSG definiert 2l +1 linear unabhängige<br />
Eigenzustände ψ l,m (⃗r) = Y l,m (θ,φ)ϕ l (r)/r des Hamiltonoperators.
Der radialsymmetrische harmonische Oszillator<br />
Ĥ = ˆ⃗p 2<br />
2µ + µω2<br />
2 r2 = ˆ⃗p 2<br />
2µ + µω2<br />
2<br />
(<br />
x 2 +y 2 +z 2)<br />
Energieeigenwerte und Eigenfunktionen (in kartesischen<br />
Koordinaten) wurden bereits berechnet (Seiten 27, 28). Zu<br />
gegebenem l besitzt die radiale Schrödingergleichung (normierte)<br />
Lösungen, ϕ n,l (r), n = 0, 1, 2,... mit der expliziten Form<br />
[<br />
2<br />
ϕ n,l =<br />
( √ πβ) 1 2<br />
2 n+l n!<br />
(2n+2l+1)!!<br />
] 1 2<br />
x l+1 (<br />
L l+1 2<br />
n x<br />
2 ) √<br />
e −x2 /2 , x = r β , β =<br />
Dabei sind L α n — die verallgemeinerten Laguerre-Polynome —<br />
Polynome vom Grad n im Argument r 2 /β 2 .<br />
Die zugehörigen Energieeigenwerte sind:<br />
E n,l =<br />
(<br />
2n+l + 3 2<br />
)<br />
ω =<br />
(<br />
N + 3 2<br />
)<br />
ω , N = 2n+l .<br />
<br />
µω .
Zu jeder Hauptquantenzahl N gibt es Eigenzustände mit Drehimpulsquantenzahlen<br />
0 ≤ l = N, N −2, N −4...; alle haben<br />
Parität (−1) N . Die Anzahl linear unabhängiger Eigenzustände ist:<br />
∑<br />
l=N,N−2,...<br />
(2l+1) = 1 (N+1)(N+2) , vgl. Kap. 3, 3D Oszillator)<br />
2<br />
Explizite Ausdrücke für ( √ πβ) 1 2ϕ n,l (x):<br />
l n = 0 n = 1 n = 2<br />
√ ( )<br />
0 2xe −x2 /2 8 3<br />
3 x 2 −x2 e −x2 /2<br />
√<br />
8<br />
1<br />
3 x2 e −x2 /2<br />
4x 2 ( ) 5<br />
√<br />
15 2 −x2 e −x2 /2<br />
4x 2 ( ) 35<br />
√<br />
105 4 −7x2 +x 4<br />
√ ( )<br />
4<br />
2 √ x 3 e −x2 /2 32 7<br />
15 105 x3 2 −x2 e −x2 /2<br />
3<br />
√<br />
8<br />
15 x ( 15<br />
4 −5x2 +x 4 )<br />
e −x2 /2<br />
e −x2 /2<br />
√<br />
32<br />
945 x3 ( 63<br />
4 −9x2 +x 4 )<br />
e −x2 /2<br />
√<br />
32<br />
105 x4 e −x2 /2<br />
8x 4<br />
√<br />
945<br />
( 9<br />
2 −x2 )<br />
e −x2 /2<br />
8x 4<br />
√<br />
10395<br />
( 99<br />
4 −11x2 +x 4 )<br />
e −x2 /2
Das Wasserstoffatom:<br />
V(r) = − e2<br />
r<br />
RSG bei negativer Energie E = − 2 κ 2 /(2µ) < 0:<br />
d 2 (<br />
ϕ l l(l +1)<br />
dr 2 − r 2 + 2 )<br />
ar −κ2 ϕ l (r) = 0 , a = 2<br />
µe 2 = Bohr-Radius<br />
ϕ l<br />
r→0<br />
∝ r l+1 −→ ... −→ Ansatz: ϕ l ∝ r l+1 e −κnr Pol nrad (r)<br />
wobei Pol nrad ein Polynom vom Grade n rad ist; n rad = 0, 1, 2,...<br />
ist die Radialquantenzahl. Lösungen mit endlichem n rad gibt es<br />
wenn κ n = 1/(na), n = 1, 2, 3,..., und dann ist<br />
n rad = n−l −1. Die diskreten Energieeigenwerte sind also,<br />
E n = − 2<br />
2µ(na) 2 = − µe4<br />
2 2 n 2 = −R n 2 , R = µe4<br />
2 2 = Rydberg-Energie<br />
n rad = n−l −1 ≥ 0 =⇒ l ≤ n−1; zu jeder Hauptquantenzahl n<br />
treten alle Drehimpulsquantenzahlen l = 0, 1, ..., n−1 auf.
ϕ n,l (r) = 1 [ ]1 ( ) (n−l −1)! 2 2r l+1 ( ) 2r<br />
L 2l+1<br />
n a(n+l)! na<br />
n−l−1<br />
e −r/(na)<br />
na<br />
[L α n rad<br />
sind wieder die verallgemeinerten Laguerre-Polynome]<br />
l n = l +1 n = l +2 n = l +3 [x n = 2r/(na)]<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
x<br />
√ 1 x 2<br />
e −1 2 x1<br />
a 2 √ 2a (2−x x 3<br />
2)e −1 2 x2 6 √ 3a<br />
x 2 2<br />
2 √ x 2<br />
6a e−1 2 x2 3<br />
6 √ 6a (4−x x 2<br />
3)e −1 2 x3 4<br />
16 √ 15a<br />
x 3 3<br />
6 √ x 3<br />
30a e−1 2 x3 4<br />
48 √ 5a (6−x x 3<br />
4)e −1 2 x4 5<br />
60 √ 70a<br />
x4<br />
4<br />
48 √ x 4<br />
35a e−1 2 x4 5<br />
120 √ 70a (8−x x 4<br />
5)e −1 2 x5 6<br />
864 √ 35a<br />
( )<br />
6−6x3 +x3<br />
2 e<br />
− 1 2 x3<br />
( )<br />
20−10x4 +x4<br />
2 e<br />
− 1 2 x4<br />
( )<br />
42−14x5 +x5<br />
2 e<br />
− 1 2 x5<br />
( )<br />
72−18x6 +x6<br />
2 e<br />
− 1 2 x6
0<br />
E/Ryd<br />
r<br />
n=3, l=0,1,2<br />
n=2, l=0,1<br />
V(r)=−e²/r<br />
−1<br />
n=1, l=0<br />
E = − R , n = 1, 2, 3,...<br />
n2 l = 0, 1, ..., n−1<br />
m = −l, −l +1,..., l<br />
Entartung:<br />
∑n−1<br />
(2l +1) = n 2<br />
Merke: Die radiale Schrödingergleichung mit Coulomb-Potential<br />
besitzt zwar unendlich viele Eigenzustände, n = l +1, l +2,...;<br />
diese bilden aber noch keine Basis im Raum aller möglichen<br />
(quadratintegrablen) Radialwellenfunktionen.<br />
l=0
Das kann man so verstehen,<br />
dass die radiale Schrödingergleichung<br />
bei kleinen und moderaten<br />
Abständen (einige Bohrsche Radien)<br />
für hohe n kaum noch von<br />
n abhängt, so dass die Lösungen<br />
bisaufNormierungallegleichwerden:<br />
0 10 20 30 40 50<br />
r/a<br />
φ n,l=0 (r) [renormalized]<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
n = 1<br />
n = 2<br />
n = 3<br />
n = 4<br />
n = 5<br />
n = 6<br />
n = 7<br />
n = 8<br />
n = 9<br />
n = ∞<br />
Um eine Basis für alle Radialwellenfunktionen<br />
zu bekommen,<br />
muss man die Kontinuumszustände<br />
mitnehmen. Um mit Dirac<br />
zu sprechen [ ”<br />
Quantum Mechanics“,<br />
4th edition, 1967, §10],<br />
bilden die Wellenfunktionen, die<br />
wirnunbenutzen: ”<br />
amoregeneral<br />
0.05<br />
E<br />
Ryd<br />
0<br />
-0.05<br />
V = − C/r<br />
n=4<br />
n=oo<br />
n=7<br />
n=6<br />
n=5<br />
radial wave functions<br />
space than a Hilbert space“. 0 50 100<br />
r / a
5. Spin<br />
Zahlreiche Experimente belegen, dass das Elektron in zwei inneren<br />
Zuständen existieren kann, nennen wir sie |+〉 und |−〉. Im von<br />
diesen zwei Zuständen aufgespannten zweidimensionalen Hilbertraum<br />
gibt es einen linearen Operator ˆσ z , der sie als Eigenzustände<br />
hat: ˆσ z |+〉 = +1|+〉 , ˆσ z |−〉 = −1|−〉. Der allgemeine lineare<br />
Operator im zweidimensionalen Hilbertraum lässt sich (eindeutig)<br />
als Linearkombination von vier Hermiteschen Operatoren darstellen,<br />
die in der Basis {|+〉, |−〉} folgenden Matrizen entsprechen:<br />
1 =<br />
( ) 1 0<br />
0 1<br />
, ˆσ x =<br />
( ) 0 1<br />
1 0<br />
, ˆσ y =<br />
( ) 0 −i<br />
i 0<br />
, ˆσ z =<br />
Die drei Matrizen ˆσ i heißen Paulische Spin-Matrizen und erfüllen<br />
folgende Beziehungen: ˆσ x 2 = ˆσ y 2 = ˆσ z 2 = 1 und<br />
( ) 1 0<br />
0 −1<br />
ˆσ xˆσ y = −ˆσ yˆσ x = iˆσ z , ˆσ yˆσ z = −ˆσ zˆσ y = iˆσ x , ˆσ zˆσ x = −ˆσ xˆσ z = iˆσ y .<br />
.
Definieren wir den Spin-Vektor als ˆ⃗ S =<br />
1<br />
2 ˆ⃗σ, so erfüllen seine Komponenten<br />
die Vertauschungsrelationen eines Drehimpulses (S. 28):<br />
[Ŝx ,Ŝy]<br />
= iŜz<br />
[Ŝy ,Ŝz]<br />
= iŜx<br />
[Ŝz ,Ŝx]<br />
= iŜy .<br />
Die Zustandsvektoren im zweidimensionalen Spin-Raum können<br />
wir also charakteriesieren als Eigenzustände |s,m s 〉 von<br />
ˆ⃗S 2 = Ŝ2 x +Ŝ2 y +Ŝ2 z = 3 ( 1<br />
2 ) 2 1 =<br />
3<br />
4 2 1 und Ŝz mit den jeweiligen<br />
Eigenwerten s(s +1) 2 und m s wobei m s = −s,...s. Hierbei ist<br />
aber s(s +1) immer 3 4 , also s = 1 2 , und m s kann nur die Werte − 1 2<br />
und + 1 2 annehmen.<br />
Die Wellenfunktion (in Ortsdarstellung) für ein Elektron hat die<br />
Form eines zweikomponentigen Spinors:<br />
( )<br />
ψ+ (⃗r)<br />
ψ(⃗r,m s ) = ψ + (⃗r)|+〉+ψ − (⃗r)|−〉 ≡ .<br />
ψ − (⃗r)
Das Skalarprodukt zweier Spinoren ψ (1) und ψ (2) ist<br />
〈ψ (1) |ψ (2) 〉 = ∑ m s<br />
∫<br />
ψ (1) (⃗r,m s ) ∗ ψ (2) (⃗r,m s )d 3 r .<br />
Für 〈ψ|ψ〉 = 1 ist |ψ(⃗r,m s )| 2 die Wahrscheinlichkeitsdichte dafür,<br />
das Elektron am Ort⃗r im Spin-Zustand m s zu finden.<br />
Diracgleichung<br />
Die Schrödingergleichung ist gegenüber Lorentz-Transformationen<br />
nicht invariant, weil sie Ortsableitungen in zweiter und die Zeitableitung<br />
nur in erster Ordnung enthält. Als Ausweg schlug Dirac<br />
für ein freies Elektron mit der Ruhemasse m 0 einen Hamiltonoperator<br />
vor, der in den Komponenten des Impulses ˆ⃗p ≡ (/i) ⃗ ∇ linear<br />
ist, Ĥ = c ⃗α·⃗p +βm 0c 2 .
Damit Ĥ2 die relativistische Energie- Impuls-Beziehung erfüllt,<br />
E 2 =⃗p 2 +m 2 0 c4 , müssen die drei Komponenten von ⃗α und der<br />
Koeffizient β die Vertauschungsrelationen,<br />
α i α k +α k α i = 2δ i,k , α i β +βα i = 0 , β 2 = 1 ,<br />
erfüllen. Es können also keine gewöhnlichen Zahlen sein; die einfachsten<br />
Größen, welche diese Beziehungen erfüllen können, sind<br />
4×4 Matrizen, z.B. in der sog. “Standarddarstellung”:<br />
α x =<br />
( 0 ˆσx<br />
ˆσ x 0<br />
)<br />
, α y =<br />
( 0 ˆσy<br />
ˆσ y 0<br />
)<br />
, α z =<br />
( 0 ˆσz<br />
ˆσ z 0<br />
)<br />
, β =<br />
( ) 1 0<br />
0 −1<br />
ˆσ i sind die Pauli-Matrizen; in β heißt “1” die 2×2 Einheitsmatrix.<br />
⎛ ⎞<br />
ψ 1 (⃗r,t)<br />
(<br />
Diracgleichung : c ⃗α·ˆ⃗p +βm 0 c 2) ψ = i ∂ψ<br />
∂t , ψ ≡ ⎜ψ 2 (⃗r,t)<br />
⎟<br />
⎝ψ 3 (⃗r,t) ⎠ .<br />
ψ 4 (⃗r,t)<br />
.
Abseparation der Zeitabhängigkeit: ψ = ψ(⃗r)e −(i/)Et −→<br />
stationäre Diracgleichung :<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
ψ 1 (⃗r) ψ 1 (⃗r)<br />
(<br />
c ⃗α·ˆ⃗p +βm 0 c 2) ⎜ψ 2 (⃗r)<br />
⎟<br />
⎝ψ 3 (⃗r) ⎠ = E ⎜ψ 2 (⃗r)<br />
⎟<br />
⎝ψ 3 (⃗r) ⎠ .<br />
ψ 4 (⃗r) ψ 4 (⃗r)<br />
Zur Vereinfachung der Schreibarbeit teilen wir den vierkomponentigen<br />
Spinor ψ in zwei zweikomponentige Spinoren auf:<br />
( ) ( ) ( )<br />
ψA ψ1 ψ3<br />
ψ = , ψ A = , ψ B = .<br />
ψ B ψ 2 ψ 4<br />
Die Diracgleichung erscheint so als zwei gekoppelte Gleichungen,<br />
ˆ⃗σ·ˆ⃗pψ B = 1 c (E −m 0c 2 )ψ A , ˆ⃗σ·ˆ⃗pψA = 1 c (E +m 0c 2 )ψ B .
Im Ruhesystem des Elektrons, ˆ⃗pψ A = 0, ˆ⃗pψ B = 0, gibt es zwei<br />
Lösungen zu positiver Energie E=m 0 c 2 , nämlich ψ A = ( 1<br />
0)<br />
oder<br />
( 0<br />
)<br />
1 and ψB = 0, und zwei zu negativer Energie E = −m 0 c 2 ,<br />
nämlich ψ B = ( (<br />
1<br />
0)<br />
oder<br />
0<br />
1)<br />
and ψA = 0. Die Lösungen zu positiver<br />
Energie werden als die zwei inneren Zustände des (ruhenden)<br />
Elektrons interpretiert: m s = ± 1 2<br />
. Die Zustände negativer Energie<br />
stellen wir uns alle besetzt vor (“Dirac-See”), so dass sie für das<br />
Elektron wegen des Pauli-Prinzips (s. unten) nicht besetzt werden<br />
können. Ein unbesetzter Zustand (Loch) im Dirac-See erscheint<br />
wie ein Antiteilchen (Positron). Ein Elektron kann es unter Abgabe<br />
der Energie 2m 0 c 2 besetzen und “verschwindet”.
Für ein Elektron im statischen (!) Potenzial V(r) ist der Hamiltonoperator<br />
Ĥ = c ⃗α·⃗p +βm 0c 2 +V(⃗r), und die Diracgleichung ist:<br />
ˆ⃗σ·ˆ⃗pψ B = 1 c (E −V −m 0c 2 )ψ A , ˆ⃗σ·ˆ⃗pψA = 1 c (E −V +m 0c 2 )ψ B .<br />
In den Lösungen zu positiver Energie ist nun ψ B nicht exakt Null<br />
aber klein (kleine Komponenten). Auflösung der zweiten Gleichung<br />
nach ψ B und Einsetzen in die erste gibt eine Gleichung für die<br />
großen Komponenten ψ A :<br />
c<br />
ˆ⃗σ·ˆ⃗p<br />
2<br />
m 0 c 2 +E −V ˆ⃗σ·ˆ⃗pψ A = (E −V −m 0 c 2 )ψ A .<br />
Mit der Abkürzung ε = E −m 0 c 2 für die Energie relativ zu m 0 c 2 :<br />
[<br />
1<br />
1+ ε−V ] −1<br />
ˆ⃗σ·ˆ⃗pψA<br />
2m 0ˆ⃗σ·ˆ⃗p<br />
2m 0 c 2 = (ε−V)ψ A .<br />
Näherung für den “schwach relativistischen Fall” ε, |V| ≪ m 0 c 2 :<br />
[ 1<br />
(ˆ⃗σ·ˆ⃗p)(ˆ⃗σ·ˆ⃗p)−(ˆ⃗σ·ˆ⃗p) ε−V ]<br />
2m 0 4m0 2c2(ˆ⃗σ·ˆ⃗p)+V(⃗r)<br />
ψ A = εψ A .
Identitäten und Näherungen : (ˆ⃗σ·ˆ⃗p)(ˆ⃗σ·ˆ⃗p) = ˆ⃗p 2 ,<br />
2<br />
ε−V ˆ⃗p<br />
≈<br />
c2<br />
4m 2 0<br />
8m 3 0 c2<br />
<br />
i (ˆ⃗σ·⃗∇V)(ˆ⃗σ·ˆ⃗p) = i (⃗ ∇V·ˆ⃗p)+( ∇V·ˆ⃗p) ⃗ = 1dV<br />
i r dr (⃗r·ˆ⃗p)+ 2 dV ˆ⃗S·ˆ⃗ L<br />
r dr<br />
Relativistische Korrekturen : Ĥ = Ĥnr +Ĥke +ĤLS +ĤD ,<br />
Ĥ ke = − ˆ⃗p 2ˆ⃗p 2<br />
8m0 3 , Ĥ LS = 1 1<br />
c2 2m0 2c2 r<br />
Ĥ D = 1<br />
8m 2 0 c2 ( <br />
i<br />
Für das H-Atom, V(r) = −e 2 /r:<br />
dV<br />
dr<br />
1dV<br />
r dr ⃗r·ˆ⃗p − i ˆ⃗p·⃗r 1 dV<br />
r dr<br />
ˆ⃗L· ˆ⃗ S ,<br />
)<br />
= 2<br />
8m 2 0 c2∆V .<br />
Ĥ LS = e2 1<br />
2m0<br />
2 r 3ˆ⃗L· ⃗µ L ·⃗µ S ˆ⃗S =<br />
r 3 , ⃗µ L = e ˆ⃗L , ⃗µ S = e ˆ⃗S ,<br />
2m 0 c m 0 c<br />
” Darwin-Term“: H D = π2 e 2<br />
2m0 2c2δ(⃗r) .
Ununterscheidbare Teilchen<br />
Die Wellenfunktion für N ununterscheidbare Teilchen (z.B. Elektronen)<br />
hat die Form ψ(x 1 ,...x N ), wobei Ortsvariable⃗r i und Spinvariable<br />
m si des i-ten Elektrons zu einem Symbol x i zusammengefasst<br />
sind. Die Ununterscheidbarkeit drückt sich darin aus, dass der<br />
Hamiltonoperator mit allen Permutationen ˆP der Einteilchen-Indizes<br />
kommutiert: [Ĥ, ˆP] = 0 , ˆPψ(x1 ,...x N ) def = ψ(x P(1) ,...x P(N) ).<br />
Unter allen Möglichkeiten für das Verhalten der Wellenfunktionen<br />
ununterscheidbarer Teilchen bei Permutationen treten in der Natur<br />
nur zwei auf, total-symmetrisch: ˆP|ψ〉 = |ψ〉 für alle ˆP,<br />
total-antisymmetrisch: ˆP|ψ〉 = (−1) P |ψ〉.<br />
Dabei ist (−1) P = 1 für gerade Permutationen, d.h. für solche, die<br />
in eine gerade Anzahl von Vertauschungen zweier Zahlen zerlegt<br />
werden können; (−1) P = −1 für ungerade Permutationen, das sind<br />
solche, deren Zerlegung in Vertauschungen zweier Zahlen eine<br />
ungerade Anzahl von Vertauschungen umfasst.<br />
Ununterscheidbare Teilchen mit total-symmetrischen Wellenfunktionen<br />
heißen Bosonen, solche mit total-antisymmetrischen<br />
Wellenfunktionen heißen Fermionen; Elektronen sind Fermionen.
Aus einem nicht notwendig total-antisymmetrischen Eigenzustand<br />
|ψ〉 von Ĥ erhält man durch Anwendung des<br />
Antisymmetrisierungsoperators : |ψ A 〉 = Â|ψ〉 def = ∑ (−1) PˆP|ψ〉<br />
einen total-antisymmetrischen Zustand |ψ P A 〉, der — wenn er nicht<br />
Null ist — Eigenzustand von Ĥ zum gegebenen Eigenwert bleibt.<br />
Pauli-Prinzip<br />
Antisymmetrisierung einer Produktwellenfunktion:<br />
⎛ ⎞<br />
N∏<br />
 i (x i ) =<br />
i=1ψ ∑ N ψ<br />
∏<br />
1 (x 1 ) ··· ψ 1 (x N )<br />
(−1) P ⎜ ⎟<br />
ψ i (x P(i) ) ≡ “det” ⎝ . . . ⎠ .<br />
P i=1 ψ N (x 1 ) ··· ψ N (x N )
Wegen der formalen Ähnlichkeit zu der Determinanten einer N×N-<br />
Matrix nennt man solche Wellenfunktionen Slaterdeterminanten.<br />
Eine Slaterdeterminante hängt ab von dem (N-dimensionalen)<br />
Hilbertraum, den die N Einteilchenwellenfunktionen<br />
ψ 1 (x), ψ 2 (x),...,ψ N (x) aufspannen. Sie verschwindet identisch,<br />
wenn diese Einteilchenwellenfunktionen linear abhängig sind.<br />
Wenn man N Einteilchenzustände mit den Quantenzahlen<br />
n i ,l i ,m i ,m si , i = 1,...N mit jeweils einem Elektron besetzt, so<br />
verschwindet die (antisymmetrische) N-Elektronen-Wellenfunktion,<br />
wenn alle Quantenzahlen in zwei Einteilchenzuständen gleich sind.<br />
Jeder Einteilchenzustand kann höchstens mit einem Fermion<br />
besetzt sein.
Zur approximativen Lösung der Schrödingergleichung für ein<br />
(neutrales, N = Z) Atom ersetze man die potenzielle Energie<br />
durch ein effektives Einteilchenpotenzial,<br />
N∑ ˆ⃗p 2 i<br />
Ĥ ≈<br />
2µ +V eff(r i ) , V eff (r) r→∞ ∼ − e2<br />
, V eff (r) r→0 ∼ − Ze2 .<br />
r r<br />
i=1<br />
Dies lässt eine Lösung durch Slaterdeterminanten zu. Die Verstärkung<br />
der Anziehung bei kleinen Abständen behebt die l-Entartung<br />
der Coulomb-Eigenfunktionen; sie wirkt am stärksten in l = 0 (s-)<br />
Zuständen, und nimmt für l = 1 (p), l = 2 (d), l = 3 (f) mit<br />
zuneh- mendem l ab. Die 2(2l+1)-fache Entartung in<br />
Azimutalquantenzahl m und Spin m s bleibt. Die<br />
Einteilchenzustände n,l im Potenzial V eff sind in Reihenfolge<br />
zunehmender Einteilchenenergie: 1s, 2s, 2p, 3s, 3p, 4s, 3d, 4p, 5s,<br />
4d, 4f, 5p, etc. Die Annahme, in dem Grund- zustand eines<br />
N-Elektronen-Atoms seien die energetisch tiefsten N<br />
Einteilchenzustände mit jeweils einem Elektron besetzt, erklärt<br />
qualitativ die Ordnung im Periodischen System der Elemente.
Addition von Drehimpulsen, Spin-Bahn-Kopplung<br />
In einem System mit zwei kommutierenden Drehimpulsen, ˆ⃗ J1 , ˆ⃗ J2 ,<br />
[Ĵ1x,Ĵ1y] = iĴ1z, etc., [Ĵ2x,Ĵ2y] = iĴ2z, etc., [Ĵ1x,Ĵ2x] = [Ĵ1x,Ĵ2y]<br />
= 0, etc., ist die Summe ˆ⃗ J = ˆ⃗J1 +ˆ⃗ J2 ebenfalls ein Drehimpuls,<br />
[Ĵ x ,Ĵ y ] = iĴ z , etc. ˆ⃗<br />
2<br />
J und Ĵz kommutieren mit ˆ⃗<br />
2<br />
J 1 und ˆ⃗<br />
2<br />
J 2 , aber<br />
Ĵ 1z , Ĵ2z kommutieren nicht mit ˆ⃗<br />
2 2<br />
J = ˆ⃗J<br />
1 + ˆ⃗ J<br />
2<br />
2 +2ˆ⃗ J1 · ˆ⃗ J2 .<br />
Zu gegebenen Quantenzahlen j 1 und j 2 der Einzeldrehimpulse,<br />
ˆ⃗J 2 1 |j 1,m 1 〉 = j 1 (j 1 +1) 2 |j 1 ,m 1 〉, ˆ⃗ J<br />
2<br />
2 |j 2,m 2 〉 = j 2 (j 2 +1) 2 |j 2 ,m 2 〉,<br />
bilden die ungekoppelten Produktzustände<br />
|j 1 ,m 1 ;j 2 ,m 2 〉 def = |j 1 ,m 1 〉|j 2 ,m 2 〉, m i = −j i ,...j i , i = 1, 2, einen<br />
(2j 1 +1)(2j 2 +1)-dimensionalen Hilbertraum.<br />
Frage: “Welche Eigenzustände |j,m;j 1 ,j 2 〉 von ˆ⃗ J<br />
2<br />
und Ĵ z können<br />
wir als Linearkombinationen aus den ungekoppelten Produktzuständen<br />
(zu gegebenen Werten von j 1 und j 2 ) bilden?”<br />
Antwort: genau 2j +1 Eigenzustände, m = −j,...j, zu den<br />
folgenden Werten von j: j = |j 1 −j 2 |, |j 1 −j 2 |+1,...j 1 +j 2 . Die<br />
entsprechende Entwicklung,
Anwendung auf Spin-Bahn-Kopplung<br />
Wenn ˆ⃗ J1 = ˆ⃗ L den Bahndrehimpuls und ˆ⃗J2 = ˆ⃗ S den Spin eines<br />
Elektrons darstellt, dann ist ˆ⃗ J = ˆ⃗L+ ˆ⃗S sein Gesamtdrehimpuls. Zu<br />
gegebenen Werten von l (≡ j 1 ) und s (≡ j 2 ) gibt es, da s = 1 2 , nur<br />
zwei mögliche Werte von j, nämlich: j = l + 1 2<br />
und (falls l > 0)<br />
j = l − 1 2 . Die Entspre- chenden Eigenzustände |j,m;l, 1 2 〉 ≡ Y j,m,l<br />
sind im wesentlichen zweikomponentige Spinoren aus<br />
Kugelflächenfunktionen und werden verallgemeinerte<br />
Kugelflächenfunktionen genannt:<br />
Y j,m,l = √ 1 (√ ) j +mYl,m− 1(θ,φ)<br />
2<br />
√ 2j j −mYl,m+ 1(θ,φ)<br />
2<br />
( √ )<br />
1 − j +1−mYl,m− 1(θ,φ)<br />
Y j,m,l = √ 2<br />
√ 2j +2 j +1+mYl,m+ 1(θ,φ)<br />
2<br />
, j = l + 1 2<br />
, j = l − 1 2<br />
Diese Darstellung enthält bereits die entsprechenden CG-Koeffizienten,<br />
z.B. für j = l + 1 2 : 〈l,m− 1 2 ; 1 2 ,+1 2 |j,m〉 = √ 2j +m/ √ 2j.<br />
,<br />
.
Wenn der Hamiltonoperator eine Spin-Bahn-Kopplung enthält,<br />
Ĥ = − 2<br />
2µ ∆ + V(r) + V LS(r)ˆ⃗ L·ˆ⃗S ,<br />
dann kommutiert er nicht mehr mit den Komponenten von ˆ⃗ L und<br />
ˆ⃗S, aber mit denen von ˆ⃗<br />
2 2 2<br />
J = ˆ⃗L+ ˆ⃗S, denn ˆ⃗L·ˆ⃗S =<br />
1<br />
(ˆ⃗J<br />
2 −ˆ⃗L − ˆ⃗S ) .<br />
Zur Separation der Schrödingergleichung in Radial- und Drehimpulsanteile<br />
geht man daher von Eigenzuständen des Gesamtdrehimpulses<br />
aus, ψ(⃗r,m s ) = φ j,l(r)<br />
Y j,m,l . Da<br />
ˆ⃗L·ˆ⃗ S Yj,m,l<br />
r<br />
= 2<br />
2<br />
[<br />
j(j +1)−l(l +1)− 3 ]Y j,m,l = 2<br />
4 2<br />
{<br />
lY j,m,l , j = l + 1 2 ,<br />
−(l+1)Y j,m,l , j=l − 1 2 ,<br />
ist die RSG mit F(j,l) = l oder −(l+1) für j = l ± 1 2 :<br />
(− 2 d 2<br />
)<br />
l(l +1)2<br />
+<br />
2µ dr2 2µr 2 +V(r)+ 2<br />
2 F(j,l)V LS(r) φ j,l (r) = Eφ j,l (r) .
Zwei Teilchen mit Spin 1/2<br />
Die Wellenfunktion ist eine Linearkombination von Produkten der<br />
Form ψ(⃗r 1 ,⃗r 2 )χ(m s1 ,m s2 ). Für die Spin-Wellenfunktion χ gibt es<br />
vier linear unabhängige Möglichkeiten, z.B. | ↑↑〉, welche nur für<br />
m s1 = + 1 2 , m s 2<br />
= + 1 2<br />
von Null verschieden (z.B. 1) ist, | ↑↓〉,<br />
welche nur für m s1 = + 1 2 , m s 2<br />
= − 1 2<br />
von Null verschieden ist, | ↓↑〉<br />
und | ↓↓〉. Der Gesamtspin ˆ⃗ S = ˆ⃗S1 + ˆ⃗ S2 hat, wie die einzelnen<br />
Spins ˆ⃗ S1 und ˆ⃗ S2 , die Eigenschaften eines Drehimpulses;<br />
entsprechende Linearkombinationen |S,M S 〉 der vier χ’s sind<br />
Eigenzustände von ˆ⃗<br />
2<br />
S und Ŝ Z : ˆ⃗<br />
2<br />
S |S,MS 〉 = S(S +1) 2 |S,M S 〉,<br />
Ŝ z |S,M S 〉 = M S |S,M S 〉. Die Zustände des Tripletts zu S = 1,<br />
|1,1〉 = | ↑↑〉, |1,0〉 = √ 1 2<br />
(| ↑↓〉+| ↓↑〉) und |1,−1〉 = | ↓↓〉, sind<br />
bzgl. symmetrisch, während der Singulett-Zustand zu S = 0,<br />
|0,0〉 = √ 1<br />
2<br />
(| ↑↓〉−| ↓↑〉) antisymmetrisch ist. Für ununterscheidbare<br />
Fermionen muss die Gesamtwellenfunktion bei Teilchenaustausch<br />
antisymmetrisch sein, also muss der zugehörige Ortsfaktor<br />
ψ(⃗r 1 ,⃗r 2 ) die jeweils entgegengesetzte Symmetrie haben.
6. Näherungsmethoden<br />
Variationsprinzip<br />
Der Erwartungswert des Hermiteschen Operators Ĥ,<br />
〈ψ|Ĥ|ψ〉<br />
E[ψ] = 〈Ĥ〉 = ,<br />
〈ψ|ψ〉<br />
definiert eine Abbildung des Hilbertraums H der Zustandsvektoren<br />
in R.<br />
Als Variation δE von E[ψ] definiert man die (infinitesimale)<br />
Änderung des Erwartungswertes, die durch eine (infinitesimale)<br />
Änderung des Zustandsvektors hervorgerufen wird,<br />
δE = E[ψ+δψ]−E[ψ] =<br />
〈δψ|Ĥ −E[ψ]|ψ〉+〈ψ|Ĥ −E[ψ]|δψ〉<br />
+O(δ 2 ) .<br />
〈ψ|ψ〉+〈δψ|ψ〉 +〈ψ|δψ〉<br />
Wenn |ψ〉 Eigenzustand von Ĥ ist, dann ist der zugehörige<br />
Eigenwert gleich dem Erwartungswert E[ψ] und die Variation<br />
verschwindet. Verschwindet umgekehrt die Variation δE für alle<br />
Zustandsänderungen |δψ〉, dann muss 〈δψ|Ĥ −E[ψ]|ψ〉+<br />
〈ψ|Ĥ −E[ψ]|δψ〉 für alle |δψ〉 verschwinden, insbesondere für jedes<br />
|δψ〉 auch für i|δψ〉.
Daraus folgt, dass auch 〈δψ|Ĥ −E[ψ]|ψ〉 −〈ψ|Ĥ −E[ψ]|δψ〉 für<br />
alle |δψ〉 verschwinden muss, d.h., 〈δψ|Ĥ −E[ψ]|ψ〉 und<br />
〈ψ|Ĥ −E[ψ]|δψ〉 müssen, jedes für sich, verschwinden. Das heißt<br />
z.B., dass (Ĥ −E[ψ])|ψ〉 auf alle |δψ〉 orthogonal ist, und, da diese<br />
den Hilbertraum aufspannen, gilt (Ĥ −E[ψ])|ψ〉 = 0 bzw.<br />
Ĥ|ψ〉 = E[ψ]|ψ〉, d.h. |ψ〉 ist Eigenzustand von Ĥ zum Eigenwert<br />
E[ψ].<br />
δE[ψ] = 0 ⇐⇒ Ĥ|ψ〉 = E[ψ]|ψ〉 .<br />
Näherungsweise kann man E[ψ] für eine begrenzte Menge von<br />
Modellzuständen berechnen und stationäre Stellen von E[ψ] als<br />
approximative Eigenzustände von Ĥ interpretieren. Für die<br />
Grundzustandsenergie E 1 gilt E 1 ≤ E[ψ] für alle |ψ〉, so dass die<br />
Suche nach einem Modellzustand, der ein Minimum von E[ψ]<br />
darstellt, immer sinnvoll ist. Dieses Verfahren wird “Ritzsches<br />
Variationsprinzip” genannt. Wenn die Modellzustände einen<br />
gegenüber linerarer Superposition abgeschlossenen Unterraum M<br />
von H bilden, dann ist die Projektion ĥ von Ĥ auf den Unterraum<br />
M — definiert durch ihre Matrixelemente 〈ψ 1 |ĥ|ψ 2〉 = 〈ψ 1 |Ĥ|ψ 2〉<br />
für alle |ψ 1 〉, |ψ 2 〉 ∈ M — ein Hermitescher Operator in M, und<br />
die stationären Stellen von E[ψ] sind Eigenzustände von ĥ.
Eine solche Diagonalisierung des Hamiltonoperators in einem<br />
Unterraum liefert approximative Eigenzustände |ψ i 〉, welche (bei<br />
entsprechender Normierung und gegebenenfalls<br />
Orthogonalisierung) die folgenden Gleichungen efüllen,<br />
〈ψ i |ψ j 〉 = δ i,j , 〈ψ i |Ĥ|ψ j 〉 = ε i δ i,j , alle |ψ i 〉, |ψ j 〉 ∈ M. (diag)<br />
Zur Einschätzung der Güte der approximativen Eigenwerte ε i hilft<br />
das Hylleraas-Undheim-Theorem:<br />
Seien E 1 ≤ E 2 ≤ E 3 ... die exakten Eigenwerte des Hermiteschen<br />
operators Ĥ im Hilbertraum H, und ε 1 ≤ ε 2 ≤ ε 3 ...<br />
approximative Eigenwerte aus einer Diagonalisierung in einem<br />
Unterraum, siehe (diag), dann gilt:<br />
E 1 ≤ ε 1 , E 2 ≤ ε 2 , E 3 ≤ ε 3 ,... ,<br />
d.h. dann ist auch der approximative Eigenwert für den n-ten<br />
angeregten Zustand eine obere Schranke für den entsprechenden<br />
exakten Eigenwert.<br />
Dies ist z.B. nicht erfüllt für approximative Eigenwerte, die man<br />
aus δ[E] = 0 in einer Menge von Modellzuständen berechnet, wenn<br />
die Modellzustände nicht einen Unterraum von H bilden.
Zeitunabhängige Störungstheorie<br />
Annahme: Ĥ = Ĥ0 +λŴ, λ klein. Wenn Eigenzustände und<br />
Eigenwerte von Ĥ0 bekannt sind, Ĥ0|ψ n 〉 = E n (0) |ψ n 〉, dann können<br />
approximative Eigenzustände und Eigenwerte von Ĥ durch eine<br />
Entwicklung nach dem kleinen Parameter λ berechnet werden,<br />
|ψ n 〉 = |ψ (0)<br />
n 〉+|λψ (1)<br />
n 〉+|λ 2 ψ (2)<br />
n 〉+... , E n = E (0)<br />
n +λE (1)<br />
n +λ 2 E (2)<br />
n +... .<br />
Einsetzen in die Schrödingergleichung Ĥ|ψ n〉 = E n |ψ n 〉 und<br />
Sortieren nach Potenzen von λ ergibt in Ordnung λ,<br />
Ĥ 0 |λψ (1)<br />
n 〉+λŴ|ψ (0)<br />
n 〉 = E (0)<br />
n |λψ (1)<br />
n 〉+λE (1)<br />
n |ψ (0)<br />
n 〉 , (1)<br />
und in Ordnung λ 2 : Ĥ 0 |λ 2 ψ (2)<br />
n 〉 + λŴ|λψ(1) n 〉 (2)<br />
= E (0)<br />
n |λ 2 ψ (2)<br />
n 〉 + λE (1)<br />
n |λψ (1)<br />
n 〉+λ 2 E (2)<br />
n |ψ (0)<br />
n 〉 .<br />
Aus (1) folgt durch Multiplikation mit 〈ψ (0)<br />
n |,<br />
λE (1)<br />
n = 〈ψ (0)<br />
n |λŴ|ψ(0) n 〉 , die Energiekorrektur in 1. Ordnung.
Durch Multiplikation mit 〈ψ (0)<br />
m |, m ≠ n, folgt<br />
〈ψ m (0) |λψ n (1) 〉(E n (0) −E m (0) ) = 〈ψ m (0) |λŴ|ψ(0) n 〉 .<br />
Dies ergibt einen Ausdruck für die Skalarprodukte von |λψ n (1) 〉 mit<br />
allen ungestörten Eigenzuständen zu anderen Energieeigenwerten,<br />
n 〉<br />
〈ψ m (0) |λψ n (1) 〉 = 〈ψ(0) m |λŴ|ψ(0)<br />
E n (0) −E m<br />
(0)<br />
Unter der sinnvollen Annahme 〈ψ (0)<br />
n |λψ (1)<br />
.<br />
n 〉 = 0 reicht dies, im Fall<br />
dass der ungestörte Eigenwert E (0)<br />
n nicht entartet ist, zur<br />
Bestimmung der Zustandskorrektur in erster Ordnung:<br />
|λψ n (1) 〉 = ∑ 〈ψ (0)<br />
m≠n<br />
n 〉<br />
m |λŴ|ψ(0)<br />
E n (0) −E m<br />
(0)<br />
|ψ (0)<br />
m 〉 .<br />
Multiplikation von (2) mit 〈ψ (0)<br />
n | gibt die Energiekorrektur in<br />
2. Ordnung : λ 2 E n (2) = 〈ψ n (0) |λŴ|λψ(1) n 〉 = ∑ |〈ψ n (0) |λŴ|ψ (0)<br />
m≠n E n (0) −E m<br />
(0)<br />
m 〉| 2<br />
.
Im Fall dass der ungestörte Eigenwert E (0)<br />
n entartet ist,<br />
Ĥ 0 |ψ n,i 〉 = E n (0) |ψ (0)<br />
n,i 〉 , i = 1,...,N ,<br />
sollte zunächst die Störung λŴ bzw. der Hamiltonoperator<br />
Ĥ = Ĥ0 +λŴ im entarteten Unterraum diagonalisiert werden,<br />
|ψ d n,i〉=<br />
N∑<br />
j=1<br />
c i,j |ψ (0)<br />
n,j 〉 :<br />
〈ψ d n,i |λŴ|ψd n,j 〉=ε iδ i,j , 〈ψ d n,i |Ĥ 0 +λŴ|ψ d n,j 〉=(E(0) n +ε i )δ i,j .<br />
Die Energien ε i sind nun die Energiekorrekturen erster Ordnung,<br />
die Zustandskorrekturen erster Ordnung sind<br />
|λψ (1)<br />
n,i 〉 = ∑<br />
E m (0) ≠E n<br />
(0)<br />
〈ψ (0)<br />
m |λŴ|ψd n,i 〉<br />
E n (0) −E m<br />
(0)<br />
und die Energiekorrekturen zweiter Ordnung sind<br />
λ 2 E (2)<br />
n,i<br />
= 〈ψn,i d |λŴ|λψ(1) n,i 〉 = ∑<br />
E m (0) ≠E n<br />
(0)<br />
|ψ m (0) 〉+ ∑ ···|ψn,j d 〉<br />
j≠i<br />
|〈ψn,i d |λŴ|ψ(0) m 〉| 2<br />
E n (0) −E m<br />
(0)<br />
.
7. Symmetrien und Invarianzen<br />
Eine lineare Transformation Û aller Vektoren im Hilbertraum heißt<br />
unitär wenn gilt: Û† Û = ÛÛ† = 1. Unitäre Transformationen<br />
erhalten das Skalarprodunkt:<br />
|φ i 〉 = Û|ψ i 〉 =⇒ 〈φ 1 |φ 2 〉 = 〈ψ 1 |Û † Û|ψ 2 〉 = 〈ψ 1 |ψ 2 〉 .<br />
Ein hermitescher Operator  erzeugt eine Gruppe unitärer<br />
Transformationen, Û(a) = exp[iaÂ], a reell.<br />
Zeitverschiebung:<br />
Sei Ĥ zeitunabhängig, {|ψ n 〉} eine (orthonormale) Basis von<br />
Eigenzuständen, Ĥ|ψ n〉 = E n |ψ n 〉. Ein Zustand |ψ(t = 0)〉 lässt<br />
sich entwickeln als |ψ(t = 0)〉 = ∑ n c n|ψ n 〉 und seine<br />
Zeitentwicklung ist gegeben durch |ψ(t)〉 =<br />
∑<br />
c n e − i Ent |ψ n 〉 = e ∑ −Ĥt i n<br />
n<br />
c n |ψ n 〉 = e − i Ĥt |ψ(0)〉 = Û(t)|ψ(0)〉,<br />
Û(t) = e − i Ĥt def<br />
= Zeitentwicklungsoperator, Û† (t) = Û−1 (t) = e + i Ĥt .
Die Zeitentwicklung des Matrixelements eines Operators Ô,<br />
〈ψ 1 (t)|Ô|ψ 2(t)〉 = 〈ψ 1 (0)|Û† (t)ÔÛ(t)|ψ 2(0)〉 ,<br />
kann man auffassen als Matrixelement des (allg. zeitunabhängigen)<br />
Operators Ô in den zeitabhängigen Zuständen |ψ i(t)〉<br />
(Schrödinger-Bild), oder als Matrixelement des zeitabhängigen<br />
Operators<br />
Ô H (t) def = Û† (t)ÔÛ(t)<br />
in den zeitunabhängigen Zuständen |ψ i (0)〉 (Heisenberg-Bild).<br />
Die Schrödingergleichung is invariant gegenber der unitären<br />
Transformation Û wenn Û† ĤÛ = Ĥ ⇔ [Ĥ,Û] = 0.
Translation:<br />
e − i ˆpxa ψ(x) =<br />
e − i ˆ⃗p·⃗a ψ(⃗r) =<br />
( ∞∑ − ˆp i<br />
xa ) k ∞∑ (−a) k ( ) ∂ k<br />
ψ(x) = ψ(x) = ψ(x−a),<br />
k! k! ∂x<br />
k=0<br />
∞∑<br />
k=0<br />
( ) k<br />
−ˆ⃗p i ·⃗a<br />
k!<br />
ψ(x) =<br />
k=0<br />
∞∑<br />
k=0<br />
(<br />
−⃗a· ⃗∇<br />
) k<br />
Der Hermitesche Operator Ô = ˆp x bzw. ˆ⃗ O = ˆ⃗p erzeugt die<br />
unitären Transformationen Û = e− i aÔ bzw. e − i ⃗a·ˆ⃗ O<br />
, welche<br />
Translationen um a bzw.⃗a darstellen.<br />
Drehung:<br />
e − i ˆL zα ψ(r,θ,ϕ) =<br />
k!<br />
ψ(x) = ψ(⃗r−⃗a) .<br />
∞∑ (−α) k ( ) ∂ k<br />
ψ(r,θ,ϕ) = ψ(r,θ,ϕ−α) .<br />
k! ∂ϕ<br />
k=0<br />
ˆL z erzeugt Rotationen um die z-Achse.
In drei Raumdimensionen erzeugen die Komponenten des<br />
Drehimpulsoperators beliebige Rotationen im Raum; so beschreibt<br />
ˆR(α,β,γ) = e − i αˆL z<br />
e − i βˆL y<br />
e − i γˆL z<br />
eine Rotation des Systems<br />
durch die Euler-Winkel α,β,γ. Die Gruppe aller solcher Rotationen,<br />
die Drehgruppe SO(3), ist, im Gegensatz zu den Translationen<br />
oder den Rotationen um nur eine Achse, nicht-abelsch.<br />
Die 2l +1 Eigenzustände Y lm (θ,φ) zur Drehimpulsquantenzahl l<br />
gehen bei Rotationen in Linearkombinationen von sich selbst über:<br />
ˆR(α,β,γ)Y lm (θ,φ) = ∑ m ′ D l m ′ m (α,β,γ)Y lm ′(θ,φ) .<br />
Die Drehmatrizen Dm l ′ m (α,β,γ) = 〈Y lm ′|ˆR(α,β,γ)|Y lm 〉 sind<br />
(2l +1)×(2l +1) Matrizen D l (α,β,γ), welche die gleichen<br />
Multiplikationseigenschaften haben wie die Rotationen selbst,<br />
ˆR(α 2 ,β 2 ,γ 2 )ˆR(α 1 ,β 1 ,γ 1 ) = ˆR(α,β,γ) ⇐⇒<br />
D l (α 2 ,β 2 ,γ 2 )D l (α 1 ,β 1 ,γ 1 ) = D l (α,β,γ) .<br />
Die Gruppe der (2l+1)×(2l+1) Matrizen D l (α,β,γ) ist homomorph<br />
zu SO(3). Sie ist eine (2l +1)-dimensionale Darstellung von<br />
SO(3).
Darstellungen einer Symmetriegruppe:<br />
Sei G = {ˆT(a 1 ,a 2 ,...)} eine Gruppe von Symmetrietransformationen<br />
ˆT(a 1 ,a 2 ,...), die mit dem Hamiltonoperator vertauschen.<br />
Seien |ψ 1 〉, |ψ 2 〉, ... alle Eigenzustände von Ĥ zu einem gegebenen<br />
(entarteten) Eigenwert E, Ĥ|ψ i〉 = E|ψ i 〉 . Dann sind alle<br />
Zustände ˆT(a 1 ,a 2 ,...)|ψ j 〉 Linearkombinationen der |ψ i 〉, und die<br />
Gruppe der Matrizen M(a 1 ,a 2 ,...), definiert durch<br />
M ij (a 1 ,a 2 ,...) = 〈ψ i |ˆT(a 1 ,a 2 ,...)|ψ j 〉 ,<br />
ist eine Darstellung der Gruppe G. Die Dimensionalität der<br />
Darstellung entspricht dem Entartungsgrad des Eigenwerts E.<br />
Die Darstellung heißt reduzibel, wenn es unter den Basiszuständen<br />
|ψ 1 〉, |ψ 2 〉, ..., welche die Matrixelemente M ij definieren, eine<br />
echte Teilmenge gibt, die bei allen Transformationen ˆT(a 1 ,a 2 ,...)<br />
nur in LK’n untereinander übergeführt werden.
So ist die vierdimensionale Darstellung der Drehgruppe, die als<br />
Basiszustände die Eigenzustände |ψ n=2,l,m 〉 des Wasserstoffatoms<br />
zur Hauptquantenzahl n = 2 hat, reduzibel, weil bei allen<br />
Rotationen der 2s-Zustand unverändert bleibt und die p-Zustände<br />
nur untereinander vermischt werden,<br />
ˆR(α,β,γ)|ψ n=2,l=0,m=0 〉 = |ψ n=2,l=0,m=0 〉 ,<br />
ˆR(α,β,γ)|ψ n=2,l=1,m 〉 = ∑ m ′ D l=1<br />
m ′ m (α,β,γ)|ψ n=2,l=1,m ′〉 .<br />
Dadurch bestehen alle 4×4-Matrizen aus einem (trivialen)<br />
1×1-Block und einem 3×3-Block, und diese Blöcke definieren<br />
jeweils eine (triviale) eindimensionale und eine dreidimensionale<br />
Darstellung von SO(3).<br />
Die (2l +1)-dimensionale Darstellung von SO(3) durch die<br />
Drehmatrizen Dm l=1 ′ m<br />
ist dagegen irreduzibel, weil es unter den<br />
2l +1 Basiszuständen keine solche echte Teilmenge gibt.<br />
Irreduzible Darstellungen von Gruppen von Symmetrietransformationen,<br />
die mit Ĥ kommutieren, sind für das Verständnis des<br />
Spektrums von Ĥ von Bedeutung. Eine k-dimensionale irreduzible<br />
Darstellung deutet auf einen k-fach entarteten Eigenwert von Ĥ.
8. Äußere Felder<br />
Elektrisches Feld, Stark-Effekt<br />
Wenn ein N-Elektron-Atom, beschrieben durch den Hamiltonoperator<br />
ĤA, sich in einem äußeren homogenen elektrischen Feld<br />
F⃗e z befindet, dann ist der volle Hamiltonoperator für das System<br />
N∑<br />
Ĥ = Ĥ A +eF z i .<br />
Allgemein sind die Eigenzustände |ψ n (0) 〉 von ĤA auch<br />
Eigenzustände des Paritätsoperators ˆΠ [definiert durch<br />
ˆΠψ(...,⃗r i ,...) = ψ(..., −⃗r i ,...)], so dass die<br />
Energieverschiebungen der ersten Ordnung Störungstheorie,<br />
〈ψ n (0) |eF ∑ N<br />
i=1 z i|ψ n (0) 〉, verschwinden, weil über eine insgesamt<br />
antisymmetrische Funktion aller Ortskoordinaten integriert wird. In<br />
zweiter Ordnung sind die Korrekturen zu den ungestörten<br />
Energieeigenwerten von Ĥ A ,<br />
∆E n (2) ∑<br />
= e 2 F 2<br />
E m (0) ≠E n<br />
(0)<br />
i=1<br />
|〈ψ (0)<br />
m | ∑ N<br />
i=1 z i|ψ (0)<br />
n 〉| 2<br />
E n (0) −E m<br />
(0)<br />
.
Diese Energieverschiebungen sind Ausdruck des quadratischen<br />
Stark-Effekts. Sie hängen mit der statischen Dipolpolarisierbarkeit<br />
∑<br />
α d = 2e 2 |〈ψ m (0) | ∑ N<br />
i=1 z i|ψ n (0) 〉| 2<br />
E m (0) −E n<br />
(0) ,<br />
E (0)<br />
m ≠E (0)<br />
n<br />
des Atoms zusammen, nämlich über ∆E (2)<br />
n = −F 2 α d /2.<br />
Diese Ergebnisse sind nur gültig für (ungestörte) Eigenzustände<br />
|ψ (0)<br />
n 〉, für die es keine nichtverschwindende Matrixelemente<br />
〈ψ (0)<br />
m | ∑ N<br />
i=1 z i|ψ (0)<br />
n 〉 mit anderen (ungestörten) Eigenzuständen<br />
|ψ m (0) 〉 zu demselben (ungestörten) Energieeigenwert E n (0) gibt.<br />
Ansonsten ist der “Störoperator” eF ∑ N<br />
i=1 z i im Unterraum der<br />
entarteten ungestörten Eigenzustände zu E n (0) zu diagonalisieren,<br />
und die sich dabei ergebenden Eigenwerte sind die Energiekorrekturen<br />
in erster Ordnung. Da sie linear von der Feldstärke F<br />
abhängen, spricht man vom linearen Stark-Effekt.<br />
Beispiel: angeregte Zustände des Wasserstoffatoms.
Magnetfeld, Zeeman-Effekt<br />
Ein äußeres Magnetfeld ⃗ B = ⃗ ∇× ⃗ A wird im Hamiltonoperator<br />
dadurch berücksichtigt, dass die kinetische Energie durch den<br />
kinetischen Impuls ˆ⃗p + e c ⃗ A(⃗r) ausgedrückt wird (ˆ⃗p ist nach wie vor<br />
der kanonische Impuls),<br />
Ĥ =<br />
N∑<br />
(ˆ⃗pi + e⃗ 2<br />
cA) i=1<br />
2m e<br />
+V(...⃗r i ...) = ĤA + e ˆ⃗L· ˆ⃗ B +O(B 2 ) ,<br />
2m e c<br />
ˆ⃗L =<br />
N∑<br />
ˆ⃗L i .<br />
Der zweite Term beschreibt die Energie eines magnetischen Dipols<br />
mit magnetischem Moment −ˆ⃗ Le/(2me c) in dem Magnetfeld. Der<br />
entsprechende Beitrag der Elektronenspins trägt zusätzlich einen<br />
Faktor 2 (folgt aus Diracgleichung), so dass<br />
i=1<br />
Ĥ = Ĥ A −⃗µ M·ˆ⃗ B+O(B 2 ) , ⃗µ M = − e ) (ˆ⃗L+2ˆ⃗S<br />
2m e c<br />
;<br />
ˆ⃗S =<br />
N∑<br />
ˆ⃗S i .<br />
i=1
Betrachte homogenes Magnetfeld B ⃗ = B⃗e z . Wenn die ungestörten<br />
Zustände Eigenzustände |...M L ,...M S 〉 von ˆL z und Ŝ z (mit den<br />
Eigenwerten M L bzw. M S ) sind, dann verschieben sich die<br />
Energien um<br />
∆E n = µ B B(M L +2M S ) , µ B = e<br />
2m e c . (PB)<br />
µ B ist das Bohrsche Magneton. Die Formel (PB) ist nur gültig,<br />
wenn die dadurch beschriebenen Energieverschiebungen groß sind<br />
gegenüber einer eventuellen Spin-Bahn-Aufspaltung der<br />
ungestörten Energieeigenzustände. Diese sind allgemein<br />
Eigenzustände |...J,M J 〉 von ˆ⃗ J<br />
2<br />
und Ĵz zu den Eigenwerten<br />
J(J +1) 2 bzw. M j (ˆ⃗ J = ˆ⃗L+ ˆ⃗S ist der Gesamtdrehimpuls) und<br />
die Energieverschiebungen in erster Ordnung Störungstheorie sind<br />
∆E n (1)<br />
J(J +1)+S(S +1)−L(L+1)<br />
= µ B BgM J , g = 1+ .<br />
2J(J +1)<br />
(AZ)
Der Landé-Faktor g rührt daher, dass die Störung den Vektoroperator<br />
ˆ⃗ L+2ˆ⃗S = ˆ⃗J + ˆ⃗S enthält und nicht einfach ˆ⃗J. Die Formel<br />
(AZ) (anomler Zeeman-Effekt) beschreibt die Energieverschiebungen<br />
gut, solange sie klein gegenüber der Spin-Bahn-Aufspaltung<br />
sind, d.h. µ B B sollte kleiner sein als die Energiedifferenzen der<br />
(ungestörten) Energieeigenzustände zu verschiedenen Werten der<br />
Gesamtdrehimpulsquantenzahl J. Bei größeren Magnetfeldstärken<br />
ist der Einfluss der Spin-Bahn- Kopplung vernachlässigbar, und die<br />
Energieverschiebungen werden genauer durch (PB) (Paschen-Back-<br />
Effekt) beschrieben. Für ungestörte Eigenzustände mit S = 0 ist<br />
g = 1 und die Energieverschiebungen sind exakt durch<br />
∆E n = µ B BM L<br />
(NZ)<br />
gegeben (normaler Zeeman-Effekt).
Es folgt ein kleiner Anhang über spezielle Funktionen
Hermite-Polynome<br />
Differentialgleichung:<br />
expliziter Ausdruck:<br />
Orthogonalität:<br />
Anhang über spezielle Funktionen<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
d 2 H n<br />
dy 2 −2ydH n<br />
dy +2nH n(y) = 0<br />
H n (y) = ∑<br />
0≤ν≤n/2<br />
(−1) ν n!<br />
ν!(n−2ν)! (2y)n−2ν<br />
H m (y)H n (y)e −y2 dy = 2 n n! √ πδ m,n<br />
Rekursion: H n+1 (y) = 2yH n (y)−2nH n−1 (y) , n ≥ 1<br />
Ableitung:<br />
dH n<br />
dy = 2nH n−1(y) , n ≥ 1<br />
explizite Beispiele: H 0 (y) = 1 , H 1 (y) = 2y , H 2 (y) = 4y 2 −2 ,<br />
H 3 (y)=8y 3 −12y, H 4 (y)=16y 4 −48y 2 +12, H 5 (y)=32y 5 −160y 3 +120y
Legendre-Polynome, Kugelflächenfunktionen<br />
Das lte Legendre-Polynom P l (x) ist ein Polynom vom Grade l in x,<br />
P l (x) = 1<br />
2 l l!<br />
d l<br />
dx l(x2 −1) l , l = 0, 1, ... .<br />
Es hat l Nullstellen im Intervall −1 < x < 1; P l (−x) = (−1) l P l (x).<br />
The assozierten Legendre-Funktionen P l,m (x), |x| ≤ 1, sind<br />
Produkte von (1−x 2 ) m/2 mit Polynomen vom Grad l −m<br />
(m = 0, ..., l) : P l,m (x) = (1−x 2 m/2 dm<br />
)<br />
dx mP l(x) .<br />
Die Kugelflächenfunktionen Y l,m (θ,φ) für m ≥ 0,<br />
[ ] (2l +1)<br />
Y l,m (θ,φ) = (−1) m (l −m)! 1/2<br />
P l,m (cosθ)e imφ<br />
4π (l +m)!<br />
[ ] (2l +1)<br />
= (−1) m (l −m)! 1/2<br />
sin m d m<br />
θ<br />
4π (l +m)! d(cosθ) mP l(cosθ)e imφ .<br />
Die Y l,m mit m < 0 erhält man über die Beziehung<br />
Y l,−m (θ,φ) = (−1) m (Y l,m (θ,φ)) ∗ .
Laguerre-Polynome<br />
Die verallgemeinerten Laguerre-Polynome L α ν (x), ν = 0, 1, ...<br />
sind Polynome vom Grade ν in x,<br />
L α ν(x) = ex<br />
ν!x α d ν<br />
dx ν (<br />
e −x x ν+α) =<br />
ν∑<br />
( ) ν +α x<br />
(−1) µ µ<br />
ν −µ µ! ;<br />
µ=0<br />
sie haben ν Nullstellen im Bereich 0 < x < ∞. Die gewöhnlichen<br />
Laguerre-Polynome L ν (x) entsprechen dem Spezialfall α=0.<br />
Allgemein ist α eine reelle Zahl größer als −1. Der Binomialkoeffizient<br />
ist für nichtganzzahlige Argumente wie folgt definiert:<br />
( z Γ(z +1)<br />
=<br />
,<br />
y)<br />
Γ(y +1)Γ(z −y +1)<br />
Dabei ist Γ is the Gammafunktion, Γ(z +1) def = ∫ ∞<br />
0<br />
t z e −t dt.
E N D E