Jahrbuch 2011 - Ingenieurkammer Thüringen
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Redaktion<br />
Abbildung 2: Verfahren zur Erdwärmenutzung<br />
Erdwärmesonden<br />
Die Leitungen werden bei entsprechend<br />
vorliegender Fläche in einer<br />
frostfreien Tiefe von 1,20 bis 1,80 m<br />
in horizontalen Abständen von 50<br />
bis 80 cm als Rohrregister (analog<br />
zu einer Fußbodenheizung) eingebracht.<br />
Hierbei wird über das Doppelte<br />
der zu beheizenden Fläche<br />
benötigt. Bei eingeschränkten Platzverhältnissen<br />
können optional Grabenkollektoren<br />
verbaut werden.<br />
In Regionen mit oberflächennahem<br />
Grundwasser sind die konstanten<br />
Temperaturen dieses Mediums direkt<br />
nutzbar, sofern die Erschließung<br />
mittels sogenannter Grundwasserdubletten<br />
(Saug- und<br />
Schluckbrunnen) in wirtschaftlichen<br />
Maßstäben umsetzbar und genehmigungsfähig<br />
ist. Diese Variante<br />
der Erdwärmenutzung stellt mitunter<br />
eine effizientere Option gegenüber<br />
den vorher genannten Anwendungen<br />
dar.<br />
Mit diesen Verfahren ist es möglich,<br />
im Großteil des Bundesgebietes<br />
die Wärmequelle Erdreich<br />
zu erschließen und eine sowohl<br />
ökonomische als auch ökologische<br />
Alternative gegenüber der Klimatisierung<br />
mit fossilen Brennstoffen<br />
zu realisieren (Abbildung 2).<br />
4. Geothermieaktivitäten – FITR<br />
Der Einsatz regenerativer Energien<br />
in denkmalgeschützten Gebäuden<br />
stellt aufgrund des erhöhten Energiebedarfs,<br />
des Sanierungsaufwandes<br />
und der nur teilweise zur Verfügung<br />
stehenden Flächen für Niedertemperaturheizsysteme<br />
erhöhte<br />
Anforderungen an Bau und Betrieb.<br />
Die FITR gemeinnützige GmbH beschäftigt<br />
sich seit mehr als sieben<br />
Jahren in unterschiedlichsten For-<br />
Erdwärmekollektoren<br />
Grundwasserbrunnen [bwp e.V.]<br />
schungs- und Entwicklungsprojekten<br />
mit der Nutzung geothermischer<br />
Energiepotenziale. Um sowohl<br />
dem innovativen als auch energetisch-ökologischen<br />
Aspekt gerecht<br />
zu werden, ist am neuen Institutssitz<br />
der FITR gGmbH, dem Max-<br />
Zöllner-Haus in Weimar, ein Geothermiefeld<br />
für Heizung und Kühlung<br />
erstellt worden.<br />
Dank tatkräftiger Unterstützung des<br />
Bauherrn und des Haustechnikplaners<br />
wurde statt der geplanten<br />
Gastherme ein bivalentes Heizsystem<br />
mit teilweiser Niedertemperaturheizung<br />
in das zu sanierende<br />
Gebäude integriert. Mittels Erdwärme<br />
erfolgt so eine Grundlastabdeckung<br />
des Heizenergiebedarfs,<br />
welche in Verbindung mit der<br />
Wärmepumpenanlage das Kernstück<br />
der Heizanlage bildet.<br />
Außerdem wird durch das Geothermiefeld<br />
eine passive Kühlung<br />
des Dachgeschosses sowie des<br />
Vortragssaales realisiert.<br />
Das Erdwärmesondenfeld, welches<br />
aus neun Erdwärmesonden mit<br />
einer jeweiligen Teufe von 75 m<br />
besteht, ermöglichte es gleichzeitig,<br />
mehrere Projekte des Fachbereichs<br />
Energie und Umwelt umzusetzen.<br />
Hierbei wurden unter anderem die<br />
neuesten Innovationen auf dem Gebiet<br />
der oberflächennahen Erdwärme<br />
eingebaut und erprobt.<br />
Die Besonderheit des Geothermiefeldes<br />
besteht darin, dass sich alle<br />
Sonden voneinander unterscheiden.<br />
Die unterschiedlichen Bauformen<br />
und Bauweisen werden durch<br />
die Implementierung vielfältiger<br />
Mess- und Überwachungstechnik<br />
(ortsaufgelöste faseroptische Temperaturmesstechnik,<br />
zusätzliche<br />
Temperaturmessfühler und Durchflussmesser)<br />
im Betrieb vergleichend<br />
untersucht.<br />
Gleichzeitig können durch gezielte<br />
Messreihen Wechselwirkungen sowohl<br />
zwischen den Sonden als auch<br />
mit dem umgebenen Erdreich in Abhängigkeit<br />
von den geologischen<br />
und hydrogeologischen Standortbedingungen<br />
betrachtet und nachgewiesen<br />
werden. Dies sind unter<br />
anderem Ziele des durch das BMWi<br />
(Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Technologie) geförderten Forschungsvorhabens<br />
„Geothermiefeld“<br />
(Abbildung 3).<br />
Für geothermisch gekoppelte Verfahren<br />
werden in der Praxis oftmals<br />
konventionelle Rohrmaterialien<br />
Abbildung 3: Bohrarbeiten<br />
26 <strong>Jahrbuch</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Ingenieurkammer</strong> <strong>Thüringen</strong>