Jahrbuch 2011 - Ingenieurkammer Thüringen

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Redaktion Ingenieure braucht das Land – gerne auch mit Diplom Mit „Planen und Bauen im neuen Jahrzehnt – Hoffnungen und Realitäten“ war der diesjährige gemeinsame Neujahrsempfang der Ingenieurkammer Thüringen und der Architektenkammer Thüringen überschrieben. Was speziell die Thüringer Ingenieure von der Gegenwart und nahen Zukunft erwarten, darüber berichtet Kammerpräsident Prof. Dr.-Ing. habil. Hans- Ulrich Mönnig im Interview: NTI: Auf dem gemeinsamen Neujahrsempfang Mitte Januar in Erfurt haben Sie die für Ihren Berufsstand hoch spannende Frage gestellt: Was sind Ingenieurleistungen heutzutage wert? Die pragmatische Antwort darauf ist die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) in der Fassung vom 30. April 2009, der der Bundesrat am 12. Juni 2009 zugestimmt hat. Was aber ist Ihre Antwort als Präsident der Ingenieurkammer Thüringen? MÖNNIG: Ihre Frage besteht eigentlich aus zwei Teilen. Der eine davon ist die Honorarordnung in ihrer aktuellen Form, die wir als Interessenvertreter unserer vorwiegend selbstständig tätigen Ingenieure kritisieren. Und zwar deshalb, weil wesentliche Planungsleistungen, zu nennen wäre hier die Geodäsie, die Bauphysik, die Baugrunduntersuchung oder der Schallschutz, einfach aus dem geregelten Teil der HOAI herausgenommen worden. Das ist inakzeptabel und hat in der Folge zu einem desaströsen Wettbewerb bei diesen Leistungen geführt mit der Konsequenz, dass im Schadensfall in der Regel die Gesellschaft und damit der Steuerzahler in die Haftung genommen werden. Das kann so nicht gewollt sein. Ingenieure erbringen wichtige gesellschaftliche Leistungen. Für die sollen sie die persönliche Verantwortung übernehmen und deshalb müssen diese auch entsprechend sicher honoriert werden. Die jüngsten Berichte zur weiteren inhaltlichen Reformierung der HOAI stimmen in dieser Richtung wieder hoffnungsvoller. So hat jetzt ein Gutachten bestätigt, dass die Leistungen der ehemaligen HOAI-Teile VI sowie X bis XIII Planungsleistungen sind und deshalb verbindlich geregelt werden müssen. Wir hoffen, dass sich diese Einschätzung auch bei den Politikern durchsetzt und damit dieses Thema, zumindest für den deutschen Binnenmarkt, abschließend geregelt wird. Der zweite Teil Ihrer Frage bezieht sich auf die gesellschaftliche Akzeptanz und insofern auf die Wahrnehmung von Ingenieurleistungen in der Öffentlichkeit. NTI: Und wie werden diese wahrgenommen? MÖNNIG: Die uns praktisch in allen Lebens- und Arbeitsbereichen umgebende Technik, in der immer auch Ingenieurleistungen stecken, wird, solange sie ihre Funktionen erfüllt, wie selbstverständlich hingenommen. Auch die Tatsache, dass viele ingenieurtechnischen Resultate auf der einen Seite häufig ohne große Investitionen auskommen und auf der anderen viel gesellschaftlichen Mehrwert kreieren, erfährt keine besondere Würdigung. In den Medien und damit in der Öffentlichkeit findet die Arbeit der Ingenieure eigentlich nur dann statt, wenn über spektakuläre Ereignisse, wie zum Beispiel den Einsturz des Kölner Stadtarchivs oder aktuell über die Risiken der Atomenergie berichtet wird. An diesem Missverhältnis und dem damit einhergehenden Imageverlust sind wir als Ingenieure natürlich nicht unschuldig, unsere Öffentlichkeitsarbeit muss einfach besser werden. Kammerpräsident Professor Dr.-Ing. habil. Hans-Ulrich Mönnig NTI: Diese ehrliche Einschätzung führt direkt zur nächsten Frage. Gemäß der Thüringer Fachkräftestudie benötigt Thüringen bis zum Jahr 2020 etwa 4.200 Ingenieure und 5.800 Techniker. Sonst drohe der Wirtschaft ein akuter Fachkräftemangel. Gleichzeitig konstatiert Ihre Kammer in der Öffentlichkeit ein allgemeines Technikdesinteresse, das mitunter sogar bis hin zur -feindlichkeit reicht. Was kann und sollte man gegen dieses gleich doppelte Dilemma unternehmen? MÖNNIG: Hier ist zum einen die Bildungspolitik angesprochen. Von der fordern wir, dass an den Thüringer Schulen mehr Komplexe mit technischen und naturwissenschaftlichen Themen eingeführt und gelehrt werden. Dazu müssen die Techniker und Ingenieure selbst aus der Defensive kommen, mehr von und über ihre Arbeit reden, das Berufsbild des Ingenieurs in die Schulen tragen und die jungen Leute für die Naturwissenschaften und die Technik begeistern. Unter dieser Maßgabe beteiligt sich die Thüringer Ingenieurkammer mittlerweile an einer ganzen Reihe von Schüler- und Studentenwettbewerben, wenn deren Ausrichtung technisch orientiert ist. NTI: Sowohl die Ingenieur- als auch die Architektenkammer haben den Entwurf für ein neues Thüringer Vergabe- und Mittelstandsfördergesetz abgelehnt. Aus welchen Gründen und welche Nachbesserungen fordern Sie von Wirtschaftsminister Machnig? 6 Jahrbuch 2011 | Ingenieurkammer Thüringen
Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2011 Um den Stellenwert ingenieurtechnischer Leistungen in der Gesellschaft zu erhöhen und die enormen Leistungen der Thüringer Ingenieure zu würdigen, wurde in den Jahren 1998 bis 2006 der „Große Thüringer Ingenieurpreis“ von der Ingenieurkammer Thüringen in Zusammenarbeit mit Thüringer Universitäten, Hochschulen und nicht zuletzt Ingenieurverbänden und -vereinen ausgelobt. Seit 2009 lobt das Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr den „Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen“ im 2-Jahresrhythmus aus. Auch in diesem Jahr vergeben das TMBLV und die Ingenieurkammer Thüringen, gemeinsam mit den o.g. Thüringer Institutionen, erneut diesen Preis. Teilnahmeberechtigt sind alle Mitglieder der Ingenieurkammer Thüringen sowie der Thüringer Ingenieurverbände oder -vereine. Ferner sind auch Schüler der 12. Klassen Thüringer Gymnasien sowie Studenten ingenieurtechnischer Fachrichtungen, die an Thüringer Hoch- oder Fachhochschulen immatrikuliert sind, zur Einreichung von Projekten aufgerufen. Einsendeschluss: 14. Juni 2011, 12.00 Uhr Die Wettbewerbsunterlagen sind einzureichen beim: Landesamt für Bau und Verkehr, Abt. 5 - Hochbau Erfurt Europaplatz 3, 99091 Erfurt Telefonische Rückfragen: 0361 3781536 Telefax: 0361 3781565 Preisverleihung: November 2011 Gewinner der ausgelobten Preise auf dem Ingenieursektor (Auswahl) Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2009 1. Preis: Überbauung Bestandsgebäude Kreiskrankenhaus Schmalkalden, Ingenieurbüro Trabert + Partner Großer Thüringer Ingenieurpreis 2006 1. Preis: Neubau der Saalebrücke, BAB 4 bei Jena Göschwitz, Ingenieurbüro Kleb GmbH, Dipl.-Ing. Thomas Kleb Weitere Informationen und Veröffentlichung http://www.ikth.de und http://www.thueringen.de/de/tmblv Erläuterungen zum Verfahren erteilt: Ingenieurkammer Thüringen • Flughafenstraße 4 • 99092 Erfurt • Telefon: 0361 22873-0 • www.ikth.de Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit • Dipl.-Kffr. (FH) Helena Georg • E-Mail: pr@ikth.de
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