Jahrbuch 2011 - Ingenieurkammer Thüringen

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Redaktion MÖNNIG: Die Landesregierung beabsichtigt ein Vergabegesetz zu verabschieden, das nicht allein den Preis als Vergabekriterium bestimmt. Diesem Anliegen stimmen wir ausdrücklich zu. Wogegen sich beide Kammern wehren, das sind die in der Gesetzesnovelle definierten vergabefremden Faktoren. Denn die entziehen sich unserer Meinung nach einer rechtssicheren Beurteilung und Überprüfung seitens der von uns vertretenen Architekten und Ingenieure. Man kann nicht etwas fordern, was man auch in Folge der Globalisierung entweder gar nicht oder nur mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand kontrollieren kann. Wie soll denn ein Mitbewerber in einem Vergabeverfahren beispielsweise bei einem importierten Natursteinpflaster wirklich beurteilen und sicherstellen können, dass der Hersteller aus China, Indien oder Nordafrika keine menschenverachtenden Produktionsmethoden anwendet und keine Kinder, Frauen oder Menschen mit Behinderung für schwere körperliche Arbeiten einsetzt. Diese Einschätzung betrifft auch solche Kriterien wie die Einhaltung einer Frauenquote oder eine angemessene Jugendförderung. Die mögen wohl gut gemeint sein, könnten aber im Einzelfall für unsere Kollegen in den Ingenieuroder Architekturbüros ganz schnell zur existenzgefährdenden Haftungsfalle werden. Deshalb appellieren wir dafür, entweder auf dieses Gesetz gänzlich zu verzichten, da durch die VOB entsprechende Regelungsgrundlagen bereits bundesweit existieren, oder aber auf Arbeitsebene einen anderen Kriterienkatalog zu erarbeiten, der für die Ingenieure sowohl praxistauglich als auch rechtlich gesehen sicher in seiner Anwendung ist. NTI: Die Kammer ist der Interessenvertreter der überwiegend selbstständig tätigen Ingenieure in Thüringen. Was fordern Sie für diese von den öffentlichen Auftraggebern? MÖNNIG: …na, in erster Linie die „wirtschaftliche“ Verwendung von Steuergeldern bei öffentlichen Aufträgen sicherzustellen. Das kann aber nur erreicht werden, wenn eine entsprechende fachliche und nachgewiesene Qualifikation bei den Akteuren vorhanden sind. Dem sind unsere Mitglieder per Gesetz verpflichtet. Daraus ergibt sich die logische Schlussfolgerung, für solche Aufgaben nur Kammermitglieder zu beauftragen, insbesondere Ingenieure, die in die Liste der Beratenden Ingenieure eingetragen sind. Sie sind zur Unabhängigkeit, d.h. zur Freiheit von Lieferund Leistungsinteressen, verpflichtet. Hier sehen wir aber auch noch einen wichtigen politischen Regelungsbedarf, bestimmte Ingenieurbereiche in die reglementierten Berufe aufzunehmen, um den Verbraucherinteressen, auch im Hinblick auf den „Schutz von Leib und Leben", besser zu entsprechen. Die Evaluierung der Berufsanerkennungsrichtlinie (BARL) könnte dies erreichen und die Ingenieure dann den Architekten in der Berufsanerkennung gleich stellen. NTI: Der akademische Grad Diplomingenieur hat kürzlich seinen 111. Geburtstag gefeiert und ist gleichzeitig wegen des Bologna-Prozesses vom Aussterben bedroht. Zumindest in Thüringen. Dagegen kann man in Mecklenburg-Vorpommern wieder und im Freistaat Sachsen immer noch Diplomingenieur werden. Was rät der Diplomingenieur Prof. Mönnig den Thüringer Bildungspolitikern? MÖNNIG: Der hofft, dass bei denen die Einsicht reift, den Diplomingenieur nicht einfach unwidersprochen und kampflos aufzugeben. Denn der ist gewissermaßen eine Marke. Die steht für Tradition, eine qualitativ hochwertige akademische Ausbildung und international erfolgreiche Produkte und Ingenieurleistungen „Made in Germany“. Wenn man dann noch bedenkt, wie schwer es ist, eine solche Marke aufzubauen und wie wichtig es auch in Zukunft sein wird, sich im globalen Wettbewerb zu behaupten, ab- und durchzusetzen, dann kann man über den scheinbar politisch gewollten schleichenden Tod des Diplomingenieurs nur den Kopf schütteln. Denn wer wird perspek- IKT-Neujahrsempfang 2011: In seiner Ansprache forderte Kammerpräsident Professor Mönnig die anwesenden Landtagsabgeordneten auf, dem neuen Thüringer Vergabe- und Mittelstandsfördergesetz nicht zuzustimmen. tivisch in der Wirtschaft, Forschung und Entwicklung für das Mehr an Qualität, Ideenreichtum und Effizienz sorgen? Das werden hochqualifizierte und bestens ausgebildete Leute sein. Und für eben die sollte auch in Zukunft der Diplomingenieur stehen. Diese Einschätzung, die auch von den übrigen Länderkammern und den anderen Ingenieurverbänden getragen wird, richtet sich dabei ausdrücklich nicht gegen die Reformabsichten des Bologna-Prozesses. Sondern die versteht sich als ein Plädoyer für den Erhalt eines national und international geachteten Qualitätsstandards, den der Diplomingenieur unzweifelhaft verkörpert und den wir auch in Zukunft in Thüringen brauchen. NTI: Grünen Technologien gehört die Zukunft. Das meint nicht nur der Freistaat Thüringen, der dabei auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien, auf mehr Energieeffizienz sowie auf Forschung und Entwicklung im Rahmen der Thüringer Energie- und Klimastrategie 2015 setzt. Welche Chancen und neue 8 Jahrbuch 2011 | Ingenieurkammer Thüringen
Mit Sicherheit eine gute Ingenieurleistung Beratende Ingenieure planen, schreiben aus, überwachen und prüfen unabhängig und frei von Lieferinteressen, denn sie sind nur ihrem Auftraggeber verpflichtet. Damit das so bleibt, werden sie von der Ingenieurkammer Thüringen geprüft, verpflichtet und gelistet. Dann bleibt es für Sie mit Sicherheit eine gute Ingenieurleistung. Diese Qualität sollten Sie nutzen! beraten planen überwachen prüfen Sie haben ein abgeschlossenes naturwissenschaftliches oder ingenieurtechnisches Studium, haben nach dem Thüringer Architekten- und Ingenieurkammergesetz die Berechtigung, die Berufsbezeichnung „Ingenieur/-in“ zu führen und sind der Sache der Technik verpflichtet, dann können Sie Mitglied der Ingenieurkammer Thüringen werden und sich in einer starken Gemeinschaft berufspolitisch vertreten lassen. Sie haben nach dem Thüringer Architekten- und Ingenieurkammergesetz die Berechtigung, die o.g. Berufsbezeichnung zu führen und wollen als Angestellter oder freiberuflicher Ingenieur für private und öffentliche Bauherren planerisch tätig werden, dann gibt Ihnen die Ingenieurkammer Thüringen die Möglichkeit, sich in die Liste der bauvorlageberechtigten Ingenieure eintragen zu lassen und Ihnen neue berufliche Perspektiven in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter zu ermöglichen. Sie sind nach dem Thüringer Architekten- und Ingenieurkammergesetz Ingenieur und in Ihren beruflichen Entscheidungen nicht weisungsgebunden und wirtschaftlich unabhängig, dann bietet Ihnen die Ingenieurkammer Thüringen die Möglichkeit, nach einem besonderen Eintragungsverfahren in die Liste der Beratenden Ingenieure aufgenommen zu werden und zu einem herausgehobenen Kreis an qualifizierten Ingenieuren zu gehören, die für private und öffentliche Auftraggeber anspruchsvolle Ingenieuraufgaben erfüllen. Informieren Sie sich im Internet über www.ikth.de oder schreiben Sie uns, wir informieren Sie gern. Ingenieurkammer Thüringen • Flughafenstraße 4 • 99092 Erfurt • Telefon: 0361 22873-0 • www.ikth.de
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