Jahrbuch 2011 - Ingenieurkammer Thüringen
Jahrbuch 2011 - Ingenieurkammer Thüringen
Jahrbuch 2011 - Ingenieurkammer Thüringen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Redaktion<br />
Abbildung 4: Einbau Erdwärmesonden<br />
(Polyethylen – PE 100), welche<br />
sich im Rohrleitungsbau bewährt<br />
haben, eingesetzt. Diese besitzen<br />
jedoch nur schlechte Wärmeleiteigenschaften.<br />
Aufgrund dessen<br />
wurden in einem Verbundvorhaben<br />
(gefördert durch das BMWi) mit<br />
Praxispartnern und dem Lehrstuhl<br />
für Kunststofftechnik Erlangen (LKT,<br />
Universität Erlangen-Nürnberg)<br />
neuartige Kunststoffe entwickelt,<br />
welche bei gleichbleibenden physikalischen<br />
Eigenschaften ca. dreimal<br />
so wärmeleitfähig wie herkömmliche<br />
Rohrmaterialien sind.<br />
Diese innovativen „Erdwärmesonden<br />
aus wärmeleitfähigem Kunststoff“<br />
werden unter Betriebsbedingungen<br />
in Langzeittests auf ihre<br />
Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit<br />
im Geothermiefeld Max-<br />
Zöllner-Haus untersucht (Abbildung<br />
4).<br />
Zahlreiche Messungen belegen,<br />
dass es im Bereich der oberen Bodenzone<br />
bis hin zu einer Teufe von<br />
ca. 25 m zu saisonal bedingten<br />
Temperaturschwankungen kommt.<br />
Aufgrund dieser Bodencharakteristik<br />
wird bei den „Energieoptimierten<br />
Erdwärmesonden“ (FuE-Vorhaben<br />
gefördert durch das BMWi)<br />
eine Differenzierung bzgl. der Wärmeleitfähigkeit<br />
in vertikaler Richtung<br />
in isolierende und wärmeleitende<br />
Bereiche vorgenommen.<br />
Durch eine Kombination von wärmedämmenden<br />
und thermisch verbesserten<br />
Verpressmaterialien in einem<br />
Bohrloch kann hierbei die Energieeffizienz<br />
von Erdwärmesonden wesentlich<br />
erhöht werden. Das neue<br />
Einbauverfahren mit innovativen<br />
Verpressmaterialien kommt in der<br />
Versuchsanlage zur Anwendung<br />
und kann mit konventionellen Bauweisen<br />
in gleicher Geologie und<br />
Hydrogeologie verglichen werden.<br />
Die Funktionsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
einer geothermischen<br />
Anlage ist im hohen Maße<br />
von der Qualität der Bauausführung<br />
abhängig. Qualitätssicherung<br />
und -überwachung sind somit unerlässlich.<br />
Geeignete Verfahren<br />
hierfür fehlen derzeit auf dem Markt.<br />
Die FITR gGmbH hat sich deshalb<br />
das Ziel gestellt, ein System zur<br />
Qualitätssicherung und -überwachung<br />
auf der Basis faseroptischer<br />
Temperaturmesstechnik zu entwickeln<br />
(gefördert durch das BMWi).<br />
Eine der eingebauten Sonden wurde<br />
zu diesem Zweck mit Baufehlern,<br />
eine weitere mit einem Leerrohr,<br />
einem Heizband sowie zusätzlicher<br />
Faseroptik ausgestattet.<br />
Neue Untersuchungsmethoden<br />
können so an diesem Standort getestet<br />
und überprüft werden.<br />
Durch die Anwendung neuer innovativer<br />
Verfahren und Technologien<br />
soll die Effizienz und Effektivität<br />
geothermischer Anlagen verbessert,<br />
Kosten eingespart und damit<br />
der Anteil an erneuerbarer Energie<br />
Erdwärme zur Deckung des Gesamtenergiebedarfs<br />
signifikant gesteigert<br />
werden.<br />
Nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Bauherr,<br />
Haustechnikplanern, Architekten<br />
und Forschern konnten an dem<br />
Standort Gutenbergstraße 29a in<br />
Weimar sowohl Klima- als auch<br />
Denkmalschutz unter einem Dach<br />
vereint und das Objekt Max-Zöllner-<br />
Haus für die Nutzung der Erdwärme<br />
in einer Jugendstilvilla mit dem<br />
Preis „Ausgewählter Ort 2010“ im<br />
Rahmen des Wettbewerbs „365<br />
Orte im Land der Ideen“ am 24. August<br />
2010 ausgezeichnet werden.<br />
Das Gebäude ist darüber hinaus<br />
Bestandteil des Projektes „EnEff:<br />
Stadt Weimar“.<br />
5. Energieeffiziente Stadt –<br />
EnEff:Stadt Altes Zöllnerviertel<br />
Weimar<br />
In einem durch das BMWi geförderten<br />
Projekt wurde im Zuge des<br />
5. Energieforschungsprogramms<br />
der Bundesregierung das alte<br />
Zöllnerviertel in Weimar als Pilotprojekt<br />
ausgewählt, um innovative<br />
Technologien im städtischen<br />
Raum einzusetzen.<br />
Zentraler Baustein ist ein Quartier-Energiekonzept,<br />
das zu einer<br />
möglichst energieeffizienten und<br />
niedrig-exergetischen Versorgung<br />
des Gebietes auf der Basis regenerativer<br />
Energien (Solar bzw. Photovoltaik<br />
und Geothermie), der Kraft-<br />
Wärme-Kopplung, eines Nahwärmenetzes<br />
sowie der Verwendung<br />
effektiver Steuer- und Regelungstechnik<br />
führen soll. Die Energieeinsparungen<br />
werden neben der<br />
Verbesserung der Umweltsituation<br />
zu einer Reduzierung der Betriebskosten<br />
führen und somit zur nachhaltigen<br />
Steigerung der Wohnattraktivität<br />
beitragen. Die Umsetzung<br />
des sich derzeit in der Vorplanung<br />
befindlichen Konzepts<br />
sind im Rahmen der Förderung<br />
durch das BMWi ebenso geplant<br />
wie ein anschließendes Monitoring.<br />
Dipl-Ing. UTE BÜCHNER<br />
FITR, Leiterin Fachbereich Energie<br />
und Umwelt<br />
<strong>Ingenieurkammer</strong> <strong>Thüringen</strong> | <strong>Jahrbuch</strong> <strong>2011</strong><br />
27