Jugendkriminalität im Interdiskurs - IPP
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allerdings nichts daran, dass es Ziel der Analyse sein muss, durch die Erschließung agonaler<br />
Diskurselemente und des Tonus eines Textes eine intersubjektiv plausible und ,st<strong>im</strong>mige‘ Rekonstruktion<br />
der Beziehung von Pictura und Subscriptio zu erreichen.<br />
Um dies realistisch anstreben zu können, ist es hilfreich, relevante D<strong>im</strong>ensionen von Subscriptiones<br />
möglichst konturiert anzugeben. Dies erfolgt nicht mit der Intention einer Hypothesenprüfung<br />
oder einer erschöpfenden Aufzählung, sondern um die Transparenz der Interpretationen<br />
zu erhöhen. Die <strong>im</strong> Folgenden genannten vier D<strong>im</strong>ensionen von Subscriptiones, die<br />
wir unseren Analysen zugrunde legen, ergeben sich auf der Grundlage des Wissens um kr<strong>im</strong>inologische<br />
und sozial-/wissenschaftliche Theorien und der öffentlichen Repräsentationen von<br />
Kr<strong>im</strong>inalität. 8 Die D<strong>im</strong>ensionen beziehen sich auf vier Themenbereiche, die regelhaft mit Jugendkr<strong>im</strong>inalität<br />
assoziiert sind und von denen erwartet werden kann, dass sie in professionsbezogenen<br />
Darstellungen eine zentrale Rolle übernehmen. Sie dienen uns als heuristische<br />
Orientierung, da sie die Rekonstruktion der Subscriptio-D<strong>im</strong>ension von Kollektivsymbolen in<br />
die entsprechende Richtung lenken und damit nachvollziehbar machen. Dabei ist nicht zu erwarten,<br />
dass mit jedem Kollektivsymbol Aussagen auf allen vier D<strong>im</strong>ensionen verbunden<br />
sind, auch wenn dies prinzipiell möglich ist (s.u.). Wir stellen die folgenden vier D<strong>im</strong>ensionen<br />
in Rechnung:<br />
a) Professionsmodus: Diese D<strong>im</strong>ension fokussiert unmittelbar die Frage, welche Form<br />
beruflichen Handelns <strong>im</strong> Kontext von Jugendkr<strong>im</strong>inalität gestützt wird. Vorschnelle<br />
Antworten sind hierbei zurückzustellen, da aus der Tatsache, dass Jugendkr<strong>im</strong>inalität<br />
von Seiten der Jugendhilfe oder Polizei thematisiert wird, noch keine differenzierte<br />
Aussage über den jeweils favorisierten Professionsmodus möglich ist. Es ist genauer<br />
zu analysieren, welche Form von Praxen, Habitus und/oder Einstellungen gegenüber<br />
Jugendkr<strong>im</strong>inalität postuliert wird. Oben wurde darauf hingewiesen, dass die Soziale<br />
Arbeit in sich stark ausdifferenziert ist, und auch die Polizei ist nicht einheitlich strukturiert<br />
(vgl. Albrecht 2010, 171ff; Behr 2006). Sowohl synchron wie auch <strong>im</strong> diachronen<br />
Wandel können Unterschiede nicht nur <strong>im</strong> Vergleich von Jugendhilfe und Polizei,<br />
sondern auch innerhalb der jeweiligen Professionsgruppe auftreten und empirisch rekonstruiert<br />
werden. Die These einer wachsenden Punitivität und die durch die bisherige<br />
Forschung nachgewiesene Notwendigkeit, punitive Tendenzen genau zu differenzieren,<br />
illustrieren die Notwendigkeit, entsprechend vorsichtig zu argumentieren.<br />
8 Die einschlägige Literatur zu diesen Themen ist sehr umfangreich. Exemplarisch seien zu Theorien zu Jugendkr<strong>im</strong>inalität<br />
genannt: Muncie (2009) und Walter/Neubacher (2011). Zu öffentlichen Kr<strong>im</strong>inalitätsdarstellungen:<br />
BMJ (2000) und Reichert (2009).<br />
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