05.03.2014 Aufrufe

Jugendkriminalität im Interdiskurs - IPP

Jugendkriminalität im Interdiskurs - IPP

Jugendkriminalität im Interdiskurs - IPP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Übergriffe auf ,linke‘ Zentren und Homosexuelle in Berlin die Tätergruppe von Skinheads<br />

bzw. ,Nazis‘ diskutiert. Außerdem werden Intensivtäter beschrieben, die über das gesamte<br />

Jahrzehnt hinweg diskursiv präsent sind.<br />

• Die Delinquenz ‚junger Ausländer‘ und ,Spätaussiedler‘<br />

Die Tätergruppe der „jungen Ausländer“ wird oftmals durch Symbole der Masse und Natur<br />

thematisiert: So ist z.B. vom „Schrecken des Ausländerzustroms“ die Rede oder es werden<br />

der „hohe Zuwanderungsstrom von Menschen mit meist anderer Kultur, Religion und Lebensweise“<br />

(Traulsen 1994, 104), der „unablässige Zustrom von Asylanten“ (Freyer 1990,<br />

145) und das „Problem der Flut von asylsuchenden Wirtschaftsflüchtlingen“ (Herrmann 1991,<br />

417) usw. adressiert. Diese Bilder einer bedrohlichen Masse konstruieren ein ‚Wir‘, das besonders<br />

belastet werde, und auch für die Polizei ergebe sich eine zusätzliche Belastung durch<br />

die Zuwanderung (z.B. Traulsen 1994, 101). Selbst geringe Kr<strong>im</strong>inalitätsraten dieser Gruppe<br />

könnten ihre Bedrohlichkeit nicht relativieren, denn die Zahlen dürften „uns jedoch keinesfalls<br />

in Sicherheit wiegen (…). Hier wächst eine junge Generation heran, die es gelernt hat,<br />

von Kindheit an mit Waffen umzugehen und der ein Menschenleben wenig gilt“ (Solon 1994,<br />

75). Es handele sich nämlich um „entwurzelte Menschen“ (Solon 1992, 177), die aus sich<br />

selbst heraus anders seien, als Angehörige des eigenen Kollektivs. Gleiche Delikte können so<br />

unterschiedlich gedeutet werden: Wo deutsche Jugendliche von sozialen Krisen überwältigt<br />

zu werden scheinen, wird Delinquenz bei „jungen Ausländern“ z.T. als ‚Rache’ und „sich rächen“<br />

(Freyer 1990, 146) interpretiert und damit durch eine besondere Bösartigkeit konnotiert.<br />

Da die Betreffenden dieses Verhalten massenhaft zeigten, wirkt es besonders bedrohlich:<br />

‚Junge Ausländer‘ fänden sich in Großstädten „in Scharen“ (Freyer 1990, 149) zusammen; es<br />

bildeten sich „Zusammenrottungen junger Ausländer, die gezielt Deutsche provozierten“<br />

(Freyer 1990, 148). Die ‚jungen Ausländern‘ gingen z.B. los, um „deutsche Nazis aufzuhauen<br />

und abzuziehen“, wobei sie weniger politisch motiviert handelten, sondern aus „Langeweile,<br />

Abenteuerlust, Gruppenerlebnis, Mutproben, Selbstdarstellung und Prahlerei“ (Bernsee 1991,<br />

420). Dabei wird auch bei Jugendlichen, deren Familien seit Generationen in Deutschland leben,<br />

hervorgehoben, dass sie „aus fremden Ländern nach hier gekommen“ (Herrmann 1991,<br />

416) seien.<br />

Allerdings gibt es auch besondere soziale Ursachen für die Delinquenz dieser Gruppe wie<br />

auch der rechtsextremistisch handelnden Jugendlichen. Ein wichtiger Faktor sei etwa die<br />

Tendenz zu „multiethnischen Zusammensetzungen in den Klassen der Grundschulen“ (Müller<br />

96

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!