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Jugendkriminalität im Interdiskurs - IPP

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thologisch, konnotiert sind. Dennoch ermöglicht das Wissen um den Tonus des Textes, wie<br />

das „Gemälde“ – zumal es als Zitat des BKA-Präsidenten markiert wird – zu verstehen ist: als<br />

Teil eines Trends zu totaler Kontrolle, als Anzeichen für die Unmöglichkeit erfolgreicher Sozialarbeit.<br />

Ohnehin sei es „egal“ (Hummel/Kraus 1989, 14), so wird mitgeteilt, ob in dem<br />

„Gemälde“ auf Polizei oder soziale Einrichtungen abgestellt werde, schließlich sei auch die<br />

Sozialarbeit letztlich eine Form von Polizei. Die Sozialarbeit ist zwar die favorisierte Diskursposition;<br />

sie ist beauftragt zu helfen und Kontrolltendenzen werden deutlich kritisiert;<br />

aber das Scheitern ist vorgezeichnet, und auch die Sozialarbeit trägt ,ihren‘ Teil zur Vervollständigung<br />

des (Kontroll-) Gemäldes bei.<br />

Das Beispiel zeigt, dass die Rekonstruktion des Tonus nützlich sein kann, um vorschnelle Interpretationen<br />

von Kollektivsymbolen zu verhindern. Deren nur intuitive Ausdeutung könnte<br />

die Tatsache überdecken, dass in Texten Verstehens<strong>im</strong>perative kommuniziert werden, die<br />

festlegen, wie Kollektivsymbol verstanden werden sollen. So sind Kollektivsymbole zwar<br />

durchaus unmittelbar verständlich, da sie eindeutig zu vermitteln scheinen, was gesagt wird<br />

und wie ein Sachverhalt zu verstehen ist – aber entscheidend sind die mehr oder weniger feinen<br />

Sinnjustierungen, die hiermit assoziiert sind, da die Texte hegemoniale Projekte <strong>im</strong>plizieren:<br />

Es geht in ihnen darum, Jugendkr<strong>im</strong>inalität und das auf sie bezogene Handeln auf spezifische,<br />

perspektivische Weise zu repräsentieren, auch wenn dies, wie <strong>im</strong> vorliegenden Fall, zu<br />

einer paradoxen Lage führt.<br />

Die entsprechenden Analysen können anschließend, nach der Aufarbeitung der relevanten<br />

Textkorpora, <strong>im</strong> Rahmen von Vergleichen von Symbolgruppen und einzelner Symbole fortgesetzt<br />

werden. Auf diese Weise können relativ große Textmengen komparativ erschlossen<br />

werden.<br />

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