Ausgabe als PDF downloaden - Jusos München
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A K T U E L L E S<br />
Abpfiff!<br />
Zwangsprostitution in Deutschland<br />
Prostitution ist seit 2002 keine Straftat<br />
mehr und Prostituierte haben<br />
seitdem die selben Rechte und<br />
Pflichten wie alle Selbständigen. In<br />
München sind nach Angaben des<br />
Kreisverwaltungsreferates derzeit<br />
offiziell 2.100 Prostituierte gemeldet,<br />
die Steuern und Abgaben entrichten.<br />
Wie viele Frauen (und Männer)<br />
der Prostitution unangemeldet nachgehen<br />
ist schwer zu schätzen. Und<br />
im Dunkeln bleibt auch die Zahl der<br />
Menschen, die gegen ihren Willen<br />
zur Prostitution gezwungen werden.<br />
Laut BKA arbeiten in Deutschland<br />
ca. 140.000 weibliche Prostituierte<br />
aus osteuropäischen Staaten, schätzungsweise<br />
80.000 sind Zwangsprostituierte.<br />
Zwangsprostitution und<br />
Menschenhandel mit Frauen und<br />
Mädchen aus Osteuropa und Asien<br />
haben sich besonders seit dem Fall<br />
des Eisernen Vorhangs zu einem der<br />
lukrativsten kriminellen „Wirtschaftszweige“<br />
entwickelt. Und Experten<br />
schätzen, dass damit mittlerweile<br />
mehr Geld umgesetzt wird <strong>als</strong> mit<br />
Drogenhandel.<br />
Seit Jahren werden Frauen und<br />
Mädchen nach Deutschland<br />
gebracht und <strong>als</strong> Zwangsprostituierte<br />
ausgebeutet. Zumeist werden ihnen<br />
f<strong>als</strong>che Jobangebote gemacht,<br />
<strong>als</strong> Putzfrau, Kellnerin oder <strong>als</strong><br />
Nachtclub-Tänzerin. In Staaten, in<br />
denen der durchschnittliche<br />
Monatslohn bei 500 Euro und<br />
darunter liegt und die Arbeitslosigkeit<br />
hoch ist, finden diese Versprechungen<br />
oftm<strong>als</strong> Gehör. In<br />
Deutschland angekommen werden<br />
die Frauen unter Androhung -und<br />
Ausübung !- psychischer und<br />
physischer Gewalt in die Prostitution<br />
gezwungen. Häufig wissen sie<br />
nicht, in welcher Stadt sie sich<br />
befinden und werden von den<br />
Zuhälter von der Außenwelt abgeschottet.<br />
Ihre einzigen Kontakte zum<br />
„Gastgeberland“ sind die Freier.<br />
Die WM <strong>als</strong> Anlass<br />
All dies spielt sich tagtäglich in<br />
Deutschland ab. Dass Michel Friedmann<br />
Kokain bei einem Dealerring<br />
bezog, der gleichzeitig ein Bordell<br />
mit ukrainischen Zwangsprostituierten<br />
betrieb, wissen nur noch<br />
wenige. Erst im Zuge der Vorbereitungen<br />
der Fußball WM wird<br />
Zwangsprostitution in größerem<br />
Rahmen thematisiert.<br />
Aber besser spät <strong>als</strong> nie. Bei<br />
Großereignissen wie einer Fußball<br />
WM steigt auch die Nachfrage nach<br />
so genannten sexuellen Dienstleistungen.<br />
In München beobachten<br />
dies Polizei und KVR auch während<br />
der Wies‘n oder bei Großmessen.<br />
Von der WM dürften sich nicht nur<br />
Hotels, Gaststätten und Einzelhandel<br />
ein gutes Geschäft erhoffen,<br />
sondern auch Zuhälter von<br />
Zwangsprostituierten. In einigen<br />
WM-Austragungsorten, darunter<br />
Frankfurt und in München, hat die<br />
Polizei daher angekündigt, während<br />
der WM in Bordellen verschärft auf<br />
die Anwesenheit von Zwangsprostituierten<br />
zu kontrollieren.<br />
Der Deutsche Frauenrat und Organisationen,<br />
die sich seit langem<br />
gegen Frauen- und Menschhandel<br />
engagieren, haben die WM zum<br />
Anlass genommen, über Schicksale<br />
von Zwangsprostituierten aufzuklären<br />
und dem Problem in der<br />
Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.<br />
In den vergangenen Monaten hat<br />
sich im Bundesgebiet und in einzelnen<br />
WM-Städten eine vielfältige<br />
„Kampagnenflut“ entwickelt.<br />
Kampagnen in München<br />
In München haben sich der Verein<br />
Solwodi (solidarity with women in<br />
distress), die Beratungsstelle Jadwiga<br />
und kirchliche Frauenorganisationen<br />
für die Kampagne „schau<br />
genau – eine Frau“ zusammengeschlossen,<br />
die auch vom Europäischen<br />
Parlament unterstützt wird.<br />
Neben der Sensibilisierung der<br />
Freier bieten die Organisationen<br />
Hilfe und Unterstützung für frühere<br />
Opfer von Zwangsprostitution.<br />
Darüber hinaus informiert Solwodi