Ausgabe als PDF downloaden - Jusos München
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S C H W E R P U N K T<br />
Vorwärts “Eintracht Solidarität”<br />
eine kleine Geschichte des Arbeiterfußballs<br />
Ich wurde gebeten, einen Artikel<br />
zum Thema “Fußball – ein<br />
Rückblick auf den Arbeitersport” zu<br />
schreiben, doch leider wird es so<br />
einfach nicht gehen. In seinen<br />
Anfangszeiten war Fußball eher ein<br />
elitärer Sport. Die ersten Fußballregeln<br />
wurden 1846 von Studenten<br />
der Universität Cambridge verfasst.<br />
Auch in Deutschland traten am<br />
Anfang bevorzugt Gymnasiasten<br />
und Akademiker gegen das Leder<br />
und gaben ihren Fußballvereinen<br />
lateinische Namen, der erste<br />
Münchner Fußballverein hieß dementsprechend<br />
“Terra Pila”.<br />
Dennoch “besaß” die SPD bis zur<br />
Machtübernahme der Nazis eine<br />
eigene Fußball Liga, was man heute<br />
fast nicht mehr glauben möchte.<br />
Der Arbeiterfußball<br />
Ende des 19. Jahrhunderts organisierten<br />
sich die sozialistischen<br />
Sportler. Zu Anfang waren die<br />
Sportler noch alle Teil der Turnbewegung<br />
von Turnvater Jahn und fest<br />
verwurzelt in den Einheits- und<br />
Freiheitsideen der bürgerlichen Revolution<br />
von 1848, nach dem Motto<br />
“Sänger, Turner, Schützen – sind<br />
der Freiheit Stützen”. Auch viele<br />
Sozialdemokraten turnten. Dies<br />
wandelte sich im Laufe der Zeit,<br />
1871 war der Wendepunkt in der<br />
Turnerbewegung. Die Turner<br />
schlossen sich auf breiter Front dem<br />
Hurra-Patriotismus an und wandten<br />
später die Sozialistengesetze in<br />
ihren eigenen Reihen eifrig an, zahlreiche<br />
Sozialdemokraten wurden<br />
ausgeschlossen, in manchen<br />
Vereinen musste man erklären<br />
keine sozialdemokratischen Schriften<br />
zu lesen. Deshalb gründeten sich<br />
gerade während der Zeit der Sozialistengesetze<br />
Arbeitersportvereine,<br />
die damit das Verbot umgehen<br />
wollten. Dadurch stieg die Zahl der<br />
Arbeitersportvereine sprunghaft an,<br />
weshalb nach der Aufhebung der<br />
Sozialistengesetze auch der Arbeiter<br />
Turner Bund (ATB) 1893 gegründet<br />
wurde. Die Arbeitersportler sahen<br />
sich nicht nur <strong>als</strong> irgendein Sportverein,<br />
sondern <strong>als</strong> vitaler Teil der<br />
ArbeiterInnenbewegung.<br />
Die Begeisterung hielt sich in<br />
Grenzen<br />
Der Arbeiter Turner Bund tat sich sehr<br />
schwer mit dem Rasensportspiel<br />
Fußball. Der Sport wäre zu “brutal”<br />
und zu “unzivilisiert” und eines<br />
Arbeiters unwürdig, der Wettbewerbscharakter<br />
würde das Denken<br />
der bürgerlich kapitalistischen<br />
Gesellschaft unterstützen und<br />
außerdem würde der Fußballsport<br />
den Körper nur einseitig ausbilden.<br />
Auch die Fankultur lehnte der ATB<br />
schlichtweg ab, sie wären zu laut,<br />
zu emotional und würde soziale<br />
Normen verletzen.<br />
Doch gerade die Jugend wollte sich<br />
dem nicht beugen und sich, anstatt<br />
Fußball zu spielen, am Reck disziplinieren<br />
lassen. Und deshalb wurde<br />
der Fußball dann schließlich<br />
doch zugelassen, der Hauptgrund<br />
war aber nicht die Einsicht, sondern<br />
die Konkurrenz zum bürgerlichen<br />
DFB, dem durch das Fußballverbot<br />
die Jugend zulief. Verschärft wurde<br />
diese Situation, <strong>als</strong> sich der DFB<br />
1911 dem paramilitärischen Jungdeutschlandbund<br />
angeschlossen<br />
hatte. Nun wollte man natürlich<br />
verhindern, dass die Jugend den<br />
bürgerlich-nationalen Kräften in die<br />
Hände lief.<br />
Erst an den Barren und dann<br />
auf den Rasen<br />
Damit waren die Diskussionen<br />
zwischen den Turnern und den Fußballspielern<br />
aber noch lange nicht<br />
beendet. Erklärtes Ziel war es einen<br />
sozialdemokratischen Fußball zu<br />
schaffen, so sollte die Spielzeit<br />
verkürzt werden und es gab nur<br />
Freundschaftsspiele, um den<br />
Konkurrenzgedanken auszuschalten.<br />
Das ganze war eine ziemliche<br />
spaßfeindliche Angelegenheit.<br />
Oftm<strong>als</strong> mussten vor Ort die<br />
Fußballspieler zuerst am Reck<br />
turnen, um später auf dem Rasen<br />
spielen zu dürfen.<br />
Und plötzlich war das schöne<br />
Reck weg<br />
Mit dem 1. Weltkrieg verloren die<br />
Turner im ATB an Einfluss, da viele<br />
ältere Mitglieder eingezogen<br />
wurden. Während dieser Zeit<br />
schafften die jungen Mitglieder Fakten.<br />
In manchen Orten haben die<br />
Jungen die Sportgeräte verkauft und<br />
von dem Geld Fußbälle gekauft,