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404 G lückau f Nr. 18<br />
gehalten worden ist, nämlich 1200 m. Da sich die im südafrikanischen<br />
Goldbergbau, der sich bekanntlich bereits<br />
einer Teufe von 2500 m nähert1, und anderwärts gewonnenen<br />
Erfahrungen auf englische Verhältnisse wegen<br />
der gänzlichen Verschiedenheit des Klimas und der<br />
geothermischen Tiefenstufe sowie aus ändern Gründen<br />
nicht übertragen lassen, hat man seit längerer Zeit diesem<br />
Problem Beachtung geschenkt und nach brauchbaren<br />
Lösungen gesucht. Auf einer Anfang Februar 1937 abgehaltenen<br />
Tagung der Institution of Mining Engineers hat<br />
Lawton über die neusten Untersuchungsergebnisse berichtet2,<br />
die nachstehend im Auszug wiedergegeben werden.<br />
In erster Linie handelt es sich um die Schaffung erträglicher<br />
Arbeitsbedingungen, wenn die Wirtschaftlichkeit<br />
des Abbaus in großen Teufen gewährleistet sein soll. Die<br />
damit fraglos verbundenen Schwierigkeiten hinsichtlich der<br />
Förderung und des Gebirgsverhaltens treten demgegenüber<br />
zurück. In den meisten von dem Ausschuß befahrenen<br />
Gruben waren die ungünstigen Temperaturverhältnisse auf<br />
die hohe Wärmeausstrahlung des Gebirges oder auf unzureichende<br />
Bewetterung zurückzuführen, teils der Wettermenge,<br />
teils deren wirtschaftlicher Verteilung nach. Im<br />
zweiten Fall handelt es sich überwiegend um Wetterverluste<br />
durch Kurzschlüsse, wobei nicht nur mehr oder weniger<br />
große Wettermengen verlorengehen, sondern auch der<br />
Wetterdruck sinkt. Bei sehr hohen Wetterverlusten wird<br />
dann der Wetterdruck in einer Entfernung von einigen<br />
hundert Metern vom Abbau in Richtung des Ausziehschachtes<br />
gleich Null. Die Folge davon ist, daß an seine<br />
Stelle in tiefen Gruben der natürliche Wetterzug tritt, der<br />
eine planmäßige Führung der einzelnen Teilströme sehr<br />
schwierig gestaltet, im besondern bei der Bewetterung von<br />
Abbauorten im Flözstreichen. Die Gründe für die Wettererwärmung<br />
sind allgemein bekannt.<br />
Die Meßergebnisse der Trocken- und Naßwärmegrade<br />
für Verhältnisse, bei denen von einem<br />
einziehenden Schacht aus einfallend vorgerichtet worden<br />
ist, veranschaulicht in ihrem jahreszeitlich bedingten<br />
Wechsel das nachstehende Schaubild. Gemessen wurde<br />
in einer vom Schacht mit 9° Einfallen getriebenen<br />
Wetterstrecke von mehr als 2 km Länge. Ein Vergleich<br />
der im Februar und der im Juli in verschiedenen<br />
Entfernungen vom Schacht angestellten Messungen zeigt<br />
für die Sommerzeit die ungünstigem Werte. Bei 23,5° C<br />
Außentemperatur und 19,2° C Naßwärmegrad im Juli war<br />
die Streckentemperatur in etwa 1800 m Entfernung vom<br />
E n t f e r n u n g v o m fä//or/ d e s E/nziefiscfinc/rtes<br />
Sommer: a Trockentem peratur, b Naßwärmegrad,<br />
W inter: c Trockentemperatur, d Naßwärmegrad.<br />
Einfluß der Schwankungen der Oberflächentemperaturen<br />
im Sommer und Winter auf die Temperatur<br />
der einziehenden Wetter.<br />
i Glückauf 71 (1935) S. 236.<br />
a Iron Coal Trad. Rev. 134 (1937) S. 258.<br />
Füllort um 1,2° und 2,7° höher als im Februar, in dem<br />
die Außentemperatur 8,5° und der Naßwärmegrad 4,7«<br />
betrug. In wenig tiefen Gruben spielt die Zunahme des<br />
Naßwärmegrades um 2,7° keine Rolle, bei großer Teufe<br />
dagegen, wo Naßwärmegrade von 27° und mehr beobachtet<br />
werden, macht sich dies sogleich sehr unangenehm<br />
bemerkbar. Zu den höhern Naßwärmegraden kommt in<br />
der warmen Jahreszeit die den Wetterzug störend beeinflussende<br />
Verringerung des natürlichen Wettergefälles<br />
infolge der höhern Temperaturen in den Einziehstrecken.<br />
Ein Mittel, den Einfluß der sommerlichen Temperaturen<br />
herabzusetzen, ist die Beschleunigung des Lüfters, die<br />
höhere Wettergeschwindigkeiten in den Abbauen hervorruft.<br />
Da die Bestimmung des Naßwärmegrades als Maßstab<br />
für die Arbeitsbedingungen vor Ort unzureichend ist,<br />
muß auch die hierfür äußerst wichtige Wetterbewegung<br />
einbezogen werden, was durch Verwendung des Katathermometers<br />
geschieht. Nach Rees1 würde sich die Naßkühlstärke<br />
bei einem örtlichen Naßwärmegrad von 29° C<br />
wie folgt stellen: 2,7 bei ruhender Luft und 5,1, 6,2, 7,7<br />
bei Wettergeschwindigkeiten von 0,5, 1,0, 2,0 m/s. Diese<br />
Werte für die Kühlstärke der Wetter zeigen in Wahrheit<br />
nicht genau die Kühlwirkung auf den menschlichen Körper,<br />
sondern auf das Gerät an und bieten daher noch keinen<br />
Maßstab für die Beurteilung der atmosphärischen Verhältnisse<br />
vor Ort. Man kann also nicht erwarten, z. B.<br />
bei vervierfachter Wettergeschwindigkeit eine um 30o.'o<br />
höhere Kühlwirkung auf den Mann zu erzielen. Dies macht<br />
sich geltend, wenn es sich darum handelt, Vergleiche der<br />
Naßkühlstärken vorzunehmen, die sich unter stark<br />
schwankenden relativen Feuchtigkeitsgraden ergeben. Auf<br />
Grund zahlreicher Beobachtungen scheint die Grenze für<br />
die Arbeitsmöglichkeit in sehr feuchten Bauen bei einer<br />
niedrigem Naßkühlstärke zu liegen, als es in einer Atmosphäre<br />
mit gleichem Naßwärmegrad, aber geringerer<br />
relativer Feuchtigkeit der Fall wäre. Auch drängte sich im<br />
Zuge der Beobachtungen die Vermutung auf, daß die Flözmächtigkeit<br />
für die Frage nach der Grenze körperlichen<br />
Schaffens in diesem Zusammenhang nicht ohne Bedeutung<br />
ist. Es tritt also klar hervor, daß die Naßkühlstärke nicht<br />
als unfehlbarer Maßstab für diese Grenzziehung herangezogen<br />
werden kann. Den untertage ausgeführten<br />
Messungen lag die Ermittlung der Naßwärmegrade und der<br />
Naßkühlstärken zugrunde, was die Möglichkeit des Vergleichs<br />
bietet. Wegen der zahlreichen Abweichungen in den<br />
Verhältnissen, und zwar nicht nur auf den verschiedenen<br />
Gruben, sondern auch bei benachbarten Orten, ist die Vermittlung<br />
einer Grundvorstellung von den Temperaturverhältnissen<br />
beträchtlich erschwert. Mit Ausnahme einer<br />
Grube lag die Trockentemperatur stets unter der Gebirgstemperatur<br />
um einen Betrag, der, hauptsächlich entsprechend<br />
der Entfernung vom Einziehschacht bis zur<br />
Meßstelle, zwischen 3,9 und 18° schwankte. Je nach den<br />
örtlichen Verhältnissen lag der Naßwärmegrad um 0,55<br />
bis 12,8° unter der Trockentemperatur. In Anbetracht<br />
dieser weiten Schwankungen können die in der nachstehenden<br />
Übersicht verzeichneten Beobachtungsergebnisse nur<br />
als Beispiele für Abbauorte in den angegebenen Teufen aufgefaßt<br />
werden.<br />
Mitunter wird der Anwesenheit arbeitender<br />
Menschen ein Steigen der Temperatur zugeschrieben.<br />
Solange die Lufttemperatur unter der Körpertemperatur<br />
liegt, trifft dies zu; im umgekehrten Falle kann man<br />
sich jedoch vorstellen, daß unter gewissen Umständen die<br />
Wärmeabgabe von menschlichen Körpern in einem Luftstrom<br />
den Naßwärmegrad erhöht. Bei Beobachtungen in<br />
Strebbauen wurde vielfach festgestellt, daß das Ansteigen<br />
des Naßwärmegrades die Trockentemperaturen überschritt,<br />
was auf eine Erhöhung des relativen Feuchtigkeitsgehaltes<br />
der Luft hindeutete. Um dieser Erscheinung nachzugehen,<br />
stellte man in einem 68 in langen, mit 20 Mann belegten.<br />
Streb dahingehende Untersuchungen an. Die Temperatur<br />
1 Glückauf 63 (1927) S. 1096.