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Aufmacher IHK-Sonderthema<br />
Experten zum Thema „Neuromarketing“<br />
Fortschritt in der<br />
Marketingforschung<br />
Neuromarketing ist in aller Munde. Marktschreier beschwören gar<br />
mögliche Umsatzverdoppelungen aufgrund von Neuromarketing.<br />
Wirft man einen kritischen Blick auf aktuelle Forschungsstudien, ist<br />
festzustellen, dass erste wegweisende Erkenntnisse bereits vorliegen.<br />
Neuromarketing steckt insgesamt aber immer noch in den Kinderschu-<br />
hen.<br />
Neobehavioristische Perspektive<br />
Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch ist<br />
Head of Marketing an der EBS<br />
Business School in Oestrich-<br />
Winkel und leitet als Academic<br />
Director das neu gegründete<br />
Automotive Institute for<br />
Management (AIM). Zudem ist<br />
er Inhaber der Professur für<br />
Markenmanagement und Automotive<br />
Marketing an der EBS<br />
Universität für Wirtschaft und<br />
Recht, Direktor des Institutes<br />
für Marken- und Kommunikationsforschung<br />
(IMK) sowie<br />
Gründer und wissenschaftlicher<br />
Beirat von ESCH. The<br />
Brand Consultants, Saarlouis.<br />
i Kontakt<br />
Foto: privat<br />
Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch<br />
E-Mail: franz-rudolf.esch@ebs.edu<br />
46 www.giessen-friedberg.ihk.de · 5/2011<br />
Grundlegend neu ist die Forschungs-<br />
richtung des Neuromarketings nicht.<br />
Vielmehr wird hier der Forschungsrich-<br />
tung des Neobehaviorismus gefolgt.<br />
Anders als beim Behaviorismus<br />
betrachtet man beim Neobehavioris-<br />
mus nicht mehr reine Ursache-Wir-<br />
kungsbeziehungen, sondern versucht<br />
einen Blick in die „Black Box“ des<br />
Organismus: Die auf eine Ursache (z. B.<br />
Werbung) folgenden inneren Prozesse,<br />
die eine Reaktion auslösen (z. B. gute<br />
Einstellung zur beworbenen Marke),<br />
stehen bei der Betrachtung im Fokus.<br />
Neu ist der Einsatz neurowissen-<br />
schaftlicher Methoden, mittels derer<br />
deutliche Forschungsfortschritte zu<br />
erwarten sind. Dies ist besonders rele-<br />
vant, da viele Entscheidungen unbe-<br />
wusst und somit emotional geprägt<br />
getroffen werden. Mit herkömmli-<br />
chen Messmethoden sind deshalb die<br />
ablaufenden inneren Prozesse nicht immer erfassbar. So können unbe-<br />
wusste Prozesse naturgemäß nicht durch Befragungen erhoben wer-<br />
den. Auch bei bewussten emotionalen Prozessen ist die Messung<br />
schwierig, da die Probanden z. B. nicht in der Lage sein könnten, diese<br />
treffend zu beschreiben, oder sozial erwünscht antworten könnten.<br />
Die Messmethoden<br />
Dem Neuromarketing stehen neurowissenschaftliche Messmethoden<br />
zur Verfügung, die eine neue Betrachtungsmöglichkeit der inneren<br />
Prozesse erlauben. Mittels funktioneller Bildgebung, z. B. dem Einsatz<br />
der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT), ist es möglich,<br />
aktive und weniger aktive Hirnregionen zu identifizieren. Die arbeiten-<br />
den Hirnregionen können korrelierend zu ihrem Energieverbrauch<br />
sichtbar gemacht werden. Dieser kennzeichnet sich durch die Verbren-<br />
nung von Sauerstoff und Glukose in den Nervenzellen. Der je nach<br />
Arbeitsintensität unterschiedliche Sauerstoffgehalt kann mittels fMRT<br />
dargestellt werden. Ein hoher Sauerstoffgehalt deutet hier auf eine<br />
Aktivierung der jeweiligen Gehirnregion hin.<br />
Die Interpretation der fMRT-Ergebnisse gestaltet sich jedoch schwierig.<br />
Zwar sind die wesentlichen Aufgabenverteilungen der Hirnregionen<br />
schon lange bekannt und mit dem Visualisieren aktiver Gehirnregio-<br />
nen schon ein erster Schritt zum Verständnis von Forschungsfragen<br />
getan. Erschwerend wirkt jedoch die Tatsache, dass an der Verarbeitung<br />
vieler Aufgabenstellungen mehrere Hirnregionen beteiligt sind. Zudem<br />
erlaubt die Visualisierung aktivierter Gehirnregionen allein keine<br />
sichere Aussage über die funktionelle Relevanz der aktivierten Hirnre-<br />
gionen. Man ist somit von der präzisen Interpretation der Gehirnpro-<br />
zesse noch weit entfernt. Da der Einsatz von fMRTs zudem sehr teuer<br />
ist, wird diese Untersuchungsmethode derzeit hauptsächlich in der<br />
Grundlagenforschung eingesetzt.<br />
Praxisrelevante Empfehlungen<br />
Erfolgreiches Neuromarketing zeichnet sich auch durch praxisrelevan-<br />
te Ergebnisse aus. Am Institut für Marken- und Kommunikationsfor-