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Elke Siehl, Privatisierung in Rußland - FKKS - Universität Mannheim

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e<strong>in</strong>e große Zahl von M<strong>in</strong>isterien <strong>in</strong> Assoziationen oder Hold<strong>in</strong>ggesellschaften umgewandelt<br />

und sich auf diese Weise der Auflösung entzogen. 49<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 1992 hatten die M<strong>in</strong>isterien, nun repräsentiert durch das Industriem<strong>in</strong>isterium<br />

M<strong>in</strong>prom, ke<strong>in</strong>erlei Weisungsbefugnis mehr an Unternehmen. Die direkte<br />

Allokation von Ressourcen existierte nur noch <strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>geschränktem Maße (vor allem<br />

im Agrarbereich), das gleiche gilt für die Institution der Staatsaufträge. 50 Somit g<strong>in</strong>gen<br />

die Vertreter der ehemaligen Branchenm<strong>in</strong>isterien mit stark reduziertem E<strong>in</strong>flußpotential<br />

<strong>in</strong> die Diskussion um die <strong>Privatisierung</strong>.<br />

M<strong>in</strong>isterien, die sich bereits <strong>in</strong> Assoziationen oder Hold<strong>in</strong>gs umgewandelt hatten, waren<br />

daran <strong>in</strong>teressiert, über die <strong>Privatisierung</strong> ihren Status zu legalisieren. 51 Für die übrigen<br />

M<strong>in</strong>isterien, die zwar <strong>in</strong>nerhalb der Bürokratie noch stark vertreten waren, aber ansonsten<br />

bereits ke<strong>in</strong>erlei Möglichkeiten mehr hatten den Unternehmen Anweisungen zu geben,<br />

bedeutete die <strong>Privatisierung</strong> den völligen Verlust ihrer ehemaligen Machtposition.<br />

Die Mehrheit dieser Gruppe von M<strong>in</strong>isterien war e<strong>in</strong>deutig gegen die <strong>Privatisierung</strong> e<strong>in</strong>gestellt,<br />

hatte das Hauptaugenmerk der Aktivität jedoch zunächst auf die Abschaffung<br />

des Industriem<strong>in</strong>isteriums gerichtet. 52 Im September 1992 wurde auf ihren Druck M<strong>in</strong>prom<br />

durch das Staatliche Komitee für Industriepolitik ersetzt. Zusätzlich wurden vier<br />

sektoral spezialisierte Komitees für Rüstungs<strong>in</strong>dustrie (Goskomoboronprom), Metallurgie<br />

(Kommet), Masch<strong>in</strong>enbau (Kommaš) und Chemie/Petrochemie (Komchimnefteprom)<br />

gegründet. 53<br />

Die Interessenvertretung der ehemaligen Branchenm<strong>in</strong>isterien <strong>in</strong> der Regierung übernahmen<br />

vor allem der Industriem<strong>in</strong>ister Aleksander Titk<strong>in</strong> sowie der etwas später h<strong>in</strong>zukommende<br />

Stellvertreter des Regierungschefs, Wladimir Schumeiko. 54 Beide sprachen<br />

sich zwar nicht offen gegen <strong>Privatisierung</strong> aus, favorisierten <strong>in</strong> ihren Vorschlägen aber<br />

e<strong>in</strong>deutig als Sche<strong>in</strong>privatisierung zu erkennende Varianten. Im Mittelpunkt stand die<br />

Schaffung von Hold<strong>in</strong>g-Gesellschaften und sogenannten F<strong>in</strong>anz-Industrie-Gruppen, de-<br />

49<br />

50<br />

51<br />

52<br />

53<br />

54<br />

Vgl. Fortescue, Stephen (1995), S. 10; Scott, Thomas/Kroll, Heidi (1993), S. 454.<br />

Vgl. Clarke, Simon/Kabal<strong>in</strong>a, Veronika (1996): Privatisation and the Struggle for Control of the<br />

Enterprise, <strong>in</strong>: Lane, David (Hrsg.): Russia <strong>in</strong> Transition: Politics, privatization and <strong>in</strong>equality, London/New<br />

York, 1. Ausg. 1995, S. 142-158, hier S. 143; Åslund, Anders (1995), S. 238; Fortescue,<br />

Stephen (1995): The Industry Policy Institutions of the Russian Government, Paper prepared for the<br />

V World Congress of Central and East European Studies, Warsaw, 6-11 August, S. 9.<br />

Vgl. Stykow, Petra (1995): Repräsentation von Wirtschafts<strong>in</strong>teressen im russischen Transformationsprozeß:<br />

E<strong>in</strong>e Fallstudie, <strong>in</strong>: Wollmann, Hellmut/Wiesenthal, Helmut/Bönker, Frank (Hrsg.): Transformation<br />

sozialistischer Gesellschaften: Am Ende des Anfangs, Opladen, S. 437-458, hier S. 441;<br />

Neshad<strong>in</strong>/Bloch<strong>in</strong>/Vereshchag<strong>in</strong>/Grigoriev/Ion<strong>in</strong>/Kash<strong>in</strong>/Maljut<strong>in</strong> (1995), S. 16; Johnson,<br />

Simon/Kroll, Heidi (1991): Managerial Stategies for Spontaneous Privatization, <strong>in</strong>: Soviet Economy,<br />

Vol. 7, No. 4, S. 281-316, hier S. 289; Fortescue, Stephen (1993): Organization <strong>in</strong> Russian Industry:<br />

Beyond Decentralization, <strong>in</strong>: RFE/RL Research Report, Vol. 2, No. 50, S. 35-38.<br />

Vgl. Åslund, Anders (1995), S. 237; Frye, Thimothy (1995), S. 6; Cholodkovskij, Kirill G. (1995):<br />

Rossijskaja Privatizacija: Stolknovenie <strong>in</strong>teresov, <strong>in</strong>: Mirovaja Ekonomika i<br />

Meþdunarodnye Otnošenija (ME i MO), No. 1, S. 72-86, hier S. 72/73.<br />

Vgl. Fortescue, Stephen (1995), S. 10.<br />

Vgl. Nelson, Lynn D./Kuzes, Ir<strong>in</strong>a Y. (1994), S. 68.<br />

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