1h8BlOz
1h8BlOz
1h8BlOz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
76<br />
> Kapitel 02<br />
größer als die heute wirtschaftlich abbaubaren Mengen an<br />
Land. Im südlichen Bereich der PCZ finden sich darüber<br />
hinaus Krusten mit vergleichsweise hohen Gehalten an<br />
Seltenerdelementen.<br />
Stark umströmte Seeberge<br />
Kobaltkrusten bilden sich auf allen freiliegenden Gesteinsoberflächen<br />
an untermeerischen Erhebungen, vor allem<br />
auf Seebergen und Knolls. Zum Teil wirken Seeberge wie<br />
gigantische Rührstäbe im Meer, die große Wirbel erzeugen.<br />
In diesen Wirbeln an den Seebergen werden oftmals<br />
Nährstoffe oder andere Substanzen gefangen, die von der<br />
Meeresoberfläche herabrieseln oder mit der Meeresströmung<br />
herangetrieben werden. Auch Metallverbindungen<br />
können darin enthalten sein, die sich dann auf dem<br />
Gestein ablagern. Eine weitere wichtige Voraussetzung<br />
für die Bildung von Kobaltkrusten ist, dass der Fels oder<br />
Sauerstoff aus der Tiefe lässt Krusten wachsen<br />
Kobaltkrusten entstehen, wenn Metallionen im Wasser mit Sauerstoff zu<br />
Oxiden reagieren, die sich auf dem Fels der Seeberge ablagern. Oxide und<br />
damit auch Kobaltkrusten können sich also nur dort bilden, wo das Meerwasser<br />
ausreichend Sauerstoff enthält. Paradoxerweise aber finden sich an<br />
Seebergen die mächtigsten Kobaltkrusten in der Nähe der Tiefenzone, in<br />
der das Meerwasser am wenigsten Sauerstoff enthält. Diese sogenannte<br />
Sauerstoffminimumzone umfasst in der Regel einige Hundert Meter und<br />
liegt in den meisten Meeresgebieten in einer Tiefe von 1000 Metern. Sie<br />
entsteht, weil durch den bakteriellen Abbau von herabrieselnder, abgestorbener<br />
Biomasse der Sauerstoff im Wasser aufgezehrt wird. Da das<br />
Wasser hier nicht mehr durch Sturm und Wellen vermischt wird, dringt<br />
kaum neuer Sauerstoff in die Tiefe vor. So dürften sich theoretisch weder<br />
Oxide noch Kobaltkrusten bilden. Dieser Widerspruch lässt sich allerdings<br />
auflösen: Da in der Sauerstoffminimumzone sehr wenig Sauerstoff vorhanden<br />
ist und die Metallionen nur wenige Oxide bilden, reichern sich die<br />
Ionen im sauerstoffarmen Wasser an. An Erhebungen im Meeresboden wie<br />
etwa Seebergen aber strömt sauerstoffreiches Tiefenwasser vom Meeresboden<br />
empor. Das kann beispielsweise Meerwasser sein, das um den Südpol<br />
stark abkühlt, bis zum Meeresboden absinkt und sich in der Tiefe ausbreitet.<br />
An den Seebergen gelangt dann punktuell mit diesem antarktischen<br />
Tiefenwasser Sauerstoff in das mit Metallionen angereicherte sauerstoffarme<br />
Wasser, und es bilden sich metallreiche Oxide, die sich dann als Niederschlag<br />
auf den Gesteinsoberflächen absetzen und im Laufe der Zeit die<br />
Krusten bilden.<br />
die aufwachsenden Krusten frei von Sedimenten gehalten<br />
werden. Auch diese Bedingung ist an den Seebergen und<br />
anderen Erhebungen erfüllt: Die Strömungen tragen die<br />
feinen Sedimente fort und halten das Gestein und die<br />
Krus ten frei.<br />
Kobaltkrusten findet man in Tiefen von 600 bis<br />
7000 Metern. Wie Untersuchungen an Seebergen ergeben<br />
haben, bilden sich die dicksten und wertstoffreichsten<br />
Krusten im oberen Bereich der Seeberghänge, die gut<br />
angeströmt werden. Im Durchschnitt liegen diese in Wassertiefen<br />
von 800 bis 2500 Metern in der Nähe der Sauerstoffminimumzone.<br />
Analysen zeigen außerdem, dass<br />
Krus ten in einer Tiefe von 800 und 2200 Metern die<br />
höchsten Kobaltgehalte haben. Warum das so ist, wissen<br />
die Forscher noch nicht genau.<br />
Ähnlich wie ein Schwamm oder Aktivkohle, die oft als<br />
Filtersubstanz im Aquarium eingesetzt wird, sind Kobaltkrusten<br />
sehr porös. Dank dieser vielen nur wenige Mikrometer<br />
kleinen Poren haben die Krusten eine große innere<br />
Oberfläche. So wie in den Poren eines Aktivkohlefilters<br />
Schadstoffe hängen bleiben, lagern sich an der großen<br />
Oberfläche der Krusten Metallverbindungen ab. Da im<br />
Meerwasser gelöste Metalle nur in extrem geringen<br />
Konzentrationen enthalten sind, dauert das Wachstum der<br />
Krusten dennoch sehr lange. Die Krusten entstehen vor<br />
allem durch die Anlagerung von Eisenhydroxidoxid<br />
[FeO(OH)] und Manganoxid (Vernadit, MnO 2<br />
) an. Alle<br />
anderen Metalle werden sozusagen als Trittbrettfahrer mit<br />
dem Eisenhydroxidoxid und dem Vernadit in und auf der<br />
Krustenoberfläche angelagert. Der Grund: Im Meer heften<br />
sich verschiedene Metallionen an die im Wasser enthaltenen<br />
Eisenhydroxidoxid- und Vernaditmoleküle an.<br />
Eisenhydroxidoxid ist leicht positiv geladen und zieht<br />
damit negativ geladene Ionen wie etwa Molybdänoxid<br />
2–<br />
(MoO 4<br />
) an. Vernadit hingegen ist leicht negativ geladen<br />
und zieht positiv geladene Ionen wie zum Beispiel<br />
Kobaltionen (Co 2+ ), Kupferionen (Cu 2+ ) oder Nickelionen<br />
(Ni 2+ ) an.<br />
Fast alle im Meerwasser enthaltenen Metallionen<br />
stammen übrigens vom Land. Sie werden dort im Laufe<br />
der Zeit aus dem Gestein gewaschen und über die Flüsse<br />
in die Ozeane transportiert. Eisen und Mangan hingegen<br />
gelangen meist über vulkanische Quellen am Meeresboden,<br />
die Hydrothermalquellen, ins Meer.