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> Kapitel 02<br />

größer als die heute wirtschaftlich abbaubaren Mengen an<br />

Land. Im südlichen Bereich der PCZ finden sich darüber<br />

hinaus Krusten mit vergleichsweise hohen Gehalten an<br />

Seltenerdelementen.<br />

Stark umströmte Seeberge<br />

Kobaltkrusten bilden sich auf allen freiliegenden Gesteinsoberflächen<br />

an untermeerischen Erhebungen, vor allem<br />

auf Seebergen und Knolls. Zum Teil wirken Seeberge wie<br />

gigantische Rührstäbe im Meer, die große Wirbel erzeugen.<br />

In diesen Wirbeln an den Seebergen werden oftmals<br />

Nährstoffe oder andere Substanzen gefangen, die von der<br />

Meeresoberfläche herabrieseln oder mit der Meeresströmung<br />

herangetrieben werden. Auch Metallverbindungen<br />

können darin enthalten sein, die sich dann auf dem<br />

Gestein ablagern. Eine weitere wichtige Voraussetzung<br />

für die Bildung von Kobaltkrusten ist, dass der Fels oder<br />

Sauerstoff aus der Tiefe lässt Krusten wachsen<br />

Kobaltkrusten entstehen, wenn Metallionen im Wasser mit Sauerstoff zu<br />

Oxiden reagieren, die sich auf dem Fels der Seeberge ablagern. Oxide und<br />

damit auch Kobaltkrusten können sich also nur dort bilden, wo das Meerwasser<br />

ausreichend Sauerstoff enthält. Paradoxerweise aber finden sich an<br />

Seebergen die mächtigsten Kobaltkrusten in der Nähe der Tiefenzone, in<br />

der das Meerwasser am wenigsten Sauerstoff enthält. Diese sogenannte<br />

Sauerstoffminimumzone umfasst in der Regel einige Hundert Meter und<br />

liegt in den meisten Meeresgebieten in einer Tiefe von 1000 Metern. Sie<br />

entsteht, weil durch den bakteriellen Abbau von herabrieselnder, abgestorbener<br />

Biomasse der Sauerstoff im Wasser aufgezehrt wird. Da das<br />

Wasser hier nicht mehr durch Sturm und Wellen vermischt wird, dringt<br />

kaum neuer Sauerstoff in die Tiefe vor. So dürften sich theoretisch weder<br />

Oxide noch Kobaltkrusten bilden. Dieser Widerspruch lässt sich allerdings<br />

auflösen: Da in der Sauerstoffminimumzone sehr wenig Sauerstoff vorhanden<br />

ist und die Metallionen nur wenige Oxide bilden, reichern sich die<br />

Ionen im sauerstoffarmen Wasser an. An Erhebungen im Meeresboden wie<br />

etwa Seebergen aber strömt sauerstoffreiches Tiefenwasser vom Meeresboden<br />

empor. Das kann beispielsweise Meerwasser sein, das um den Südpol<br />

stark abkühlt, bis zum Meeresboden absinkt und sich in der Tiefe ausbreitet.<br />

An den Seebergen gelangt dann punktuell mit diesem antarktischen<br />

Tiefenwasser Sauerstoff in das mit Metallionen angereicherte sauerstoffarme<br />

Wasser, und es bilden sich metallreiche Oxide, die sich dann als Niederschlag<br />

auf den Gesteinsoberflächen absetzen und im Laufe der Zeit die<br />

Krusten bilden.<br />

die aufwachsenden Krusten frei von Sedimenten gehalten<br />

werden. Auch diese Bedingung ist an den Seebergen und<br />

anderen Erhebungen erfüllt: Die Strömungen tragen die<br />

feinen Sedimente fort und halten das Gestein und die<br />

Krus ten frei.<br />

Kobaltkrusten findet man in Tiefen von 600 bis<br />

7000 Metern. Wie Untersuchungen an Seebergen ergeben<br />

haben, bilden sich die dicksten und wertstoffreichsten<br />

Krusten im oberen Bereich der Seeberghänge, die gut<br />

angeströmt werden. Im Durchschnitt liegen diese in Wassertiefen<br />

von 800 bis 2500 Metern in der Nähe der Sauerstoffminimumzone.<br />

Analysen zeigen außerdem, dass<br />

Krus ten in einer Tiefe von 800 und 2200 Metern die<br />

höchsten Kobaltgehalte haben. Warum das so ist, wissen<br />

die Forscher noch nicht genau.<br />

Ähnlich wie ein Schwamm oder Aktivkohle, die oft als<br />

Filtersubstanz im Aquarium eingesetzt wird, sind Kobaltkrusten<br />

sehr porös. Dank dieser vielen nur wenige Mikrometer<br />

kleinen Poren haben die Krusten eine große innere<br />

Oberfläche. So wie in den Poren eines Aktivkohlefilters<br />

Schadstoffe hängen bleiben, lagern sich an der großen<br />

Oberfläche der Krusten Metallverbindungen ab. Da im<br />

Meerwasser gelöste Metalle nur in extrem geringen<br />

Konzentrationen enthalten sind, dauert das Wachstum der<br />

Krusten dennoch sehr lange. Die Krusten entstehen vor<br />

allem durch die Anlagerung von Eisenhydroxidoxid<br />

[FeO(OH)] und Manganoxid (Vernadit, MnO 2<br />

) an. Alle<br />

anderen Metalle werden sozusagen als Trittbrettfahrer mit<br />

dem Eisenhydroxidoxid und dem Vernadit in und auf der<br />

Krustenoberfläche angelagert. Der Grund: Im Meer heften<br />

sich verschiedene Metallionen an die im Wasser enthaltenen<br />

Eisenhydroxidoxid- und Vernaditmoleküle an.<br />

Eisenhydroxidoxid ist leicht positiv geladen und zieht<br />

damit negativ geladene Ionen wie etwa Molybdänoxid<br />

2–<br />

(MoO 4<br />

) an. Vernadit hingegen ist leicht negativ geladen<br />

und zieht positiv geladene Ionen wie zum Beispiel<br />

Kobaltionen (Co 2+ ), Kupferionen (Cu 2+ ) oder Nickelionen<br />

(Ni 2+ ) an.<br />

Fast alle im Meerwasser enthaltenen Metallionen<br />

stammen übrigens vom Land. Sie werden dort im Laufe<br />

der Zeit aus dem Gestein gewaschen und über die Flüsse<br />

in die Ozeane transportiert. Eisen und Mangan hingegen<br />

gelangen meist über vulkanische Quellen am Meeresboden,<br />

die Hydrothermalquellen, ins Meer.

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