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> Kapitel 02<br />
Die mühevolle Suche nach Hydrothermalquellen und ergiebigen Massivsulfidvorkommen<br />
Viele Hydrothermalquellen wurden durch Zufall bei Expeditionen<br />
in magmatisch aktiven Meeresgebieten gefunden. Die Suche nach<br />
neuen Hydrothermalquellen ist schwierig, weil man im weiten<br />
Ozean Areale mit Durchmessern von nur einigen 10 bis 100 Metern<br />
finden muss. Für die Suche setzen Meeresforscher meist Sensoren<br />
ein, die vom Schiff an einem Stahlseil herabgelassen werden. Die<br />
Sensoren können Heißwasserwolken wahrnehmen, indem sie die<br />
Trübung des Wassers, die Temperatur oder chemische Signale<br />
messen. So sind allerdings nur punktuelle Messungen an einem<br />
Ort möglich. Daher kommen seit einigen Jahren verstärkt autonome<br />
Unterwasserfahrzeuge zum Einsatz (Autonomous Underwater<br />
Vehicles, AUV). Die torpedoförmigen AUVs sind ebenfalls mit diesen<br />
Sensoren ausgestattet. Sie sind in der Lage, frei im Wasser zu<br />
schwimmen und automatisch bis zum Meeresboden zu tauchen.<br />
Nach Beendigung ihres etwa 20-stündigen Einsatzes kehren sie<br />
zum Schiff zurück.<br />
Mithilfe der AUVs wurden pro Forschungsreise bereits bis zu<br />
10 neue Heißwasserwolken entdeckt. Allerdings lässt sich damit<br />
nicht der genaue Ort der Quelle bestimmen. Zudem bleibt offen,<br />
ob sich am Meeresboden tatsächlich eine hydrothermale Quelle<br />
mit sulfidreichen Schwarzen Rauchern befindet. Dies lässt sich nur<br />
durch den Einsatz von geschleppten Kameras, mit Kameras auf<br />
Tauchbooten bzw. Tauchrobotern oder mit Sonargeräten feststellen,<br />
die mithilfe akustischer Signale die einzelnen Schornsteine<br />
abbilden können. Forscher unterscheiden deshalb zwischen sicher<br />
nachgewiesenen und unbestätigten Hydrothermalquellen. Derzeit<br />
sind neben den geläufigen Vorkommen weitere rund 200 unbestätigte<br />
Hydrothermalquellen bekannt.<br />
Auch alte Massivsulfidvorkommen an erkalteten Hydrothermalquellen<br />
lassen sich am ehesten durch Kamerabeobachtungen in<br />
der Tiefe bestimmen. Ein wichtiger Anhaltspunkt dabei sind Verfärbungen<br />
am Meeresboden wie etwa Rost, der auf Eisen hindeutet.<br />
Die Größe eines solchen Vorkommens wird dann zunächst<br />
grob abgeschätzt. Unter anderem überprüfen Forscher, ob das<br />
Vorkommen höher liegt als der umgebende Meeresboden, und<br />
schätzen damit die Dicke ab. Mithilfe von Erfahrungswerten wird<br />
dann die Dichte des Sulfids veranschlagt. Aus der Größe des Vorkommens<br />
und der Dichteschätzung leiten die Forscher dann die<br />
ungefähre Tonnage ab.<br />
Heute weiß man, dass diese Abschätzungen mithilfe von Unterwasseraufnahmen<br />
häufig viel zu hoch waren, denn schon oft<br />
zeigten nachträgliche Analysen, dass im Boden kaum Sulfide vorhanden<br />
waren. Da Bohrungen sehr aufwendig sind, bleibt es aber<br />
oft bei dieser ersten Einschätzung. Hinzu kommt, dass man heute<br />
nur wenig darüber weiß, wie die Metalle in den Massivsulfidvorkommen<br />
verteilt sind. In manchen Gebieten wurde festgestellt,<br />
dass die Metalle vor allem an der Oberfläche der Vorkommen<br />
angereichert sind und ihre Konzentration im Inneren des Vorkommens<br />
stark abnimmt. Ein Vorkommen ist aber nur dann lohnend,<br />
wenn sowohl die Tonnagen als auch die Gehalte an begehrten<br />
Metallen groß genug sind. Viele heute bekannte Vorkommen<br />
erfüllen diese Voraussetzungen nicht.<br />
Andererseits gehen Wissenschaftler davon aus, dass in der Weite<br />
der Tiefsee viele alte Massivsulfidvorkommen versteckt sind,<br />
die wirtschaftlich durchaus interessant sein könnten. Zwar sind<br />
die vulkanisch aktiven Zonen, in denen sich auch die aktiven<br />
Hydrothermalquellen befinden, meist nur wenige Kilometer breit.<br />
Da aber der ganze Ozean letztlich durch diese vulkanische Aktivität<br />
entstanden ist, muss es überall im Meer alte Massivsulfidvorkommen<br />
geben. Viele dieser Vorkommen dürften im Laufe der Zeit<br />
von mächtigen Sedimentschichten jüngeren Datums überdeckt<br />
worden sein. Daher ist es schwierig oder vielleicht sogar ganz<br />
unmöglich, diese zu entdecken. Selbst wenn man sie fände, wäre<br />
der Abbau nur dann wirtschaftlich, wenn die Sedimentschichten<br />
dünn und ohne großen Aufwand abzutragen wären.<br />
2.29 > Ein Mitarbeiter eines Forschungschiffs setzt ein autonomes Unterwasserfahrzeug<br />
(AUV) ins Meer, das mit Sensoren bestückt ist.