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Tagebau am Meeresgrund <<br />

93<br />

Conclusio<br />

Der Meeresbergbau – kein Goldrausch,<br />

aber eine Option<br />

Der Mensch fördert schon seit Jahrzehnten mineralische<br />

Rohstoffe aus dem Meer, dazu zählen Diamanten<br />

vor Namibia oder Sand aus den Küstenbereichen<br />

Europas, mit dem Strände aufgespült werden. Allein<br />

in Europa werden jedes Jahr rund 93 Millionen Tonnen<br />

Sand aus dem Meer entnommen, was dem<br />

Rauminhalt von 37 Cheops-Pyramiden entspricht.<br />

Staatsregierungen und Industriekonzerne planen,<br />

in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich<br />

mehr aus der Tiefsee zu fördern, nämlich Hunderte<br />

Millionen Tonnen metallhaltiger Mineralien, die am<br />

Meeresboden in 3 Formen vorliegen: erstens als kartoffelgroße<br />

Manganknollen, zweitens als harte Überzüge<br />

an den Flanken von Unterwasservulkanen,<br />

sogenannte Kobaltkrusten, und drittens als massive<br />

Ablagerungen, die sich an heißen mineralienreichen<br />

Tiefseequellen gebildet haben, als Massivsulfide.<br />

Interessant sind diese Rohstoffvorkommen, weil<br />

sie große Mengen von wirtschaftlich interessanten<br />

Metallen aufweisen, die die bekannten Mengen in<br />

den Lagerstätten an Land zum Teil deutlich übertreffen.<br />

Allein die Manganknollen im pazifischen Manganknollengebiet<br />

der Clarion-Clipperton-Zone enthalten<br />

rund 5 Milliarden Tonnen Mangan, etwa<br />

10-mal mehr als die heute wirtschaftlich abbaubaren<br />

Lagerstätten an Land. Viele der marinen Metallvorkommen<br />

sind seit den 1970er Jahren bekannt. Schon<br />

damals förderte man in Pilotprojekten Manganknollen<br />

aus dem Pazifik. Weil es an Land genügend Rohstoffe<br />

gab und die Metallpreise relativ niedrig waren,<br />

blieb der Meeresbergbau lange unattraktiv. Im vergangenen<br />

Jahrzehnt aber ließ vor allem der wachsende<br />

Bedarf der Schwellenländer, allen voran China,<br />

die Preise stark steigen.<br />

Der Meeresbergbau ist aus verschiedenen Gründen<br />

interessant. Zum einen steigt durch neue Hightech-Anwendungen<br />

wie etwa in Smartphones die<br />

Nachfrage nach chemischen Elementen, die in den<br />

marinen Vorkommen enthalten sind. Zum anderen<br />

werden viele dieser Elemente nur in wenigen Ländern<br />

abgebaut. Vor allem China hat eine marktbeherrschende<br />

Position. Viele Staaten möchten sich<br />

daher eigene Claims am Meeresboden sichern.<br />

Problematisch ist, dass durch den Meeresbergbau<br />

viele Hundert Quadratkilometer Meeresboden<br />

beeinträchtigt würden. Meeresbiologen fürchten,<br />

dass dadurch Tiefseelebensräume zerstört werden.<br />

Um einen Goldrausch im Ozean zu verhindern, wurde<br />

1994 die Internationale Meeresbodenbehörde in<br />

Jamaika gegründet. Sie vergibt Lizenzgebiete in internationalen<br />

Gewässern an interessierte Staaten und<br />

wacht darüber, dass auch Entwicklungsländer an<br />

den Gewinnen beteiligt werden. Zudem hat die<br />

Behörde Regelungen für den Schutz der Tiefseelebensräume<br />

ausgehandelt. So dürfen die Lizenzgebiete<br />

nicht komplett abgebaut werden. Manche<br />

Bereiche sollen unangetastet bleiben, von denen aus<br />

abgebaute Gebiete wiederbesiedelt werden können.<br />

Ob und wie stark sich der Meeresbergbau entwickelt,<br />

ist noch offen. Zum einen gibt es noch keine<br />

Abbaugeräte, zum anderen sind die Metallpreise<br />

nach zwischenzeitig extremen Anstiegen teilweise<br />

wieder gesunken, sodass der Tiefseebergbau zurzeit<br />

weniger wirtschaftlich zu sein scheint. Dennoch gelten<br />

manche 200-Seemeilenzonen, für die wiederum<br />

die Meeresbodenbehöde nicht zuständig ist, als vielversprechend.<br />

In diesem Bereich entscheiden die<br />

Küstenstaaten allein, wann und mit welchen Umwelt-<br />

und Sicherheitsstandards Metalle abgebaut<br />

werden. Interessant sind die 200-Seemeilenzonen<br />

von Papua-Neuguinea, in der Massivsulfide mit<br />

hohen Gold- und Silbergehalten zu finden sind,<br />

sowie der Cookinseln, in der kobaltreiche Manganknollen<br />

liegen. Ein Abbau der edelmetallhaltigen<br />

Vorkommen in Papua-Neuguinea erscheint heute<br />

schon wirtschaftlich. Ein Industriekonsortium will<br />

Ende 2016 mit dem Abbau beginnen.

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