Aktuelle Ausgabe
Aktuelle Ausgabe
Aktuelle Ausgabe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
→ klima & natur<br />
Der Weitwanderer ...<br />
... ist nach Niederösterreich zurückgekehrt<br />
Auf leisen Pfoten hat Österreichs größte Katzenart bereits die Wachau erreicht.<br />
Der Eurasische Luchs braucht ausgedehnte Reviere und ignoriert Ländergrenzen.<br />
Ohne Lebensraumvernetzung wird es für ihn und andere große Beutegreifer<br />
jedoch kein Comeback auf Dauer geben. Text: Barbara Grabner<br />
Willkommen. Im österreichischen<br />
Teil des Böhmerwaldes<br />
wurde der letzte Luchs<br />
1812 erlegt, im tschechischen<br />
Teil konnte er sich<br />
bis Anfang des 20. Jahrhunderts behaupten.<br />
Seine Rückkehr begann in Südböhmen<br />
in den 1950er Jahren mit dem Auftauchen<br />
einzelner Individuen, die vermutlich aus<br />
Luchse sind hauptsächlich in der<br />
Dämmerung oder nachts aktiv und<br />
daher besonders selten zu beobachten.<br />
der Slowakei zuwanderten. Auch im nördlichen<br />
Österreich wurden vereinzelt Exemplare<br />
gesichtet. Allerdings ist der schöne<br />
Waldbewohner sehr heimlich und selten zu<br />
beobachten. Mag. Thomas Engleder vom<br />
Luchsprojekt Österreich Nordwest und seine<br />
tschechische Kollegin Tereza Mináriková<br />
verfolgen mittels Fotofallen-Monitoring<br />
seine Spur. Dabei werden Luchse mit sogenannten<br />
Wildkameras fotografiert. In der<br />
Folge können durch Fellmustervergleich einzelne<br />
Individuen identifiziert werden.<br />
Augen wie ein Luchs. Das Männchen Duvero<br />
ist nachweislich 111 km (Luftlinie) von<br />
der Donau an die Moldau spaziert. „Vor allem<br />
junge Männchen streifen auf der Suche<br />
nach einem eigenen Revier weit umher“, erklärt<br />
Engleder. Gäbe es nicht Wildkameras,<br />
könnte man die geschmeidigen<br />
Jäger kaum orten.<br />
Augen wie ein Luchs zu haben,<br />
nützt da gar nichts: „Er<br />
ist vor allem in der Dämmerung<br />
und nachts unterwegs,<br />
also in Zeiten, in denen<br />
wir meistens vor dem Fernseher sitzen<br />
oder schlafen. Außerdem ist er dank seiner<br />
hervorragenden Tarnung für uns quasi unsichtbar.“<br />
Gekommen um zu bleiben? Ob Duvero<br />
und seine Artgenossen in Niederösterreich<br />
bleiben werden, ist noch ungewiss. Luchse<br />
siedeln sich nur dann dauerhaft an, wenn<br />
auch benachbarte Reviere existieren und<br />
Das südliche Waldviertel<br />
eignet sich als Luchsrevier.<br />
somit sichergestellt ist, dass Fortpflanzungspartner<br />
verfügbar sind. Der Luchs braucht<br />
störungsfreie Rückzugsgebiete, die es im<br />
Waldviertel zum Glück noch gibt. Als Tageslager<br />
nützt er felsiges Gelände oder dichten<br />
Fichtenwald, wo er reichlich Deckung findet.<br />
Luchsfamilien. Grundsätzlich sind Luchse<br />
Einzelgänger. Die beiden Geschlechter treffen<br />
nur zur Paarungszeit aufeinander. Die<br />
Tragzeit dauert beim Luchs etwa 70 Tage<br />
und ein Wurf besteht aus ein bis vier – meistens<br />
aber zwei – Jungtieren. Die Jungensterblichkeit<br />
ist jedoch sehr hoch. Nach etwa zehn<br />
Monaten in Begleitung der Mutter werden<br />
die Jungluchse selbstständig und müssen<br />
bei der Suche nach eigenen Revieren viele<br />
Barrieren überwinden.<br />
Zerstückelte Landschaft. Das Streifgebiet<br />
eines Luchses erstreckt sich über 50 bis<br />
500 km2. Weibchen beanspruchen kleine-<br />
32 umWelt & energie 05|2013