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„PRIX COURAGE“ FÜR DAGMAR RIEDEL-BREIDENSTEIN<br />
Heroes - Vorbilder für<br />
Mut und Menschlichkeit<br />
Zum sechsten Mal haben die Verantwortlichen der<br />
ZDF-Produktion „ML Mona Lisa“ den „Prix Courage“<br />
vergeben - dieses Jahr an Dagmar Riedel-<br />
Breidenstein für ihr Integrationsprojekt „Heroes“.<br />
Mit dem Preis - jede Preisträgerin erhält bei der Auszeichnung<br />
einen Scheck über 20 000 Euro und in den<br />
darauf folgenden drei Jahren jeweils noch einmal 5000<br />
Euro - wird die Initiative und das persönliche Engagement<br />
außergewöhnlicher Frauen gewürdigt, die ihre<br />
Kraft und ihre Zeit Kindern und Jugendlichen widmen,<br />
die sozial benachteiligt, krank oder vernachlässigt sind.<br />
Die feierliche Preisverleihung fand in Anwesenheit von<br />
Königin Silvia von Schweden am 16. September 2010 in<br />
München statt.<br />
Dagmar Riedel-<br />
Breidenstein und<br />
die „Heroes“ aus<br />
Berlin mit dem<br />
Prix Courage<br />
2009 nach der<br />
feierlichen Preisverleihung<br />
in<br />
München.<br />
(Foto: ZDF)<br />
Preisträgerin und „Frau des Jahres 2009“ ist die 58-jährige<br />
Diplom-Soziologin Dagmar Riedel-Breidenstein für<br />
ihr Integrationsprojekt „Heroes“. Riedel-Breidenstein<br />
ist Projektleiterin bei Strohhalm, einer Berliner Initiative,<br />
die 1987 gegründet wurde. Strohhalm hat es sich<br />
zur Aufgabe gemacht, einen professionellen Beitrag zur<br />
Vorbeugung und Verhinderung von Gewalt und sexuellem<br />
Missbrauch an Mädchen und Jungen zu leisten.<br />
Heroes, das auf Initiative von Strohhalm entstand, nennt<br />
sich eine Gruppe von etwa 20 Jugendlichen zwischen<br />
18 und 20 Jahren. Die jungen Männer aus türkisch-arabischen<br />
Familien machen sich in Berliner Problemvierteln<br />
gegen Gewalt an Mädchen und Frauen stark. Junge<br />
Männer, die sich für Gleichberechtigung und die sexuelle<br />
Selbstbestimmung von Frauen stark machen?<br />
Während Jungenarbeit häufig erst einsetzt, wenn die<br />
Jungen auffällig oder gar gewalttätig geworden sind,<br />
arbeitet Heroes - gegen Unterdrückung im Namen der<br />
Ehre - mit jungen Männern aus Ehrenkulturen, die sich<br />
engagieren wollen für ein gleichberechtigtes Zusammenleben<br />
von Männern und Frauen jeglicher Kultur. Sie<br />
übernehmen Verantwortung für sich und ihre „Brüder“<br />
Es geht darum, heißt es in einer Projektdarstellung, „die<br />
jungen Männer mit kreativen und pädagogischen Methoden<br />
zu motivieren, Stellung zu beziehen: gegen die<br />
Unterdrückung im Namen der Ehre und für das Recht<br />
der Mädchen/Frauen auf Menschenrechte und Gleichberechtigung.“<br />
Nach etwa einem dreivierteljährigen Training bekommen<br />
die jungen Männer ihr Heroes-Zertifikat verliehen.<br />
Im Rahmen einer größeren Veranstaltung wird ihnen<br />
von einer prominenten Persönlichkeit (bisher Bundesintegrationsbeauftragte<br />
Maria Böhmer und Prinz Georg<br />
Friedrich von Preußen) ihre Urkunde überreicht.<br />
So zertifiziert gehen die jungen Männer im zweiten<br />
Schritt als Vorbild-Heroes in Schulen, Ausbildungsstätten<br />
oder Jugendtreffs und bieten den im Programm<br />
erarbeiteten Workshop für Mädchen und Jungen an.<br />
Dem rollenspielbasierten Workshop liegt der Gedanke<br />
der „Peer education“ zugrunde: Gerade bei schwierigen<br />
Themen lernen Jugendliche am besten von etwa Gleichaltrigen,<br />
die ihren kulturellen und sozialen Kontext teilen.<br />
Dagmar Riedel-Breidenstein bringt ihr Engagement mit<br />
folgenden Worten auf den Punkt: „Es gibt eine schweigende<br />
Mehrheit unter den jungen Migranten, die Gewalt<br />
ablehnt. Die können wir gewinnen. Aber sie brauchen<br />
Vorbilder, und das wollen die Heroes sein.“<br />
Diese jungen Männer suchen den Kontakt zu anderen<br />
Jugendlichen mit einem ebenfalls muslimischen Elternhaus.<br />
Die „Heroes“ diskutieren mit ihnen über Demokratie,<br />
Gleichberechtigung und Freiheit, klären auf, stellen<br />
durch Rollenspiele die Unterdrückung der Frauen in<br />
den Familien im Namen der Ehre in Frage. Eine mutige<br />
Initiative, die bisher einzigartig in Deutschland ist und<br />
ihren Ursprung in Schweden hat. Auch die Initiative<br />
„Heroes“, die 2005 in Berlin gegründet wurde, geht auf<br />
eine schwedische Initiative von World Childhood Foundation<br />
zurück. Im Rahmen der Feierlichkeiten betonte<br />
Königin Silvia von Schweden, wie wichtig es sei, den<br />
Menschen, die sich sozial engagieren, unsere Aufmerksamkeit<br />
zu schenken.<br />
In ihrer Laudatio auf Dagmar Riedel-Breidenstein lobte<br />
die Redaktionsleiterin von ML Mona Lisa, Sibylle<br />
Bassler, den Mut der Berlinerin: „Während seit Wochen<br />
eine öffentliche Debatte über die Äußerungen eines Ex-<br />
Bundesbankvorstands, über Parallelgesellschaften, über<br />
Rechte und Pflichten in unserem Land geführt wird,<br />
füllen diese Jugendlichen den Begriff Integration längst<br />
schon mit Leben, in dem sie sich offen, mutig und ernsthaft<br />
für unsere Gesellschaft einsetzen. Und das schon<br />
seit Jahren. In Zeiten, in denen wahre Helden mehr und<br />
mehr abhanden kommen, wo echte Vorbilder immer<br />
rarer werden ist die Arbeit und das Engagement von<br />
Menschen wie Dagmar Riedel-Breidenstein und ihren<br />
‚Heroes‘ wichtiger denn je.“ (Quelle: ZDF)<br />
www.heroes-net.de<br />
Oktober 2010 17