Report (pdf) - PCG - PROJECT CONSULT GmbH
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Verpackungsindustrie in Deutschland<br />
6. Mitbestimmung in der Branche<br />
Die für diese Analyse durchgeführten Experteninterviews fanden ausschließlich<br />
in Betrieben mit bis zu 1.000 MitarbeiterInnen statt. Alle betrieblichen<br />
Branchenexperten haben die industriellen Beziehungen zumeist<br />
als traditionell gut, konsens-, diskussions- und lösungsorientiert<br />
beschrieben, wobei durchaus aber auch Konfliktbereitschaft seitens der<br />
Betriebsräte besteht, so dass die notwendige Schutzfunktion für die Belegschaften<br />
gegenüber dem Management wahrgenommen wird.<br />
Dies ist umso wichtiger, als dass in Betrieben, die Teil von globalen<br />
Konzernen sind, die Gefahr einer allmählichen Verschiebung zu angloamerikanischen<br />
Managementstilen eintreten kann. Mit dem Vordringen<br />
einer beruflich so sozialisierten jüngeren Führungsschicht steigt die<br />
Wahrscheinlichkeit von Konflikten zwischen den Sozialpartnern. Weitere<br />
Indizien einer anglo-amerikanischen Unternehmenskultur sind beispielsweise<br />
die oftmals mangelnde Bindung an tarifrechtliche Rahmenbedingungen<br />
durch die Unterwanderung von Flächentarifverträgen sowie<br />
die Tendenz zu Lohndumping - dies besonders in Ostdeutschland<br />
und an Standorten mit „schwachen“ Betriebsräten.<br />
Im Rahmen der geführten Einzelinterviews schwankt der gewerkschaftliche<br />
Organisationsgrad nach Einschätzung der Gesprächspartner zwischen<br />
den unterschiedlichen Branchen und Betrieben deutlich. Aus der<br />
papierverarbeitenden Branche wurde berichtet, dass der durchschnittliche<br />
Organisationsgrad innerhalb der Branche bei rund 50 Prozent liegen<br />
würde, bezogen auf die gewerblichen Beschäftigten sogar bei 70 Prozent.<br />
Die Vertreter der Kunststoffindustrie gaben an, dass sie ihren gewerkschaftlichen<br />
Organisationsgrad innerhalb der Branche zwischen 75<br />
Prozent und 85 Prozent schätzen. Im Bereich Metall konnte keine Abschätzung<br />
durch den Gesprächspartner geleistet werden; der Organisationsgrad<br />
im besuchten Unternehmen liegt bei ca. 50 Prozent.<br />
Als durchaus ambivalent wurden die industriellen Beziehungen innerhalb<br />
der Glasbranche beschrieben. Tendenziell scheinen sich hier die industriellen<br />
Beziehungen in einem größeren Umfang zu verschlechtern. Auch<br />
hier wird Tarifflucht aus den Flächentarifverträgen praktiziert und die<br />
Managementstile werden zunehmend internationaler. Der gewerkschaftliche<br />
Organisationsgrad wird branchenintern zwischen 45 Prozent und<br />
95 Prozent angegeben. Allerdings ist der niedrigere Organisationsgrad<br />
für einen deutschen Verwaltungsstandort eines globalen Konzerns benannt<br />
worden, so dass dieser nicht repräsentativ erscheint.<br />
In allen besuchten Unternehmen spielt das Thema Leiharbeit und prekäre<br />
Beschäftigungsverhältnisse nach Aussagen der Gesprächspartner<br />
nur eine untergeordnete Rolle. Alle normal anfallenden Aufträge werden<br />
von den Stammbelegschaften abgearbeitet. Nur bei tatsächlich auftretenden<br />
Auftragsspitzen, die nicht unternehmensintern abzuarbeiten sind,<br />
wird zeitlich begrenzt auf Leiharbeit zurückgegriffen.<br />
Obwohl die industriellen Beziehungen in der Branche von den Interviewpartnern<br />
als positiv beschrieben worden sind, lässt sich daraus keine<br />
allgemein gültige Aussage für die gesamte Branche treffen. Im Gegenteil<br />
wurde hier sowohl von den interviewten Gesprächspartnern als auch<br />
von den Teilnehmern der Branchenkonferenz „Verpackungsindustrie“<br />
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