Report (pdf) - PCG - PROJECT CONSULT GmbH
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Verpackungsindustrie in Deutschland<br />
sammenspiels auf unterschiedlichen gewerkschaftlichen Handlungsebenen.<br />
Grundlage für die intergewerkschaftliche Vernetzung zwischen Gewerkschaften<br />
verschiedener Branchen sollte somit die Organisation von Informationsabgleichen<br />
hinsichtlich industriepolitischer Themenstellungen<br />
sein. Diese könnten im Rahmen von branchenübergreifenden „Fachtagungen<br />
Verpackungsindustrie“ in Form eines kontinuierlichen Meinungsaustausches<br />
forciert werden. Einbezogen werden sollten hier darüber<br />
hinaus auch bestehende Betriebsrätenetzwerke, die Strukturpolitik<br />
durch die Generierung strukturwirksamer Projekte flankieren könnten. 35<br />
6.3.2. Gewerkschaftliche Handlungsfelder auf europäischer Ebene<br />
Durch die zunehmend global agierenden Konzerne der Verpackungsindustrie<br />
verschiebt sich die unternehmerische Entscheidungsebene auf<br />
eine internationale Sichtweise, so dass der betrieblichen Mitbestimmung<br />
deutscher Prägung oftmals die Grundlage entzogen wird. Belegschaften<br />
werden gegeneinander ausgespielt, Standorte im Zuge von Restrukturierungsmaßnahmen<br />
geschlossen und in das (außer-)europäische Ausland<br />
verlagert.<br />
Die Einrichtung von Europäischen Betriebsräten (EBR) durch die EU-<br />
Richtlinie von 1996 diente in erster Linie der transnationalen Vernetzung<br />
von Arbeitnehmervertretern aus grenzübergreifend agierenden Konzernen,<br />
um diesen aus Arbeitnehmersicht negativen Tendenzen entgegenzuwirken.<br />
Jedoch stößt auch die Einrichtung der EBR an Grenzen.<br />
Für heftige Kritik seitens der Gewerkschaften und Betriebsräte sorgte<br />
beispielsweise die Fusion der beiden Verpackungskonzerne Smurfit und<br />
Kappa im Jahr 2005. Wegen des befürchteten Arbeitsplatzabbaus plädierten<br />
sie im Rahmen einer Anhörung bei der Generaldirektion Wettbewerb<br />
der Europäischen Kommission für einen Fusionsstopp. Die Genehmigung<br />
erfolgte schließlich, weil im Zuge des Zusammenschlusses<br />
Werke in den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Schottland verkauft<br />
wurden.<br />
Ähnlich wie auf nationaler Ebene, sorgt die sektorale Vielfalt der Verpackungsindustrie<br />
für keine einheitliche gewerkschaftliche Arbeitnehmervertretung<br />
auf europäischer Ebene, obwohl der Organisationsgrad der<br />
Branche im nationalen Kontext verhältnismäßig hoch ist. Hier besteht<br />
somit noch dringender Handlungsbedarf. Auf europäischer Ebene müsste<br />
noch intensiver an gemeinsamen Informations- und Kommunikationsstrukturen<br />
gearbeitet werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass<br />
zahlreiche Arbeitgeber(dach-)verbände bereits über solche transnationalen<br />
Strukturen verfügen und somit ein repräsentatives Ungleichgewicht<br />
zu Gunsten der Arbeitgeber in Europa vorliegt.<br />
35 Einen Ansatz bietet das in Sachsen geförderte Projekt „Canaletto“, in dessen Rahmen<br />
betriebliche Akteure unterschiedlicher Branchen vernetzt sind (siehe Betriebs- und Personalratenetzwerk<br />
CANALETTO 2010).<br />
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