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executive review - Roland Berger

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22 | Forschung & Entwicklung<br />

koordiniert werden. Allerdings reicht der Einsatz solcher Systeme<br />

allein kaum aus. Der Erfolg hängt auch davon ab, ob es gelingt,<br />

einen intensiven persönlichen Austausch zwischen den einzelnen<br />

Standorten herzustellen. Gemischte Teamstrukturen und Anreizsysteme<br />

fördern die globale Zusammenarbeit und die systematische<br />

kulturelle Integration. Globalisierungsvorreiter müssen ihre<br />

F&E-Netzwerke sehr behutsam steuern oder gar umgestalten.<br />

Wirksame Strukturen lassen sich aufgrund des stark personenbezogenen<br />

Anteils nur langfristig aufbauen – rasche Änderungen<br />

führen dagegen leicht zu Effizienzverlusten.<br />

Technologiejäger wollen in erster Linie das weltweit verfügbare<br />

Know-how bestmöglich nutzen, um technisch führende Produkte<br />

auf den Markt zu bringen. Dazu werden Produkte möglichst an<br />

einem Ort entwickelt und dann unverändert in allen Märkten<br />

der Welt verkauft.<br />

Um dies erfolgreich tun zu können, ist eine Präsenz in all denjenigen<br />

Regionen der Welt erforderlich, in denen bereits genügend<br />

Entwicklungsexperten sind oder wohin sie sich leicht bewegen<br />

lassen hinzuziehen. Gleichzeitig muss das Arbeitsumfeld an<br />

diesen Standorten attraktiv sein, um Mitarbeiter wirksam<br />

binden zu können. Damit die unterschiedlichen Disziplinen die<br />

nötige Innovationsdynamik entwickeln können, sollten die F&E-<br />

Aktivitäten an einem Ort die kritische Größe überschreiten.<br />

Von den jeweiligen Forschungsschwerpunkten hängt ab, wo die<br />

F&E-Zentren errichtet werden sollten. So hat Novartis gerade ein<br />

neues Forschungszentrum in Singapur eröffnet, das auf Krankheiten<br />

spezialisiert ist, die vorwiegend im asiatischen Raum auftreten.<br />

Die globale Koordination solcher weltweit verteilter F&E-Zentren<br />

erfordert nur einen vergleichsweise geringen Managementaufwand,<br />

da sie wegen ihrer inhaltlichen Abgrenzung und ihrer<br />

Größe weitgehend autark sind. Daher kann sich ein standortübergreifendes<br />

Management weitgehend auf Kontrollaufgaben und<br />

eine strategische Steuerung des jeweiligen Projektportfolios<br />

konzentrieren. PLM muss vor allem die Kommunikation von<br />

den zentralen Standorten in die lokalen Märkte sichern, um<br />

den Informationsstand, insbesondere nach Änderungen, aktuell<br />

zu halten.<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen einer weltweit zentralisierten<br />

Basisentwicklung werden die globalen F&E-Aktivitäten der Lokalspezialisten<br />

in erster Linie durch lokale Entwicklungszentren<br />

getrieben. Zentrale Entwicklungsergebnisse werden meist<br />

über Produktplattformen in die lokalen Märkte übertragen.<br />

Beispiele für Lokalspezialisten finden sich etwa in der chemischen<br />

Industrie. So entwickelt das Unternehmen BASF in seinem Forschungszentrum<br />

in Ludwigshafen Technologieplattformen,<br />

die dann durch Entwicklungszentren in Deutschland, in den<br />

USA und in Japan zu marktfähigen Produkten ausgebaut werden.<br />

Bei der Steuerung solcher F&E-Netzwerke ist zu beachten, dass<br />

sich die zentralen Forschungseinheiten und die lokale Anwendungsentwicklung<br />

ausreichend austauschen. Hierzu eignen<br />

sich insbesondere personenbezogene Methoden wie international<br />

gemischte Teamstrukturen oder Mitarbeiteraustausch-Programme.<br />

Die lokalen Standorte sollten dabei nur lose geführt werden, um<br />

ihnen eine optimale Anpassung an die lokalen Märkte zu ermöglichen.<br />

In diesem Modell besteht die Aufgabe des PLM-Managements<br />

vor allem darin, in den zentralen Forschungszentren einen<br />

aktuellen Überblick über alle in den lokalen Märkten eingesetzten<br />

Varianten zu erhalten. Dies ist zum einen eine Voraussetzung, um<br />

notwendige Veränderungen an Produktplattformen in die Regionen<br />

zu tragen. Zum anderen werden auf diese Weise Informationen<br />

über lokale Produktvarianten zentral gesammelt und können<br />

damit in die Entwicklung der nächsten Produktgeneration einfließen.<br />

Bei den Lokalspezialisten ist die Situation grundlegend anders.<br />

Sie müssen in erster Linie ihre Produkte an die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse der Kunden in den weltweiten Märkten anpassen.<br />

Damit ist eine starke lokale Präsenz gefordert. Zentrale Strukturen<br />

finden sich nur, um technologische Entwicklungen nicht unnötig<br />

zu duplizieren.

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