executive review - Roland Berger
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<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Ausbau des Servicegeschäfts | 41<br />
1. Bauen, betreiben, übergeben:<br />
Bei dem BOT-Modell (Build-Operate-Transfer) übernimmt der<br />
Anbieter – in der Regel über eine Projektgesellschaft (PG) –<br />
alle sonst kundentypischen Aufgaben, wie die Finanzierung, den<br />
Anlagenbetrieb und die Beschaffung der zum Betrieb notwendigen<br />
Materialien und Verbrauchsstoffe. Die Anlage verbleibt für einen<br />
vorab definierten Zeitraum beim Anbieter bzw. der Projektgesellschaft<br />
und wird anschließend zu einem vorab festgesetzten Preis<br />
an den Kunden übertragen.<br />
2. Bauen, betreiben, eignen:<br />
Ein BOO-Modell (Build-Operate-Own) entspricht einem zeitlich<br />
unlimitierten BOT-Modell. Hier bleiben der Anbieter bzw. die PG<br />
Eigentümer der Anlage. Die Anlage refinanziert sich für die PG<br />
allein durch Bezahlung der Produkte zu einem vorher festgelegten<br />
Stückpreis, der Cost Per Unit (CPU). Als Stück zählt beispielsweise<br />
die Anzahl der über eine Pressstraße produzierten Bleche oder die<br />
Anzahl der in einer Lackieranlage lackierten Karosserien.<br />
3. Bauen, übergeben, betreiben:<br />
Im BTO-Modell (Build-Transfer-Operate) übernimmt dagegen die<br />
PG die Betreiberverantwortung, während der Kunde die Finanzierung<br />
stellt.<br />
4. Bauen, vermieten, übergeben:<br />
Bei einem BRT-Modell (Build-Rent-Transfer) übernimmt die PG<br />
die Finanzierung der Anlage, während der Betrieb in der Verantwortung<br />
des Kunden liegt. Nach einer vertraglich festgelegten<br />
Betriebszeit wird die Anlage dann gewöhnlich an den Kunden<br />
transferiert. BRT gleicht also einem Leasingmodell, bei dem die<br />
Refinanzierung über die Bezahlung der produzierten Stückeinheiten<br />
sowie die Abschlusszahlung des Kunden bei Transfer der<br />
Anlage erfolgt.<br />
Komplex, aber aussichtsreich<br />
Die Komplexität dieser Betreibermodelle ist hoch, der mögliche<br />
Gewinn allerdings auch: ein ROE von rund 20 Prozent ist im<br />
Maschinen- und Anlagenbau erreichbar. Allerdings sollte man<br />
anfänglich mit negativen Umsatz- und Ergebnisbeiträgen rechnen.<br />
Der Erfolg eines Betreibermodells hängt vor allem davon ab, dass<br />
die jeweiligen Risiken von vornherein sorgfältig analysiert werden.<br />
Die Modalitäten des Betreibermodells werden schließlich nicht<br />
zuletzt aufgrund der Risikoanalyse ausgehandelt. Aber auch die<br />
Aufgaben müssen zwischen Anbieter und Kunden klar und detailliert<br />
aufgeteilt werden, damit die Zusammenarbeit später auch<br />
wirklich reibungslos läuft. Gerade für die Modelle eins und vier<br />
muss der Restwert einer Anlage für einen später terminierten<br />
Übergabezeitpunkt festgelegt werden, um beiden Seiten von<br />
vornherein Planungssicherheit bieten zu können. Dazu müssen<br />
möglichst viele Erfahrungswerte und analoge Beispiele herangezogen<br />
und nach Möglichkeit auch technische Weiterentwicklungen<br />
und Laufzeiten berücksichtigt werden, um einen tunlichst präzisen<br />
Näherungswert festlegen zu können. Man sollte aber auch die<br />
Bonität der Kunden sehr genau prüfen, selbst die von Geschäftspartnern,<br />
mit denen man langjährige Beziehungen pflegt, um<br />
keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.<br />
Service wird wichtiges "Produkt"<br />
Längst ist das Servicegeschäft ein präsentes Thema im Maschinenund<br />
Anlagenbau geworden. Das steht fest. Fest steht aber auch,<br />
dass nur sehr wenige Anlagenbauer ihr Geschäft tatsächlich<br />
danach ausgerichtet haben. Das mag unterschiedliche Gründe<br />
haben, darunter vielleicht auch einen psychologischen. Der<br />
deutsche Maschinen- und Anlagenbau verfügt über eine lange<br />
Tradition und der Maschinenbauer hat eine besondere Beziehung<br />
zum 'handwerklichen' Produkt seiner Arbeit. Beides verstärkt<br />
die Zentrierung der Geschäftsmodelle auf das Produkt. Das Produkt<br />
ist und bleibt der Kern, aber das Servicegeschäft ist längst<br />
mehr als schmückendes Beiwerk geworden. Langfristig wird nur<br />
bestehen können, wer beides, Produkt und zugehörigen Service,<br />
als Kernleistungen begreift. Für Maschinen- und Anlagenbauer<br />
wird es keine Alternative zum Servicegeschäft geben.