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executive review - Roland Berger

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38 | Ausbau des Servicegeschäfts<br />

Produktzentrierung greift zu kurz<br />

Zwischen 2000 und 2005 betrug das durchschnittliche jährliche<br />

Wachstum im Service 12,8 Prozent, beim Verkauf von Neumaschinen<br />

dagegen nur 1,6 Prozent. Außerdem ist auch die Ergebnisqualität<br />

im Service ungleich besser: Dem durchschnittlichen<br />

Betriebsergebnis der Branche, einer EBIT-Marge von 6 bis 8<br />

Prozent, stehen in produktnahen Services bis zu 16 Prozent<br />

EBIT-Marge gegenüber.<br />

Trotzdem konzentrieren sich die Geschäftsmodelle der Branche<br />

noch hauptsächlich auf die Produkte: 2005 lag bei über 70 Prozent<br />

der Unternehmen der Serviceanteil am Gesamtumsatz unter<br />

20 Prozent. Dagegen machte nur bei 10 Prozent der Unternehmen<br />

der Service über die Hälfte des Gesamtumsatzes aus.<br />

Als Folge dieser Produktzentrierung betrug das durchschnittliche<br />

jährliche Umsatzwachstum der Branche zwischen 2000 und 2005<br />

lediglich magere 3,2 Prozent nominal, also 1,5 Prozent real.<br />

Eindeutig zu wenig, um sich gut für die Zukunft zu wappnen.<br />

Dabei haben die meisten Unternehmen erkannt, wie attraktiv das<br />

wachstumsstarke Servicegeschäft ist. Dennoch wird das Potenzial<br />

viel zu wenig ausgeschöpft. Das liegt vor allem daran, dass Service<br />

meist nicht als eigenständiges Geschäftsfeld begriffen und daher<br />

weder strategisch noch konzeptionell gestaltet wird. Dieses<br />

Fehlen äußert sich in der ungünstigen Allokation von Ressourcen,<br />

falschen Zielvorgaben oder unklaren Verantwortlichkeiten. Zudem<br />

fehlt die Grundlage, um die elementaren Servicemärkte zu<br />

erschließen: Es mangelt an Transparenz über die installierte Basis<br />

und an Kenntnis über die individuellen Kundenanforderungen.<br />

Attraktives Servicegeschäft<br />

Die Wachstumsraten des Servicegeschäftes sind höchst<br />

verlockend. Aber nicht nur diese quantitativen Eckdaten, sondern<br />

auch qualitative Faktoren unterstreichen die Attraktivität. Denn<br />

das Service-Geschäft stärkt die strategische Wettbewerbsposition<br />

der Unternehmen entscheidend: Die Kundenbindung festigt sich,<br />

das Know-how zu Kundenprozessen und zur Wertschöpfungsverteilung<br />

beim Kunden erhöht sich, Produktinnovationen, die auch<br />

wirklich auf die Bedürfnisse der Kunden zielen, werden angeregt.<br />

Die passende Zusammenstellung des Serviceangebotes liefert<br />

wichtige Erkenntnisse über den Einsatz des Produkts beim Kunden<br />

und wird somit zur Quelle für Produkt- und Prozessinnovationen<br />

und damit wiederum zum Ausgangspunkt für neue Serviceleistungen.<br />

So konnte sich die Heidelberger Druckmaschinen AG über<br />

produktbezogene Schulungen ihre Innovationsführerschaft in<br />

wichtigen Produktbereichen sichern und gleichzeitig den Grundstein<br />

für die Heidelberger Print Media Academy (PMA) legen. Das<br />

Schulungsangebot der PMA richtet sich inzwischen nicht mehr<br />

nur an Fachpersonal der Druck- und Medienindustrie, sondern<br />

auch an Führungskräfte sowie Schulen und Universitäten und<br />

umfasst neben reinen Produkttrainings auch Themen aus<br />

"Management", "Vertrieb und Marketing" oder "Controlling<br />

und Kennzahlen".<br />

Serviceevolution im Maschinen- und Anlagenbau<br />

Die Bandbreite der Serviceangebote im Maschinen- und Anlagenbau<br />

ist hoch. Sie reicht von einfachen punktuellen Leistungen, wie<br />

der Lieferung eines Ersatzteils, zu komplexen Serviceangeboten<br />

wie dem Betrieb einer Anlage über eine Projektgesellschaft. Das<br />

Gesamtpaket aus Produkt und Services wird also im Zusammenspiel<br />

mit dem Kunden kontinuierlich angepasst und in der Zusammensetzung<br />

verändert.<br />

Nicht jedes Unternehmen wird die gesamte Bandbreite von<br />

möglichen Serviceleistungen anbieten. Schließlich muss die<br />

Servicestrategie zur Unternehmens- sowie zur Produktstrategie<br />

passen. Aber alle Unternehmen, die ein breiteres Serviceniveau<br />

anbieten, haben zunächst mit einem begrenzteren begonnen, das<br />

sich dann weiterentwickelt und ausdehnt. Diese Serviceevolution<br />

besteht im Maschinen- und Anlagenbau typischerweise aus drei<br />

Stufen:<br />

> Produktnahe Services<br />

> Unterstützung von Kundenprozessen<br />

> Übernahme vollständiger Geschäftsprozesse des Kunden<br />

Ein anderer wichtiger Aspekt wird oft übersehen: Das Serviceangebot<br />

bestimmt ganz wesentlich eine Kaufentscheidung. Eine<br />

2006 von uns durchgeführte Befragung unter hundert Maschinenbauern<br />

zeigt, wie stark: So halten 77 Prozent der befragten Unternehmen<br />

das Serviceangebot für ein "sehr bedeutendes" Kaufkriterium.<br />

Den Preis oder die Qualität des Angebotes schätzten<br />

dagegen nur 52 Prozent der Befragten als "sehr bedeutendes"<br />

Kaufkriterium ein. Dieses Ergebnis unterstreicht den hohen<br />

Stellenwert von Service im Maschinen- und Anlagenbau.

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