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Staatsverschuldung wirksam begrenzen - Sachverständigenrat zur ...

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Zur Klärung einiger technischer Fragen 137<br />

wendige Anpassungen der Prognose schlagen sich bei Verwendung des HP-Filters stark in Änderungen<br />

des Trendwerts des Bruttoinlandsprodukts nieder.<br />

224. Um diesem Phänomen der eingeschränkten Randwertstabilität des HP-Filters zu begegnen,<br />

wird in der Schweiz von Seiten der Eidgenössischen Finanzverwaltung im Rahmen der dortigen<br />

Schuldenbremse ein modifizierter HP-Filter (MHP-Filter) verwendet. Die beschriebenen Verzerrungen<br />

werden hier verringert, indem den zwei Werten am oberen und unteren Rand der Zeitreihe<br />

ein geringeres Gewicht bei der Bestimmung der Trendkomponente zukommt als beim „normalen“<br />

HP-Filter.<br />

Als problematisch aus Sicht der Schweizer Finanzverwaltung angesehen wurde insbesondere der<br />

Fall, dass das Bruttoinlandsprodukt in einem Haushaltsjahr (wesentlich) geringer ausfällt als bei<br />

der Prognose und damit bei der Bestimmung des Konjunkturfaktors im Rahmen der Haushaltsaufstellung<br />

unterstellt. Für sich genommen nehmen dann zwar − in der Ex-post-Betrachtung, die für<br />

die Ermittlung des diskretionären Finanzierungssaldos und die Belastung des Ausgleichskontos relevant<br />

ist − auch der revidierte Konjunkturfaktor und damit der zulässige konjunkturbedingte<br />

Finanzierungssaldo zu. Weil der revidierte Wert des Bruttoinlandsprodukts das revidierte Trend-<br />

Bruttoinlandsprodukt aber ebenfalls und sogar vergleichsweise stark negativ beeinflusst, ergibt<br />

sich ein gegenläufiger Effekt, der den zulässigen konjunkturbedingten Finanzierungssaldo für sich<br />

genommen verringert und die Belastung des Ausgleichskontos erhöht. Die beschriebene, für den<br />

HP-Filter aus technischen Gründen typische, aus Sicht der Schweizer Finanzverwaltung aber<br />

naturgemäß unerwünschte Konstellation ergab sich bereits im Jahr 2003, das heißt im Jahr der Einführung<br />

der Schweizer Schuldenbremse (Colombier, 2004).<br />

Der MHP-Filter lässt sich dabei als Lösung des folgenden Minimierungsproblems darstellen:<br />

min<br />

*<br />

1<br />

*<br />

T<br />

( y , K,<br />

y<br />

wobei<br />

HP<br />

HP<br />

HP<br />

T<br />

2<br />

T −1<br />

*<br />

* * * *<br />

∑ ( yt<br />

− yt<br />

) + λHP(<br />

t)<br />

∑[ ( yt<br />

+ 1<br />

− yt<br />

) − ( yt<br />

− yt<br />

−1)<br />

]<br />

)<br />

t = 1<br />

λ ( t)<br />

= λ<br />

HP<br />

λ ( t)<br />

= λ ⋅3<br />

2<br />

HP<br />

λ ( t)<br />

= λ ⋅3<br />

HP<br />

t = 2<br />

für t = 3, K,<br />

T − 2 ,<br />

für t = 2 und t = T −1<br />

sowie<br />

für t = 1 und t = T.<br />

Die Glättungsparameter am Rand der Zeitreihe erhalten somit beim modifizierten HP-Filter ein<br />

höheres Gewicht als beim „normalen“ HP-Filter. Hiermit wird das Randwertproblem verringert,<br />

* *<br />

das formal darin besteht, dass im zweiten Summanden der obigen Verlustfunktion y<br />

1<br />

und y T<br />

nur<br />

* *<br />

einmal, y<br />

2<br />

und y T −1<br />

nur zweimal, alle übrigen Trendkomponenten des Bruttoinlandsprodukts aber<br />

dreimal auftauchen. Die Glattheit des Trends ist also am Rand weniger wichtig als im mittleren<br />

Bereich der betrachteten Zeitreihe. Der MHP-Filter mindert das Randwertproblem ohne auf Prognosewerte<br />

des Bruttoinlandsprodukts <strong>zur</strong>ückgreifen zu müssen. Das Problem der asymmetrischen<br />

Gewichtung der Trendkomponenten y wird jedoch auch hier nicht komplett gelöst. Zudem führt<br />

*<br />

t<br />

der modifizierte HP-Filter unter Umständen zu einer Verschiebung der Konjunkturphasen, das<br />

heißt zu Abweichungen der Konjunkturhochpunkte und der Konjunkturtiefpunkte von ihren tatsächlichen<br />

Werten (Bruchez, 2003).<br />

2<br />

,

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