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Staatsverschuldung wirksam begrenzen - Sachverständigenrat zur ...

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Erklärungsansätze der <strong>Staatsverschuldung</strong> 53<br />

konsumtiven zu investiven Staatsausgaben tendenziell in denjenigen Ländern das Bruttoinlandsprodukt<br />

am stärksten, in denen im Ausgangszustand der Anteil der konsumtiven Staatsausgaben<br />

hoch ist (Mittnik und Neumann, 2001). Hinsichtlich der Zusammensetzung der öffentlichen Investitionen<br />

kommt Pereira (2000) für die Vereinigten Staaten zu dem Schluss, dass Ausgaben für<br />

die Energieträgerinfrastruktur und die Wasserversorgung, für öffentliche Verkehrswege (ohne<br />

Straßenbau) sowie für Gebäude eine überdurchschnittliche, für den Straßenbau hingegen eine<br />

unterdurchschnittliche Ertragsrate haben.<br />

Für die öffentlichen und die privaten Investitionen wird überwiegend ein komplementärer Zusammenhang<br />

ermittelt, wobei es kurzfristig auch <strong>zur</strong> Verdrängung privater Investitionen kommen<br />

kann (Kamps, 2005) und mögliche Abhängigkeiten von der Art der Finanzierung nicht betrachtet<br />

werden. Dieser Befund belegt jedenfalls die Notwendigkeit, in empirischen Untersuchungen zu<br />

den Produktivitäts- und Wachstumseffekten öffentlicher Investitionen zusätzlich den mittelbaren<br />

Effekten auf die anderen Produktionsfaktoren Rechnung zu tragen. Die Beschäftigungseffekte der<br />

öffentlichen Investitionen sind insgesamt kleiner als die Auswirkungen auf die privaten Investitionen<br />

und weisen im Vergleich der verschiedenen Studien und betrachteten Länder kein eindeutiges<br />

Muster auf.<br />

Langfristige Selbstfinanzierungseffekte öffentlicher Investitionen werden von Pereira und<br />

de Fàtima Pinho (2006) und von Perotti (2004) untersucht, indem die kumulierten Effekte (auf das<br />

Bruttoinlandsprodukt) mit der kumulierten Zunahme der öffentlichen Investitionen normiert und<br />

mit den aggregierten effektiven Steuersätzen der jeweiligen Länder kombiniert werden. Auch<br />

wenn mit diesem vereinfachten, zudem auf hochaggregierten makroökonometrischen Ansätzen<br />

basierenden Vorgehen Selbstfinanzierungseffekte nur näherungsweise abgeleitet werden können,<br />

bietet es doch einen Anhaltspunkt, die Existenz solcher Effekte empirisch nachzuprüfen. Während<br />

Perotti (2004) im Einklang mit der in seiner Untersuchung ermittelten verhaltenen Einschätzung<br />

der Effekte öffentlicher Investitionen auf das Bruttoinlandsprodukt das Vorliegen von Selbstfinanzierungseffekten<br />

eher verwirft, liefert die auf einer anderen Ländergruppe basierende Studie von<br />

Pereira und de Fátima Pinho (2006) Indizien dafür, dass sich öffentliche Investitionen zumindest<br />

in einigen Ländern langfristig selbst finanzieren und Kürzungen an dieser Stelle insofern die<br />

öffentlichen Haushalte allenfalls kurzfristig entlasten.<br />

Über diese allgemeinen Ergebnisse hinaus lassen einige der Untersuchungen Rückschlüsse speziell<br />

auf die Produktivität öffentlicher Investitionen in Deutschland zu, wenn auch teils nur auf der<br />

Basis von Daten für das frühere Bundesgebiet vor der deutschen Vereinigung. Auffällig ist, dass<br />

die ermittelten positiven Effekte auf das Bruttoinlandsprodukt häufig besonders stark und nachhaltig<br />

ausfallen (Mittnik und Neumann, 2001; Pereira und de Fátima Pinho, 2006; Perotti, 2004),<br />

und zwar selbst wenn in anderen mit der gleichen Methode untersuchten Ländern wesentlich<br />

schwächere Reaktionen gemessen werden (Perotti, 2004). So beläuft sich die von Pereira und de<br />

Fátima Pinho (2006) geschätzte Ertragsrate öffentlicher Investitionen auf 10,3 vH, während sie in<br />

den anderen betrachteten Mitgliedsländern der Eurozone in der Größenordnung von 7 vH oder<br />

kleiner liegt. Darüber hinaus fallen auch bei der Beschäftigtenzahl und den privaten Investitionen<br />

die für Deutschland gemessenen Effekte tendenziell stärker, das heißt numerisch größer und auf<br />

einem höheren Signifikanzniveau, aus. Dies schlägt sich auch in der Einschätzung zu Selbstfinan-

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