Der Bayerwald - Bayerischer Wald Verein
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Ausgabe 3/2009 <strong>Der</strong> <strong>Bayerwald</strong> Seite 21<br />
Spaniens. Ein alter, riesiger Gebirgszug bildet<br />
sich hier ab; Spuren von erdgeschichtlichen<br />
Vorgängen, die endlos lange her sind, lassen<br />
sich vom geschulten Auge lesen.<br />
Doch zoomen wir wieder zurück in unsere<br />
Heimat, den Bayerischen <strong>Wald</strong>, und fragen<br />
wir nach den Steinreichtümern, die sich hier<br />
finden. Es ist vor allem der Granit. An vielen<br />
Stellen taucht er an die Oberfläche und<br />
setzt sich dem Zugriff des Menschen aus.<br />
<strong>Der</strong> Granit, dieses kalte Blut der Erde, ist der<br />
Massenrohstoff, der als Bau- und Werkstein<br />
überragende Bedeutung hat – ihm werden wir<br />
uns später ausführlicher widmen.<br />
Und sonst? Gerade im kristallinen Gebirge<br />
gibt es viele für den Menschen wertvolle mineralische<br />
Begleiter. Wenige stellvertretende<br />
Beispiele müssen genügen.<br />
In der Gegend um Untergriesbach findet sich<br />
Graphit, das bis heute gefördert wird – dieses<br />
Mineral ließ im 19. Jahrhundert tatsächlich<br />
einige Bauern reich werden, steinreich sozusagen<br />
– Millionenbauern nannte man sie. Und<br />
in nächster Nachbarschaft zum Graphit zeigt<br />
sich hochwertige Porzellanerde. Schwarzes<br />
und weißes mineralisches Gold im <strong>Verein</strong>:<br />
Diesem Umstand verdankt Obernzell, vormals<br />
Hafnerzell, seine jahrhundertelange<br />
überregionale Bedeutung als Produktionsort<br />
von hitzebeständiger Schwarzkeramik.<br />
Erze findet man in der Region um Lam, Bodenmais<br />
und Zwiesel. Bis weit ins 20. Jh.<br />
hinein wurden sie bergmännisch abgebaut.<br />
An etlichen Stellen finden sich Gold und<br />
Uran. Elemente, die den Menschen in den<br />
Bann ziehen, aber auch ängstigen. Für eine<br />
nachhaltige wirtschaftliche Nutzung hat es<br />
aber an keiner Stelle gereicht.<br />
Und dann gibt es diese dominante „Störung“,<br />
den Pfahl, der sich 150 Kilometer quer durch<br />
den Südosten Bayerns zieht. Aus reinem<br />
Quarz besteht er, aus Siliziumoxid also, auf<br />
das nicht nur von alters her die Glasmacher,<br />
sondern auch die digitalen Industrien von<br />
heute angewiesen sind. Sie alle kennen ihn.<br />
Gerade solche aufsehenerregenden Erscheinungen<br />
wie der Pfahl ließen den Menschen<br />
entsprechende Fragen stellen: Wie konnte so<br />
etwas entstehen? Wann passierte hier was?<br />
Welche Kräfte waren dabei im Spiel? Heute<br />
wissen wir sehr viel. Aber noch vor wenigen<br />
Jahrhunderten standen die Menschen vor<br />
großen Rätseln.<br />
Einer der entscheidenden Faktoren bei der<br />
Erklärung geologischer Vorgänge ist die Zeit.<br />
Ich zitiere den Vizekanzler der Universität<br />
Cambridge, John Lightfoot, der 1654 schrieb:<br />
„Die Hl. Dreifaltigkeit schuf Himmel und<br />
Erde am 26. Oktober des Jahres 4004 vor<br />
Christus, um neun Uhr morgens.“<br />
Das mutet heute komisch an; heute wissen<br />
wir, dass zum Beispiel die Pfahlzone vor etwa<br />
300 Millionen Jahren entstand, in einem gewaltigen<br />
Erd -Ruck, bei dem sich eine riesige<br />
Spalte auftat, in der im Lauf der Zeit Quarz<br />
auskristallisierte, das härter war als das Umgebungsgestein<br />
und so die aufsehenerregenden<br />
Steingebilde entstehen ließ. Aber wissen<br />
wir tatsächlich, was das bedeutet? Können<br />
wir uns solche Zeiträume vorstellen? Wohl<br />
kaum.<br />
Ein fundiertes, systematisches Herangehen<br />
an erdgeschichtliche Fragen gibt es seit gut<br />
200 Jahren. Als Begründer der Mineralogie<br />
und Geologie in Bayern gilt Matthias von<br />
Flurl, ein gebürtiger Straubinger. Er wirkte<br />
im Zeitraum von etwa 1780 bis 1820 – eine<br />
wissenschaftlich in vieler Hinsicht aufregende<br />
Zeit, in der auch der Allrounder Goethe<br />
sich seine Gedanken zu erdgeschichtlichen<br />
Fragen, bspw. zur Entstehung des Granits,<br />
machte.<br />
Als der bedeutendste bayerische Geologe<br />
wird Carl Wilhelm von Gümbel bezeichnet.<br />
Er wirkte in der zweiten Hälfte des 19. Jh.<br />
Seine Lebensaufgabe wurde die sogenannte<br />
geognostische Untersuchung Bayerns, also<br />
die Beschreibung der Beschaffenheit der Erdoberfläche,<br />
insbesondere auch im Hinblick<br />
auf die Lagerstätten von Bodenschätzen. Es