Teilhabeplan - Landkreis Biberach
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II.2 Kinder und Jugendliche 37<br />
Die intensive und gezielte Vorbereitung der Schüler mit einer geistigen Behinderung auf<br />
das Arbeitsleben erfolgt in der Regel in der Berufsschulstufe (frühere Werkstufe) unter<br />
Einbeziehung der Eltern, des Integrationsfachdienstes und der Agentur für Arbeit. Dazu<br />
gehört, dass für geeignete Schüler frühzeitig die berufliche Orientierung und Erprobung<br />
am allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht wird. Praktika in Betrieben müssen sehr intensiv<br />
und unter möglichst realen Rahmenbedingungen stattfinden. Die Vorbereitung der Sonderschulen<br />
für Menschen mit geistiger Behinderung auf ein selbstbestimmtes Leben muss<br />
aber schon vor der Berufsschulstufe anfangen. Kleinere Erledigungen, Projekte außerhalb<br />
der Schule, Mobilitäts- und Verkehrstraining, das Wohntraining und der erste Kontakt zur<br />
Arbeitswelt sollten schon möglichst frühzeitig beginnen. Der zum Schuljahr 2009/2010 in<br />
Kraft getretene neue Bildungsplan der Schule für Geistigbehinderte erhöht den Stellenwert<br />
einer frühen Erziehung zur Selbständigkeit und möglichst frühzeitiger Schnupperpraktika<br />
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Inzwischen ist es auch üblich, dass Schüler<br />
der Berufsbildungsstufe ein Wohntraining noch während der Schulzeit absolvieren.<br />
Nach Schulabschluss absolvieren viele Schulabgänger der Sonderschulen für Geistigund<br />
Körperbehinderte eine zweijährige berufliche Förderung im Berufsbildungsbereich<br />
einer Werkstatt. 41 Dies war lange Jahre der scheinbar vorgezeichnete Weg. Mittlerweile<br />
gibt es vielfältige Initiativen und Bestrebungen, diesen Automatismus zu durchbrechen.<br />
Die Modellvorhaben Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE) und Kooperative berufliche<br />
Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt (KoBV) wurden seit 2005 in<br />
verschiedenen Stadt- und <strong>Landkreis</strong>en erprobt. Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Biberach</strong> gibt es zudem die<br />
Vertiefte Berufsorientierung (VBO).<br />
Vertiefte Berufsorientierung (VBO)<br />
Eine Besonderheit im <strong>Landkreis</strong> <strong>Biberach</strong> ist die Vertiefte Berufsorientierung (VBO). Ziel<br />
dabei ist, ebenso wie beim BVE, die Verbesserung der Integrationschancen auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt und die Erhöhung der Teilhabemöglichkeiten am Arbeitsleben für<br />
Schülerinnen und Schüler der Berufsschulstufe von Sonderschulen für Geistigbehinderte.<br />
Sie richtet sich gezielt an Schülerinnen und Schüler, für die eine Beschäftigung auf dem<br />
allgemeinen Arbeitsmarkt angestrebt wird.<br />
Die praktische Erprobung findet in zwei Modulen statt. Beim ersten Modul geht es um die<br />
Verbesserung bei der Entscheidungsfindung. Dazu zählen gezielte Maßnahmen z. B. zur<br />
Mobilität, zum Sozialverhalten und von Schlüsselqualifikation für einen Arbeitsplatz. Beim<br />
zweiten Modul stehen die Vertiefung der Kenntnisse für ein Arbeitsfeld und der Erwerb<br />
von Erfahrungen im Mittelpunkt. Zentral ist dabei die Erprobung von Tätigkeiten in einem<br />
Betrieb.<br />
Der Integrationsfachdienst in Trägerschaft des Freundeskreis Schussenried e. V. führt in<br />
Kooperation mit der Schwarzbach-Schule, der Schule St. Franziskus und der Matthias-<br />
Erzberger-Schule (Berufsschule) die VBO durch. Die Finanzierung erfolgt über das Integrationsamt<br />
beim KVJS, die Agentur für Arbeit und der Eingliederungshilfe beim Landratsamt<br />
<strong>Biberach</strong>.<br />
Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE)<br />
Die Berufsvorbereitungseinrichtungen (BVE) sind schulische Angebote, die aus den Berufsschulstufen<br />
von Sonderschulen für Geistigbehinderte heraus entwickelt wurden. Ziel<br />
ist eine sehr intensive Vorbereitung von besonders leistungsfähigen Schülern mit geistiger<br />
Behinderung für eine Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt in den letzten Schuljah-<br />
41 siehe Kapitel II 2.1.2 Werkstätten