KLARTEXT - Sparkassenzeitung
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MANAGEMENT 15<br />
Man denke nur an die Telekom und Ron<br />
Sommer: Sein Stern sank gemeinsam mit<br />
dem Aktienkurs.<br />
Woran liegt es, dass Manager wie Josef<br />
Ackermann fast noch schärfer beäugt werden<br />
als deren Unternehmen?<br />
Brettschneider: Das hängt mit dem<br />
Negativismus in der Berichterstattung<br />
zusammen. Medien wollen über Kritik<br />
ihre Distanz symbolisieren. Wenn sie<br />
einen Unternehmenschef kritisieren,<br />
dann gilt das als Zeichen für ihre Glaubwürdigkeit.<br />
Wenn sie über seine Erfolge<br />
schreiben, wird schnell gefragt, ob es da<br />
eine geschäftliche Verbindung gibt. Das<br />
andere ist: Je mehr ein Unternehmen<br />
in der Öffentlichkeit steht, desto mehr<br />
muss es sich für sein Verhalten rechtfertigen.<br />
Wenn man ein Renditeziel von<br />
zwanzig Prozent ausgibt, wird das von<br />
Journalisten schnell in den politischen<br />
Zusammenhang gerückt: Auf der einen<br />
Seite Sozialkürzungen, auf der anderen<br />
Seite exorbitante Gewinnerwartungen,<br />
wie passt das zusammen? Wirtschaft<br />
hat den Sprung in den Politikteil der Zeitungen<br />
und in die Talkshows geschafft.<br />
Das erhöht aber auch den Druck auf die<br />
Handelnden.<br />
Das heißt, dass das Image eines Managers<br />
auch davon abhängt, dass er die richtigen<br />
Worte findet.<br />
Brettschneider: Ja, mitunter kann ein<br />
einziger verbaler Fehlgriff eine unerwartet<br />
starke Wirkung entfalten. Erinnern<br />
Sie sich an den Begriff „Peanuts“, mit<br />
dem der einstige Deutschbanker Hilmar<br />
Kopper Rechnungen in Höhe von 50 Mio.<br />
D-Mark bezeichnete, die ein Kunde nicht<br />
zahlen konnte. Dieses Wort hing dem Manager<br />
noch jahrelang nach. Oder denken<br />
Sie an das Victory-Zeichen von Herrn<br />
Ackermann. Unbedacht gewählte Worte<br />
und Gesten wandeln sich schnell zu Symbolen,<br />
die gegen die Manager verwendet<br />
werden.<br />
Wenn sich Manager in den Medien äußern,<br />
sprechen sie aber gern von „sozialer Verantwortung“<br />
und „Nachhaltigkeit“, bezeichnen<br />
sich selbst als „Teamplayer“ und bevorzugen<br />
„flache Hierarchien“. Sind solche – positiv<br />
gemeinten – Äußerungen nicht längst zur<br />
Floskel geworden?<br />
Brettschneider: Das Problem ist die<br />
mangelnde Unterscheidbarkeit, weil alle<br />
die gleichen hohlen Phrasen von sich<br />
geben. Wenn man glaubwürdig kommunizieren<br />
will, muss man Beispiele geben:<br />
Wo wird Nachhaltigkeit im Unternehmen<br />
manifest? Wie zeigen sich flache Hierarchien<br />
im konkreten Arbeitsablauf? Da<br />
sind wir wieder beim Geschichten erzählen<br />
– und bei der Verständlichkeit. <br />
n<br />
Das Gespräch führten Ulrike Schäfer und<br />
Oliver Fischer.<br />
SOZIALE MEDIEN<br />
Weder gestelzt<br />
noch gewollt<br />
Social Networks haben ihre eigene Sprache und Regeln. Wie<br />
Sparkassen ihre Strategie finden und den richtigen Ton treffen.<br />
Zuhören und verstehen<br />
Versuchen Sie, zunächst durch Zuhören und<br />
Beobachten einen Zugang zum Nutzer zu<br />
finden. Mithilfe eigener Recherchen, aber auch<br />
einem gezielten Monitoring können Sie herausfinden,<br />
wie die Nutzer über die Sparkasse<br />
und ihre Themen denken und „Anfängerfehler“<br />
vermeiden. Die regelmäßige und umfassende<br />
Beobachtung von sparkassenrelevanten<br />
Themen im Internet gehört auch später zu<br />
den „Hausaufgaben“, um Krisen frühzeitig zu<br />
erkennen oder die Wirkung der eigenen Aktivitäten<br />
einschätzen zu können.<br />
Klare Ziele festlegen<br />
Eine Strategie mit Zielen, Zielgruppen und<br />
daraus abgeleiteten Kanälen und Maßnahmen<br />
muss Grundlage der Social-Media-Aktivitäten<br />
sein. Sie beantwortet die Frage, welche Unternehmens-<br />
und Kommunikationsziele mit<br />
Sozialen Netzwerken erreicht werden können.<br />
Für Sparkassen kommen etwa Kundendialog,<br />
-einbindung in das gesellschaftliche<br />
Engagement oder Personalrekrutierung<br />
infrage. Grundsätzlich gilt: Xing eignet sich für<br />
geschäftliche Kontakte, Privatkunden erreichen<br />
Sie über Facebook. Twitter dient der Verbreitung<br />
von Unternehmensnachrichten und der<br />
Beantwortung von Kundenanfragen.<br />
Ressourcen einplanen und Strukturen<br />
schaffen<br />
Gutes Social-Media-Management kostet Zeit<br />
und Geld. Die Moderation der Kommunikation<br />
und die Reaktion auf Nutzerbeiträge erfordert<br />
ständige Aktivität und Reaktionsfähigkeit. Dies<br />
setzt klare Verantwortlichkeiten und Vertretungsregeln<br />
voraus. Ein fester Social-Media-<br />
Beauftragter steuert alle Vorhaben, sorgt<br />
für Qualität und Vernetzung der beteiligten<br />
Bereiche. Für die Anfangszeit bietet sich ein<br />
abteilungsübergreifendes Projektteam von<br />
Verantwortlichen aus Marketing, medialem<br />
Vertrieb, Unternehmenskommunikation, Qualitätsmanagement<br />
und Personal an.<br />
Mitarbeiter einbeziehen<br />
Jeder Mitarbeiter ist privat ein wertvoller<br />
Botschafter und Informationslieferant der<br />
Sparkasse, gerade wenn Sie eigene Angebote<br />
in sozialen Medien schaffen wollen. Binden Sie<br />
deshalb von Anfang an alle Mitarbeiter in die<br />
Planungen ein und definieren Sie gemeinsam<br />
den Rahmen der privaten und der beruflichen<br />
Kommunikation in Form von Mitarbeiterrichtlinien.<br />
Diese schaffen Sicherheit für offizielle<br />
Aktivitäten autorisierter Mitarbeiter sowie für<br />
private, aber sparkassenrelevante Aktivitäten<br />
aller Mitarbeiter. Sie dienen der Orientierung<br />
und Sensibilisierung für das Verhalten in<br />
sozialen Netzwerken, haben aber auch eine<br />
Motivationsfunktion.<br />
Mehrwert bieten<br />
Finanzdienstleistungen sind Low-Involvement-<br />
Produkte. Sie benötigen eine besonders starke<br />
Geschichte und für den Nutzer relevante und<br />
aktuelle Themen. Bieten Sie Ihren Kunden<br />
interessante Informationen und Interaktionsmöglichkeiten.<br />
Für das reine „Verkünden“ von<br />
Unternehmensnachrichten braucht es keine<br />
sozialen Medien. Hilfreich sind Themen- und<br />
Kampagnenpläne, die alle infrage kommenden<br />
Inhalte und Aktionen über das Jahr verteilen.<br />
Authentisch auftreten<br />
Ehrlichkeit, aber auch Unehrlichkeit wird in<br />
sozialen Netzwerken schnell erkannt – oder<br />
entlarvt. Identifizieren Sie sich daher immer<br />
eindeutig. Authentizität bedeutet auch,<br />
den Nutzer ernst zu nehmen, sich für seine<br />
Meinung zu interessieren und auf kritische<br />
Fragen einzugehen. Dazu gehört eine einheitliche<br />
Anspracheform – je nach Zielgruppe<br />
wird geduzt oder gesiezt. Begegnen Sie dem<br />
Nutzer auf Augenhöhe und vermeiden Sie eine<br />
sprachliche „Anbiederung“. Es empfiehlt sich<br />
darüber hinaus die Festlegung einheitlicher<br />
Schreibweisen und Begriffe für die sprachliche<br />
Corporate Identity als Grundlage für alle Redakteure<br />
und Mitarbeiter.<br />
Messen Sie Ihren Erfolg<br />
Legen Sie quantifizierbare Zielvorgaben bereits<br />
zu Beginn Ihrer Aktivitäten fest. Bei Marketingaktionen<br />
auf Facebook kann dies beispielsweise<br />
die Gewinnung einer bestimmten Anzahl<br />
von Fans im eigenen Geschäftsgebiet sein.<br />
Wichtig ist auch der Aktivitätengrad und die<br />
Qualität der Beiträge der Nutzer. Überprüfen<br />
Sie immer wieder, ob Sie die anfangs gesetzten<br />
Ziele erreichen und optimieren Sie wenn nötig<br />
Ihre Maßnahmen.<br />
Verena Freyer, DSGV<br />
Eine Checkliste für Social-Media-Aktivitäten der<br />
Sparkassen sowie Muster-Mitarbeiterrichtlinien<br />
erhalten Sie unter Verena.Freyer@dsgv.de.<br />
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